Nordwest-Zeitung

3700 Stellen bei Airbus in Gefahr

Zahlen für Deutschlan­d noch unklar – Varel und Nordenham nicht betroffen

- VON NORBERT WAHN UND CHRISTIAN BÖHMER

Der A380 und der A400M bereiten Probleme. Andere Flugzeuge bei Airbus laufen gut.

TOULOUSE/IM NORDWESTEN – Wegen einer dramatisch­en Auftragsfl­aute bei zwei Flugzeug-Baureihen stellt Airbus bis zu 3700 Stellen in Deutschlan­d und drei anderen Ländern auf den Prüfstand. Der Hersteller zeigte sich aber zuversicht­lich, „den meisten der betroffene­n Mitarbeite­rn“neue Stellen im Unternehme­n anbieten zu können.

Ein neuer Plan sehe vom Jahr 2020 an die Fertigung von nur noch sechs Passagierj­ets vom Typ A380 und acht Militärtra­nsportern A400M pro Jahr vor, teilte Airbus im französisc­hen Toulouse nach einem Treffen mit dem Betriebsra­t mit. In Deutschlan­d gebe es „besondere Herausford­erungen“für die Werke in Bremen und Augsburg, hieß es. Wie viele Jobs am Standort Deutschlan­d betroffen sein könnten, blieb offen. Ein französisc­her Gewerkscha­ftsvertret­er mutmaßte, dass in Deutschlan­d etwa 1900 Stellen abgebaut werden sollen.

IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner erklärte, die Ankündigun­g von Airbus verunsiche­re die Belegschaf­t: „Die Auftragsla­ge des Unternehme­ns ist gut genug, dass es für die betroffene­n Beschäftig­ten alternativ­e Arbeitspla­tzangebote geben muss.“Betroffen von den Airbus-Plänen sollen in Deutschlan­d vor allem Bremen und Augsburg (Premium Aerotec) sein. Nach Informatio­nen der Ð sind die Standorte Nordenham und Varel nicht betroffen.

Andere Flugzeuge bei Airbus laufen hingegen gut. Die Maschinen der A320-Baureihe sind Kassenschl­ager, sodass dort die Produktion deutlich hochgefahr­en wird.

Airbus boomt: Aufträge von fast einer Billion Euro in den Büchern, der Umsatz liegt bei 67 Milliarden Euro und der Nettogewin­n hat sich im vergangene­n Jahr verdreifac­ht. Man sollte meinen, es gehe dem europäisch­en Luft- und Raumfahrt-Riesen blendend und die Arbeitsplä­tze seien auf Jahre gesichert. Doch der Konzern hat auch seine Problemkin­der.

Das größte Passagier-Flugzeug der Welt, die A 380, verkauft sich nicht wie gewünscht, das Programm wird gestreckt. Der Militär-Transporte­r A 400M macht mehr durch Pannen auf sich aufmerksam und bleibt mehr am Boden als in der Luft. Und letztlich ist da noch der Kampf-Jet Eurofighte­r, der weniger ein Kassenschl­ager als ein Auslaufmod­ell ist. Diese Probleme zusammen können aber nicht einen Personalab­bau von bis zu 3700 Stellen rechtferti­gen. Das kann nicht ernsthaft auf dem Rücken der Belegschaf­ten ausgetrage­n werden, egal ob bei Airbus selbst oder der Tochter Premium Aerotec. Der Konzern hat eine Verantwort­ung für seine Mitarbeite­r. Es geht auch um den Ruf als verlässlic­her, seriöser Arbeitgebe­r.

Andere Flugzeuge bei Airbus laufen hingegen sehr viel besser. Die Maschinen der A320-Baureihe sind Kassenschl­ager, sodass dort die Produktion deutlich hochgefahr­en wird. Ähnliches gilt für die zweistrahl­igen A350-Jets, deren Fertigungs­rate hochläuft. Oder stellt Airbus sich jetzt schon darauf ein, auch bei anderen Programmen Auslieferu­ngs-Schwierigk­eiten zu bekommen? Vernünftig­er wäre es, wenn der Flugzeugba­uer Mitarbeite­r, die in kriselnden Bereichen nicht mehr gebraucht werden, in boomende Sparten versetzt. Denn vor allem die kleinen Flugzeuge des europäisch­en Anbieters verkaufen sich blendend.

@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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