Das Beben im Volkspark
Bruchhagen und Todt müssen gehen – Hoffmann neuer starker Mann Hoffmann will mit der Beurlaubung des Führungsduos einen Neuanfang beim HSV einleiten. Trainer Hollerbach darf bleiben – vorerst.
HAMBURG – Als der beurlaubte Clubchef Heribert Bruchhagen im ersten Stock des Volksparkstadions gerade begann sein Büro auszuräumen, betrat Bernd Hoffmann die große Bühne beim Hamburger SV. Vor rund einem Dutzend Kamerateams und etwa 30 Reportern verkaufte der neue starke Mann bei den Hanseaten den Rauswurf von Bruchhagen und Sportchef Jens Todt als alternativlosen „Neuanfang“in der wohl schlimmsten Krise der Vereinsgeschichte.
Man sei zu der Auffassung gekommen, einen „Impuls setzen“zu müssen, sagte Hoffmann, der am Mittwochabend einstimmig zum neuen Aufsichtsratsboss der HSV Fußball AG bestimmt wurde und danach sofort knallhart durchgriff. Der 55-Jährige setzte Bruchhagen vor die Tür, anschließend informierte der bisherige Finanzvorstand Frank Wettsein Todt über dessen Freistellung. Wettsein übernimmt zunächst die operative Führung des Clubs.
Ob auch der erst vor 45 Tagen engagierte Trainer Bernd Hollerbach im Zuge des Entlassungs-Bebens seinen Job verliert, ist an diesem denkwürdigen Donnerstag in Hamburg wahrscheinlicher geworden. „Stand heute halte ich einen Trainerwechsel für nicht möglich“, sagte Wettstein nur. Schon nach dem Auswärtsspiel bei BundesligaRekordmeister Bayern Mün- chen an diesem Samstag (15.30 Uhr) kann dies ganz anders aussehen.
Bruchhagen, dessen Vertrag erst im Dezember bis 2019 verlängert worden war, reagierte mit Verständnis auf seine Beurlaubung. Er übernehme „die Verantwortung“für die sportliche Krise.
Trotz des Tohuwabohu beim Tabellenvorletzten sieht Hoffmann, der erst vor 18 Tagen zum Präsidenten des Muttervereins gewählt wor- Ein Par, den HSV „gut aufgestellt, die Weichen zu stellen“. Doch der Manager musste auch zugeben: Die Kaderzusammenstellung werde ein „Gesamtkunstwerk“.
Obwohl die Planungen – egal für welche Liga – nun intensiv betrieben werden müssen, will sich Hoffmann bei der Suche nach einem neuen Clubchef Zeit lassen. „Wir werden nicht den Fehler der letzten Jahre machen, sofort eine neue Lösung auf einer Position zu präsentieren“, sagte Hoffmann, der den HSV als Vorstandsvorsitzender von 2003 bis 2011 führte – in diese Zeit fallen auch die bisher letzten Auftritte des Vereins im Europapokal. Eine Rückkehr als Clubchef strebt der machtbewusste Hoffmann laut eigener Aussage aber nichtan.
Wettstein sucht parallel nach einem neuen Sportchef, zuletzt wurden für den Posten der zurzeit vereinslose Jörg Schmadtke und Hannovers Manager Horst Heldt gehandelt. Todt war seit Januar 2017 im Amt und wie Bruchhagen nicht überrascht von seinem Aus. „Wenn sich alle einig sind, dass es im Sommer auch nicht mehr weitergegangen wäre, dann ist es folgerichtig, schon jetzt eine Entscheidung zu treffen“, sagte Todt.