Nordwest-Zeitung

Gegenwind für Monsieur Euro

Widerstand 9e9en franz:sische Pläne für mehr Zentralisi­erun9

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Mit seinen „Reformplän­en“für die EU treibt Fran0reich­s Präsident jetzt auch die Nordeuropä­er auf die Barri0aden – und Mer0el la8iert.

BRÜSSEL – Als Emmanuel Macron seine Europa-Visionen präsentier­te, erntete er Lob und Anerkennun­g. Nun liegen die Pläne erst einmal auf Eis. Und daran ist nicht nur die künftige Bundesregi­erung schuld. Die Finanzmini­ster der Euro-Zone wussten am Montag auch nicht recht, wie sie den Reformmoto­r wieder anwerfen sollten.

Peter Altmaier zog eine zufriedens­tellende Bilanz. Fünf Mal habe er als kommissari­scher Finanzmini­ster an Eurogruppe­n-Sitzungen teilgenomm­en, sagte er am Montag in Brüssel. „Wir haben an allen Debatten aktiv mitgewirkt und unsere Hausaufgab­en gemacht.“Doch daran gibt es erhebliche Zweifel.

Bereits am Wochenende war bekannt geworden, dass die amtierende Bundesregi­erung die Luft aus den hochfliege­nden Reformplän­en des französisc­hen Staatspräs­identen Emmanuel Macron gelassen hatte. Einen gemeinsame­n Vorstoß zu den Ideen aus Paris über einen Europäisch­en Währungsfo­nds, ein eigenes Budget für die Währungsun­ion oder gar einen

EU-Finanzmini­ster werde es vorerst nicht geben, hieß es. Zuvor müsse die neue Regierung ihre Ämter übernehmen, erst dann könne man sich abstimmen und schließlic­h reden. Diese Erklärung dürfte

nur die halbe Wahrheit sein.

Zum einen hat die MacronInit­iative in Berlin keineswegs Euphorie ausgelöst. Zum anderen wächst der Widerstand anderer Staaten spürbar. In der vergangene­n Woche schickten die acht Finanzmini­ster der Niederland­e, Dänemarks, Irlands, Schwedens, Finnlands und der baltischen Staaten einen gemeinsame­n Brief nach Brüssel. Tenor: Weitere Kompetenz-Verlagerun­gen nach Brüssel sind nicht gewünscht. „Am Ende müssen wir einen Konsens darüber finden, was wir unbedingt brauchen, nicht darüber, was einige gerne hätten“, heißt es in dem Schreiben. Die Skepsis gegen einen allzu starken deutsch-französisc­hen Motor ist verbreitet.

Den Euro-Finanzmini­stern blieb am Montag deshalb kaum mehr als die ohnehin auf Halde liegenden Vorhaben zur Bankenunio­n wiederzube­leben, ohne allzu große Fortschrit­te erreichen zu können. Nach wie vor wehren sich Deutschlan­d und einige wirtschaft­sstarke Nationen gegen die Einführung einer gemeinsame­n Verantwort­ung für die Sorgenkind­er der EU.

Die Bundesrepu­blik werde „keine Haftung für andere übernehmen, solange diese ihre Risiken nicht erfolgreic­h ausgeräumt hätten“, bekräftigt­e Altmaier die von seinem Vorgänger Wolfgang Schäuble seit Jahren propagiert­e Linie. Dabei gilt das Projekt einer europäisch­en Einlagensi­cherung als der letzte noch nicht fertiggest­ellte Pfeiler der Bankenunio­n.

Die Bauarbeite­n sind zum Erliegen gekommen. Es könnte sogar eine Dauer-Baustelle werden.

 ?? DPA-BILD: SWARUP ?? Emmanuel Macron verliert an Strahlkraf­t.
DPA-BILD: SWARUP Emmanuel Macron verliert an Strahlkraf­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany