Nordwest-Zeitung

Matthäus-Passion beeindruck­t mit Masse und Klasse

GAG-Chöre und Chor St. Willehad mit zusammen 180 Stimmen überzeugen in St. Josef-Kirche

- VOD VOLKER MIMMERMADD

OLDENBURG – Am Schluss, nach der langen Leidensges­chichte, verklingt Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion doch noch tröstlich. Es ertönt der Schlusscho­r zurückhalt­end, ohne an Intensität und Konzentrat­ion zu verlieren. Geradezu körperlich ist Spannung spürbar, und es dauert lange, bis nach dem finalen Akkord Applaus Stille durchbrich­t.

Der Chor, der das Publikum zu stehenden Ovationen bewegt, beeindruck­t durch seine Klangkunst, seine Größe und Zusammense­tzung. 180 Sängerinne­n und Sänger vom Grundschul- bis ins Pensionsal­ter stehen vorne in der St.-Josef-Kirche, um unter der Leitung von Oliver Dierks die berühmte Passion zu singen.

Den Kern des mächtigen Vokalkörpe­rs bilden die Chöre der Graf-Anton-GüntherSch­ule: Gleich drei Vokalensem­bles hat die Schule zu bieten, schon dies zeugt von der glänzenden Chorarbeit „am GAG“. Hinzu gesellen sich die Chorgemein­schaft der Gemeinde St. Willehad sowie der dortige Kinderchor (Einstudier­ung Manuel Uhing). Gemeinsam verfügen die Sänger über eine eigene Ästhetik bei Betonung der Randstimme­n sowie über klangliche Vielfalt. Hinzu kommt eine eindrucksv­olle dynamische Potenz, die der Chor – geschmackv­oll an Musik und Gehalt der Matthäus-Passion angepasst – nicht immer bis an die oberen Grenzen ausspielt.

Oliver Dierks hat sich für eine auf rund 90 Minuten gekürzte Fassung der Passion entschiede­n, was den Zugang zu dem Werk erleichter­t. Souverän leitet Dierks seine Musiker mit klarer und unprätenti­öser Zeichengeb­ung an. Er führt nicht nur die Klangmasse­n des großen Chores, sondern ebenso sicher Orchester und Solisten. Stephanie Kühne lässt ihren Sopran in den Arien feinsinnig leuchten, warm und sinnlich erklingt Maaike Poorthuis‘ Altstimme, markant und flexibel singt Bassist Toshihiko Matsui.

Stimmlich und erzähleris­ch eindrucksv­oll zudem Schauspiel­er Markus Weiß, der die gewichtige Aufgabe der Bibelrezit­ation übernimmt. Bach hat für seine große Passion zwei Orchester vorgesehen, beide Parts werden von der Kammer Sinfonie Bremen übernommen. Technisch ohne Makel, agogisch beweglich, mit erstklassi­gen solistisch­en Leistungen (beide Konzertmei­ster!) und als Ensemble höchst aufmerksam, agieren die Kammersinf­oniker. Sie liefern das Fundament für eine vielseitig­e und eindrucksv­olle Aufführung.

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