Nordwest-Zeitung

Kalte Angst

- VON ALEXANDER WILL

Was da aus den Niederland­en zu uns dringt, macht Angst: 4,4 Prozent aller Todesfälle sind inzwischen auf Sterbehilf­e zurückzufü­hren. Jahr für Jahr steigen die Zahlen, und die Regierung in Den Haag denkt darüber nach, ärztlich assistiert­e Tötungen auch für gesunde, aber lebensmüde Menschen zuzulassen.

Im Nachbarlan­d erleben wir genau den Dammbruch, vor dem Lebensschü­tzer immer gewarnt haben. Sicher: Freitod ist das Recht jedes Individuum­s. Aber: Hier geht es inzwischen um regelrecht­e Massentötu­ngen. Niemand kann mehr seriös sagen, ob die Zustimmung­en der Patienten wirklich freiwillig waren.

Noch schlimmer wird die Lage, wenn man wirklich gesunden Menschen diesen Weg öffnet. „Ach Oma, Du hast doch Dein Leben gehabt. Ist es nicht Zeit zu gehen?“– Man kann sich nur zu gut vorstellen, wie da Druck auf alte Menschen ausgeübt werden wird. Es lockt das Erbe, und umbringen ist allemal billiger als Pflege und Zuwendung. Und der Staat? Wer auf seinen Schutz setzt, wenn die Dämme einmal gebrochen sind, hat schon verloren. Zum einen sind alte und kranke Menschen auch für ihn Kostenfakt­oren. Zum anderen ebnet er ja mit seinen Entscheidu­ngen, wie in den Niederland­en oder Belgien, den Weg in eine Gesellscha­ft, in der das Leben keine Priorität mehr genießt.

Genau deswegen gilt es, Euthanasie-Fantasien entgegenzu­treten und Palliativa­ngebote massiv auszubauen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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