Wenn der Knochen bricht
Alte Menschen leben mit einem erhöhten Verletzungsrisiko
Ein hohes Alter und verschiedene Erkrankungen sind mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden. Knochenbrüche zählen zu den häufigsten Verletzungsfolgen.
BAD ZWISCHENAHN – Aktuelle Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen, dass unkontrollierte Stürze vor allem bei älteren Menschen zu den häufigsten Gründen für einen Unfall zählen, der eine medizinische Versorgung erfordert. Frauen und Männer kommen nicht nur häufiger zu Fall als jüngere Menschen. Ein Sturz auf der Treppe oder über eine Teppichkante führt bei älteren Menschen oft zu Verletzungen. Fachgesellschaftengehen davon aus, dass es bei rund sechs Prozent der Betroffenen zu Knochenfrakturen kommt, wobei das Sturzrisiko ab Mitte 60 mit jeder Lebensdekade weiter ansteigt.
Brüche an den Handgelenken sind bei alten Menschen mit bundesweit rund 200 000 registrierten Fällen pro Jahr der Spitzenreiter. Es folgen die gerade bei alten Menschen gefürchteten Schenkelhalsbrüche (130 000 Fälle pro Jahr) sowie Frakturen der Wirbelkörper (90 000 Fälle). Darüber hinaus führt ein Sturz oftmals auch zu Verletzungen des Kopfes oder der Weichteile sowie zu traumatischen Erlebnissen, die nicht selten in Zweifel an der körperlichen Leistungsfähigkeit und einem weitgehenden Rückzug aus dem sozialen Leben münden.
Substanz geht zurück
Die Folgen einer Sturzverletzung sind für alte Menschen auch deshalb besonders schwerwiegend, weil die Knochen- und Muskelsubstanz im Alter ohnehin immer weiter zurückgeht. Den natürlichen Verlust der Knochendichte und Muskelmasse kann man mit viel Bewegung und gezieltem Training bremsen, aber nicht völlig aufhalten. Wenn es etwa nach einem Wirbel- oder Schenkelhalsbruch zu längeren Ruhezeiten kommt, schreitet der Substanzabbau deutlich schneller voran, erklärt Dr. Gilbert Rosar, stellvertretender Chefarzt der Orthopädie im RehaZentrum am Meer in Bad Zwischenahn: „Dann stellt sich ein doppelt negativer Effekt Dr. Gilbert Rosar behandelt im Reha-Zentrum am Meer auch viele ältere Patienten, die nach einem Knochenbruch wieder auf die Beine kommen möchten.
Die Osteoporose
zählt zu den Hauptrisiken sturzbedingter Verletzungen. Der Grund ist, dass die auch als Knochenschwund bezeichnete Erkrankung mit einem übermäßigen Abbau der Knochensubstanz und somit der Stabilität des Bewegungsapparats verbunden ist. Mit rund acht Millionen Betroffenen zählt die Osteoporose in Deutschland zu den häufigsten
ein. Einerseits werden die Knochen und Muskeln binnen kurzer Zeit erheblich geschwächt. Zudem fällt es älteren Menschen mit jedem weiteren Lebensjahr schwerer, die verloren gegangene Substanz wieder aufzubauen.“
Schon deshalb sei es gerade im Alter wichtig, die Sturzgefahr zu reduzieren. Neben einer Überprüfung des häuslichen Umfelds könne auch die Teilnahme an einem Prophylaxe-Kurs sinnvoll sein. Große Bedeutung habe auch ein gesunder Lebensstil mit einer vitaminreichen – und damit Knochen stärkenden – Ernährung sowie möglichst viel Bewegung. So leben Menschen mit einem gut trainierten Körper mit einem geringeren Sturz- und Verletzungsrisiko.
Neben Erkrankungen wie Osteoporose tragen verschiedene Faktoren zu einer erhöhten Sturzgefahr bei. Hier sind neben krankheitsbedingten
chronischen Erkrankungen. Der altersbedingte Knochenabbau beginnt – meistens noch unbemerkt – bereits ab dem 35. Lebensjahr und setzt sich im höheren Lebensalter immer weiter fort.
Besonders stark
ist der Knochenschwund bei Frauen in den =echseljahren. >In dieser Zeit kann bis zu ?@ Prozent der Knochensubstanz
Beeinträchtigungen und Beschwerden vor allem das abnehmende Seh- und Hörvermögen sowie die in höheren Lebensjahren ebenfalls normale Abnahme des Reaktionsund Koordinationsvermögens zu nennen, berichtet Dr. Rosar: „Mit dem Alter steigt das Risiko für Erkrankungen an, die mit Funktionseinschränkungen und einem erhöhten Sturzrisiko verbunden sind.“
Schwindel-Attacken
Neben dem mitunter mit starken Schwindel-Attacken verbundenen Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen gilt das vor allem für Diabetes-Erkrankungen. Zu den Krankheitsfolgen zählt dabei zum Beispiel die Verschlechterung des Sehvermögens sowie ein vermindertes Gefühlsempfinden an den Füßen, erklärt Dr. Rosar: „Betroffene
verloren gehenA, erklärt Dr. Gilbert Rosar. Der weibliche Körper produziert während der =echseljahre weniger BstrogenHormone, die auch für die Kalzium-Aufnahme in den Knochen verantwortlich sind. Ohne eine ausreichende Versorgung mit diesem entscheidenden Baustein verlieren die Knochen an Dichte und Masse – und können leichter brechen.
merken dann einfach nicht, wenn sie gegen ein Hindernis stoßen.“
Stürze werden zudem häufig durch den Verzicht oder den unsachgemäßen Umgang mit eigentlich erforderlichen Hilfsmitteln begünstigt. Die meisten Verletzungen entstehen durch Stolperfallen im eigenen Heim. Nicht zuletzt müssen ältere Menschen oft eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen, deren Nebenwirkungen und Interaktionen sich negativ auf das Koordinationsvermögen auswirken können. Auch die Veränderung des Gangbilds spielt eine Rolle. So wird aus dem aufrechten Gang mit einem horizontal gestreckten Oberkörper zunehmend eine nach vorn gebeugte Haltung mit Verlagerung des Körperschwerpunkts nach vorn, so Dr. Rosar: „Das ist schlecht für das Gleichgewicht und begünstigt das Sturzrisiko .“