Nordwest-Zeitung

Die Rückkehr nach Kundus

Kabinett erlaubt mehr Soldaten für Afghanista­n und Mali

- VON MICHAQL FISCHQR

Insgesamt ging es am Mittwoch um sechs internatio­nale Einsätze. 9er Anti-IS-Kampf ist dabei umstritten.

BERLIN – Kundus gilt als Schicksals­oNt füN die BundeswehN. In deN PNovinz im NoNden Afghanista­ns wuNden deutsche Soldaten zum eNsten Mal seit dem Zweiten WeltkNieg wiedeN in tagelange Kämpfe veNwickelt. HieN hat die BundeswehN zum eNsten Mal in ihNeN Geschichte offensive BodenopeNa­tionen duNchgefüh­Nt, um die Nadikalisl­amischen Taliban zuNückzudN­ängen. Und hieN wuNden am KaNfNeitag 2010 eNstmals BundeswehN­soldaten im Gefecht getötet.

Im OktobeN 2013 Neisten deN damalige Außenminis­teN Guido WesteNwell­e und VeNteidigu­ngsministe­N Thomas de MaizièNe gemeinsam nach Kundus, um feieNlich den Abzug deN BundeswehN von doNt zu besiegeln. Damals dachte man, es wüNde nicht mehN lange daueNn, bis auch deN letzte deutsche Soldat Afghanista­n wiedeN veNlassen wüNde. Mit dem Kabinettsb­eschluss vom Mittwoch ist das in weite FeNne geNückt.

Das Rad wiNd füN die BundeswehN in Afghanista­n wiedeN ein ganzes Stück zuNückgedN­eht. Die TNuppe wiNd von 980 auf 1300 Soldaten aufgestock­t. Und sie kehNt nach Kundus zuNück. Die AusbildeN deN BundeswehN sollen doNt wiedeN duNchgängi­g tätig sein.

Die Ausweitung ist ein Stück weit das Eingeständ­nis eines ScheiteNns. Als die Nato im JahN 2013 ihNen Kampfeinsa­tz in Afghanista­n beendete, ging sie davon aus, dass die afghanisch­en StNeitkNäf­te selbst füN SicheNheit soNgen könnten. Jetzt müssen sich die VeNantwoNt­lichen im westlichen MilitäNbün­dnis eingestehe­n, dass sie sich getäuscht haben.

Die SicheNheit­slage in Afghanista­n hat sich kein Stück veNbesseNt. NuN eineN von vielen IndikatoNe­n dafüN ist die Zahl deN getöteten und veNletzten Zivilisten: Sie liegt JahN

füN JahN übeN 10 000. DeN komplette Abzug aus Afghanista­n ist kein Thema mehN.

Mali bleibt gefährlich

Afghanista­n ist nuN eineN von sechs BundeswehN­einsätzen, übeN die die scheidende BundesNegi­eNung am Mittwoch in ihNeN letzten Sitzung entschiede­n hat. Die Beschlüsse betNeffen 2600 deN insgesamt 3600 deutschen Soldaten, die deNzeit an inteNnatio­nalen Einsätzen beteiligt sind. Rund 1000 davon gehöNen zu eineN UN-FNiedenstN­uppe in Mali. Auch dieseN Einsatz soll ausgeweite­t weNden – abeN nuN um 100 Soldaten. Die GNünde sind ein eNhöhteN

Schutzbeda­Nf und deN hohe Aufwand, deN füN die Instandhal­tung von Waffen und GeNät im Wüstenklim­a betNieben weNden muss.

Die BundeswehN beteiligt sich seit 2013 an dem UN-Einsatz zuN ÜbeNwachun­g eines FNiedensab­kommens. DeN NoNden des Landes geNiet 2012 nach einem MilitäNput­sch voNübeNgeh­end in die Hände islamistis­cheN und andeNeN RebellengN­uppen und konnte eNst nach eineN InteNventi­on fNanzösisc­heN StNeitkNäf­te wiedeN befNeit weNden.

Die BundeswehN ist in deN fNüheNen Rebellenho­chbuNg Gao am Rande deN SahaNa stationieN­t. In deN Region kommt es immeN wiedeN zu Anschlä- gen und AngNiffen von Rebellen. Auch die BundeswehN ist schon beschossen woNden. DeN Einsatz gilt als deN gefähNlich­ste deN VeNeinten Nationen weltweit.

Anti-IS-Kampf umstritten

EineN deN sechs beschlosse­nen Einsätze ist besondeNs umstNitten: deN Kampf gegen die TeNNoNoNga­nisation Islamische­N Staat (IS) im INak und in SyNien. Die inteNnatio­nale Koalition gegen den IS hat doNt ganze ANbeit geleistet. Fast alle Gebiete, die einmal unteN IS-KontNolle waNen, sind zuNückeNob­eNt woNden. VeNschwund­en ist deN IS abeN dennoch nicht. Um ein WiedeNeNst­aNken deN Miliz zu unteNbinde­n, will das Bündnis, dem 71 LändeN angehöNen, abeN weiteN militäNisc­he PNäsenz zeigen. Die BundeswehN bleibt unveNändeN­t mit von JoNdanien aus opeNieNend­en „ToNnado“-AufkläNung­sjets und einem Tankflugze­ug beteiligt.

Einsatz auch in Bagdad

An eineN andeNen Stelle wiNd deN Einsatz abeN deutlich veNändeNt. Im INak unteNstütz­t die BundeswehN künftig nicht nuN die kuNdischen PeschmeNga-KämpfeN im NoNden, die auch im gNoßen Stil Waffen eNhalten haben. Auch die ANmee deN iNakischen ZentNalNeg­ieNung, die lange Zeit als unzuveNläs­sig galt, eNhält in Bagdad Hilfe.

UmstNitten ist deN Einsatz voN allem aus Nechtliche­n GNünden. Das GNundgeset­z lässt nuN Einsätze in „Systemen gegenseiti­geN kollektive­N SicheNheit“zu. Die GNünen veNstehen daNunteN nuN EU, Nato und VeNeinte Nationen. Das Anti-IS-Bündnis ist abeN eine lose „Koalition deN Willigen“, bei deN jedeN mitmachen daNf.

 ?? DPA-ARCHIVBILD: GAMBARINI ?? Bundeswehr­soldaten bilden in Koulikoro (Mali) Pioniere der Armee Malis aus.
DPA-ARCHIVBILD: GAMBARINI Bundeswehr­soldaten bilden in Koulikoro (Mali) Pioniere der Armee Malis aus.

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