3700 Stellen bei Airbus in Gefahr
Zahlen für Deutschland noch unklar – Varel und Nordenham nicht betroffen
Der A380 und der A400M bereiten Probleme. Andere Flugzeuge bei Airbus laufen gut.
TOULOUSE/IM NORDWESTEN – Wegen einer dramatischen Auftragsflaute bei zwei Flugzeug-Baureihen stellt Airbus bis zu 3700 Stellen in Deutschland und drei anderen Ländern auf den Prüfstand. Der Hersteller zeigte sich aber zuversichtlich, „den meisten der betroffenen Mitarbeitern“neue Stellen im Unternehmen anbieten zu können.
Ein neuer Plan sehe vom Jahr 2020 an die Fertigung von nur noch sechs Passagierjets vom Typ A380 und acht Militärtransportern A400M pro Jahr vor, teilte Airbus im französischen Toulouse nach einem Treffen mit dem Betriebsrat mit. In Deutschland gebe es „besondere Herausforderungen“für die Werke in Bremen und Augsburg, hieß es. Wie viele Jobs am Standort Deutschland betroffen sein könnten, blieb offen. Ein französischer Gewerkschaftsvertreter mutmaßte, dass in Deutschland etwa 1900 Stellen abgebaut werden sollen.
IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner erklärte, die Ankündigung von Airbus verunsichere die Belegschaft: „Die Auftragslage des Unternehmens ist gut genug, dass es für die betroffenen Beschäftigten alternative Arbeitsplatzangebote geben muss.“Betroffen von den Airbus-Plänen sollen in Deutschland vor allem Bremen und Augsburg (Premium Aerotec) sein. Nach Informationen der Ð sind die Standorte Nordenham und Varel nicht betroffen.
Andere Flugzeuge bei Airbus laufen hingegen gut. Die Maschinen der A320-Baureihe sind Kassenschlager, sodass dort die Produktion deutlich hochgefahren wird.
Airbus boomt: Aufträge von fast einer Billion Euro in den Büchern, der Umsatz liegt bei 67 Milliarden Euro und der Nettogewinn hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht. Man sollte meinen, es gehe dem europäischen Luft- und Raumfahrt-Riesen blendend und die Arbeitsplätze seien auf Jahre gesichert. Doch der Konzern hat auch seine Problemkinder.
Das größte Passagier-Flugzeug der Welt, die A 380, verkauft sich nicht wie gewünscht, das Programm wird gestreckt. Der Militär-Transporter A 400M macht mehr durch Pannen auf sich aufmerksam und bleibt mehr am Boden als in der Luft. Und letztlich ist da noch der Kampf-Jet Eurofighter, der weniger ein Kassenschlager als ein Auslaufmodell ist. Diese Probleme zusammen können aber nicht einen Personalabbau von bis zu 3700 Stellen rechtfertigen. Das kann nicht ernsthaft auf dem Rücken der Belegschaften ausgetragen werden, egal ob bei Airbus selbst oder der Tochter Premium Aerotec. Der Konzern hat eine Verantwortung für seine Mitarbeiter. Es geht auch um den Ruf als verlässlicher, seriöser Arbeitgeber.
Andere Flugzeuge bei Airbus laufen hingegen sehr viel besser. Die Maschinen der A320-Baureihe sind Kassenschlager, sodass dort die Produktion deutlich hochgefahren wird. Ähnliches gilt für die zweistrahligen A350-Jets, deren Fertigungsrate hochläuft. Oder stellt Airbus sich jetzt schon darauf ein, auch bei anderen Programmen Auslieferungs-Schwierigkeiten zu bekommen? Vernünftiger wäre es, wenn der Flugzeugbauer Mitarbeiter, die in kriselnden Bereichen nicht mehr gebraucht werden, in boomende Sparten versetzt. Denn vor allem die kleinen Flugzeuge des europäischen Anbieters verkaufen sich blendend.
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