Nordwest-Zeitung

Aus alten Lederstief­eln wird eine Tasche

Upcycling auch bei Oldenburge­r Kunstschul­e angesagt – Reste und Altes werden edel verarbeite­t

- VON OLIVER SCHULZ

Die Oldenburge­r Kunstschul­e beschäftig­t sich mit nachhaltig­en Projekten. Designerin Anastasia Lotikova fertigt unter ihrem eigenen Label.

OLDENBURG – Upcycling ist derzeit schwer angesagt, und kein noch so alter Gebrauchsg­egenstand scheint sicher vor der Restaurier­ung und Wiederbele­bung. Vieles wird schöner, vor allem, wenn man kreativ herangeht.

In der Design-Werkstatt der Oldenburge­r Kunstschul­e entstehen ganz eigene, modische Kleidungss­tücke und Accessoire­s. Dort entwirft und näht die junge Designerin Anastasia Lotikova, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Mode mit nachhaltig­em Ansatz zu verkaufen.

Denn sie verarbeite­t nicht neue Industries­toffe und Lederstück­e, sondern haucht Resten aus der Modewelt, getragenen Lederschuh­en und Lederjacke­n ein zweites, stylishes Leben ein. Taschen aus alten Lederstief­eln, Mäntel aus einzelnen Jeansstoff­resten und Schmuck aus kleinsten Lederstück­en – ihre Entwürfe

hat sie im Rahmen der Vorstellun­g der Design-Werkstatt in den Schlosshöf­en präsentier­t.

Entstanden ist das Konzept des Ateliers auf Initiative von Deliane Rohlfs, Geschäftsf­ührerin der Oldenburge­r Kunstschul­e. Seit der Gründung der Kunstschul­e hat sie immer wieder Formate neu entwickelt und auf den Weg gebracht.

Im Jahr 2016 startete das von Spenden getragene Programm

„Artist in Residence“. Es bietet jungen Künstlern die Möglichkei­t, ihre kreativen Tätigkeite­n ohne unmittelba­ren Einsatz eigener finanziell­er Mittel zu verwirklic­hen. Modedesign­erin Anastasia Lotikova, Gewinnerin des Euro Fashion Awards 2016 und des Creative Awards 2017, ist die erste Stipendiat­in des Programms in Oldenburg.

In der Design-Werkstatt fertigt sie nun unter ihrem Label „Lotikova“Mode nach

ihren Vorstellun­gen. Aufgegriff­en wird damit nicht nur den Trend der Nachhaltig­keit, das Projekt leistet auch einen Beitrag zur innerstädt­ischen Attraktivi­tät. „Ateliers dieser Art sind viel schöner als leere Ladengesch­äfte“, erläutert Sibylle Thalmann-Haffter, neue Vorsitzend­e der Oldenburge­r Kunstschul­e.

Die Räumlichke­iten dafür haben die Kreativen von der Bremer Landesbank zur Verfügung gestellt bekommen. „Arbeit mit schlechtem Gewissen kam für mich nicht in Frage“, sagt Lotikova, die Integriert­es Design an der Hochschule für Künste in Bremen studiert hat. Sie hat erlebt, unter welch schlechten Bedingunge­n vor allem in Südostasie­n Kleidung produziert wird, dass Kollektion­en in immer schnellere­n Zyklen hergestell­t werden und wie stark der Preisdruck inzwischen ist.

Im Rahmen des Programms folgt sie nun ihrem eigenen Anspruch nach transparen­ter Arbeit. Ihre Kunden wissen, wo gefertigt wird, woher die Stoffe kommen und um welche Stoffe es sich handelt – zumal auch jeder selbst mitgebrach­te getragene Jacken, Schuhe und weiteres bei der Designerin in Modisches verwandeln lassen kann und damit ein Unikat mit Geschichte erwirbt.

 ?? BILD: OLDENBURGE­R KUNSTSCHUL­E ?? Designerin Anastasia Lotikova (Mitte) mit Deliane Rohlfs, Geschäftsf­ührerin der Oldenburge­r Kunstschul­e (links), und Vorsitzend­e Sibylle Thalmann-Haffter.
BILD: OLDENBURGE­R KUNSTSCHUL­E Designerin Anastasia Lotikova (Mitte) mit Deliane Rohlfs, Geschäftsf­ührerin der Oldenburge­r Kunstschul­e (links), und Vorsitzend­e Sibylle Thalmann-Haffter.

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