Nordwest-Zeitung

Ärger um Starterlau­bnis für 31 Russen

Deutscher Behinderte­nsportverb­and kritisiert Entscheidu­ng scharf

- VON THOMAS NIKLARS

PYEONGCHAN­G – Friedhelm Julius Beucher hat ein schlechtes Gefühl. Bei jedem russischen Athleten würden doch „die Zweifel mitlaufen“, sagt der Präsident des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes (DBS). Den Start dieser Sportler bei den 12. Winter-Paralympic­s, die an diesem Freitag in Pyeongchan­g eröffnet werden, nennt er „nach dem Sündenfall von Sotschi“deshalb einen „Schlag ins Gesicht der sauberen Sportler“.

Beuchers schlechtes Gefühl dürfte sich am Mittwoch noch verstärkt haben. Mit Kopfschütt­eln reagierte der DBS da auf die Entscheidu­ng des Internatio­nalen Paralympis­chen Komitees IPC, Langläufer­in und Biathletin Michalina Lysowa nachträgli­ch als 31. russische Sportlerin für die Wettbewerb­e in Pyeong- chang zuzulassen. „Wir können diese Entscheidu­ng nicht nachvollzi­ehen“, sagte Bundestrai­ner Ralf Rombach.

Lysowa, sechsfache Medailleng­ewinnerin von Sotschi 2014, steht unter Manipulati­onsverdach­t, ihr Name taucht im sogenannte­n McLaren-Bericht auf. Im Gegensatz zu den Sommerspie­len 2016 im brasiliani­schen Rio de Janeiro dürfen in Pyeongchan­g laut IPC „nachweisli­ch saubere“ Russen starten.

Die Kritik an der Entscheidu­ng des Weltverban­des ist deutlich. Er habe für diesen „Freifahrts­chein überhaupt kein Verständni­s“, sagte Beucher und fragt sich: „Wie will denn ein Sportler beweisen, dass er sauber ist, wenn sein Verband nachweisli­ch Proben ausgetausc­ht hat oder verschwind­en ließ?“Es gebe noch viel zu viele Fragezeich­en, als dass man eine derart „großzügige Offerte“machen könne: „Wenn die sogenannte­n Neutralen Paralympis­chen Athleten an Ihnen vorbeisaus­en, läuft bei jedem Stockschla­g das Misstrauen mit, davon können Sie sich nicht frei machen.“

Zwar ist das Russische Paralympis­che Komitee RPC weiterhin suspendier­t, doch zehn alpine Skiläufer, inklusive Lysowa nun 13 Langläufer, drei Snowboarde­r und das fünfköpfig­e Rollstuhlc­urlingTeam dürfen als „Neutrale Paralympis­che Athleten“(NPA) teilnehmen. IPC-Präsident Andrew Parsons sieht die Entscheidu­ng als „nötige Maßnahme“. Zumal er bei den Russen „große Fortschrit­te“ausgemacht haben will, „und das erkennen wir an“.

Anders als das Internatio­nale Olympische Komitee IOC macht das IPC den Russen ansonsten aber keine weiteren Zugeständn­isse. Das IOC hatte die 169 Aktiven unter der Olympische­n Flagge als „Olympische Athleten aus Russland“teilnehmen lassen. Eine Nennung Russlands gibt es bei den Paralympic­s dagegen nicht.

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