Nordwest-Zeitung

EU droht Trump mit Gegensch(ag

:rüsseler ;iste offiziell noch geheim – aber Ð-<orres=ondent konnte sie einsehen

- VON DQTLQF DRQWQS, BÜRO BRÜSSQL

Auf die Drohungen der USA mit neuen Zöllen reagiert die EU zunächst zurückhalt­end. Doch die Pläne für Gegenmaßna­hmen sind bereits fertig.

FRÜSSEL – Bohnen, Boote und Bourbon – sollte US-Präsident Donald Trump wirklich die Zölle auf Stahl und Aluminium anheben, weiß die EU seit Mittwoch, welche Produkte aus den USA sie im Gegenzug teurer machen will. Besonders ärgert die Europäisch­e Kommission, dass Trump seine Maßnahme mit der nationalen Sicherheit begründet und die Union somit zum Gegner erklärt.

Auf sechs Seiten trug die Brüsseler Behörde in den vergangene­n Tagen zusammen, welche amerikanis­chen Produkte mit zusätzlich­en Abgaben belegt werden könnten: Cranberrie­s, Bohnen, Erdnussbut­ter, Mais, T-Shirts, Herrenschu­he, kalifornis­cher Orangensaf­t, Makeup- und Kosmetikar­tikel, Sportboote und Motorräder – insgesamt wären Waren und Produkte im Wert von rund 2,8 Milliarden Euro betroffen, heißt es in dem Papier, das vorerst noch unveröffen­tlicht bleibt. Unser Brüsseler Büro konnte es dennoch einsehen.

Auch für Whiskey, Zigarren und Zigaretten sowie übrigen Tabak will die EU-Kommission statt der bisher üblichen 75 Prozent an Zöllen deutlich mehr von den USA verlangen. Außerdem hat Brüssel die amerikanis­che Aluminiump­roduktion im Visier. Auf fast eineinhalb Seiten drehen sich die EU-Strafmaßna­hmen nur um Produkte der Stahlindus­trie, die Trump mit seinem Protektion­ismus eigentlich schützen will – und sie damit umgekehrt für ein europäisch­es Embargo freigeben würde.

Doch noch ist es nicht so weit. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström, die die Antwort der Gemeinscha­ft am Mittwoch in Brüssel präsentier­te, zeigte sich sogar noch hoffnungsv­oll, dass Wa- shington auf die Maßnahme entweder ganz verzichtet – oder zumindest die EU ausnehmen werde. Denn: „Es ist einfach unfair“, eine Abschottun­g der USA auf die rechtliche Grundlage des Artikels 232 des „Trade Expansion Acts“aus dem Jahr 1962 zu stellen. „Wir sind doch keine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigte­n Staaten, sondern Verbündete“, betonte Malmström. „Wir sind immer noch zuversicht­lich, einen großen Handelskri­eg vermeiden zu können.“

Deswegen habe die Kommission „in enger Übereinsti­mmung mit den Mitgliedst­aaten“auch eine dreistufig­e Antwort ausgearbei­tet: An erster Stelle steht eine Klage bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO). Außerdem müsse die Behörde die europäisch­e Stahlbranc­he schützen – vor weiteren Billigimpo­rten, die sich nach den USA nun neue Märkte suchen würden. Erst an dritter Stelle listet das Dokument höhere Abgaben auf US-Waren auf. Brüssel will erkennbar niemanden verärgern.

 ?? AP-BILD: HARNIK ?? Donald Trump am Mittwoch bei einer Rede
AP-BILD: HARNIK Donald Trump am Mittwoch bei einer Rede

Newspapers in German

Newspapers from Germany