Ärger um Starterlaubnis für 31 Russen
Deutscher Behindertensportverband kritisiert Entscheidung scharf
PYEONGCHANG – Friedhelm Julius Beucher hat ein schlechtes Gefühl. Bei jedem russischen Athleten würden doch „die Zweifel mitlaufen“, sagt der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). Den Start dieser Sportler bei den 12. Winter-Paralympics, die an diesem Freitag in Pyeongchang eröffnet werden, nennt er „nach dem Sündenfall von Sotschi“deshalb einen „Schlag ins Gesicht der sauberen Sportler“.
Beuchers schlechtes Gefühl dürfte sich am Mittwoch noch verstärkt haben. Mit Kopfschütteln reagierte der DBS da auf die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees IPC, Langläuferin und Biathletin Michalina Lysowa nachträglich als 31. russische Sportlerin für die Wettbewerbe in Pyeong- chang zuzulassen. „Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, sagte Bundestrainer Ralf Rombach.
Lysowa, sechsfache Medaillengewinnerin von Sotschi 2014, steht unter Manipulationsverdacht, ihr Name taucht im sogenannten McLaren-Bericht auf. Im Gegensatz zu den Sommerspielen 2016 im brasilianischen Rio de Janeiro dürfen in Pyeongchang laut IPC „nachweislich saubere“ Russen starten.
Die Kritik an der Entscheidung des Weltverbandes ist deutlich. Er habe für diesen „Freifahrtschein überhaupt kein Verständnis“, sagte Beucher und fragt sich: „Wie will denn ein Sportler beweisen, dass er sauber ist, wenn sein Verband nachweislich Proben ausgetauscht hat oder verschwinden ließ?“Es gebe noch viel zu viele Fragezeichen, als dass man eine derart „großzügige Offerte“machen könne: „Wenn die sogenannten Neutralen Paralympischen Athleten an Ihnen vorbeisausen, läuft bei jedem Stockschlag das Misstrauen mit, davon können Sie sich nicht frei machen.“
Zwar ist das Russische Paralympische Komitee RPC weiterhin suspendiert, doch zehn alpine Skiläufer, inklusive Lysowa nun 13 Langläufer, drei Snowboarder und das fünfköpfige RollstuhlcurlingTeam dürfen als „Neutrale Paralympische Athleten“(NPA) teilnehmen. IPC-Präsident Andrew Parsons sieht die Entscheidung als „nötige Maßnahme“. Zumal er bei den Russen „große Fortschritte“ausgemacht haben will, „und das erkennen wir an“.
Anders als das Internationale Olympische Komitee IOC macht das IPC den Russen ansonsten aber keine weiteren Zugeständnisse. Das IOC hatte die 169 Aktiven unter der Olympischen Flagge als „Olympische Athleten aus Russland“teilnehmen lassen. Eine Nennung Russlands gibt es bei den Paralympics dagegen nicht.