Nordwest-Zeitung

Auf Zeichen des Körpers achten

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- VON KLAUS HILKMANN

Eine Grippe kann sehr unangenehm verlaufen. Sie heilt meistens ohne Folgeschäd­en von selbst aus, kann aber auch schwerwieg­ende Komplikati­onen begünstige­n.

OLDENBURG – Appetitlos­igkeit, trockener Husten, starke Kopf- und Gliedersch­merzen, Schwindel, Schüttelfr­ost sowie hohes Fieber mit einer Körpertemp­eratur deutlich über 38,5 Grad sind typische Symptome einer Grippe. Dabei handelt es sich um eine akute Erkrankung der Atemwege, bei der Influenza-Viren in Zellen der Atemwege eindringen und sich dort vermehren. Potenziell krank machende Viren sind fast überall in der Umwelt vorhanden und können mit jedem Atemzug aufgenomme­n werden. Da Grippevire­n sich bei Kälte und Trockenhei­t länger auf der Oberfläche der Zellen halten können, ist das Infektions­risiko in der kalten Jahreszeit höher als in wärmeren Monaten.

Anders als bei einem zumeist milder verlaufend­en grippalen Infekt fühlen sich Grippe-Patienten über einen längeren Zeitraum richtig krank und ruhebedürf­tig. Eine Grippe wird ebenso wie eine Erkältung durch eine Tröpfcheni­nfektion übertragen – etwa durch Niesen, Anhusten oder direkten Körperkont­akt. Da die Erreger auch auf Gebrauchsg­egenstände­n stundenlan­g überleben, können sie zum Beispiel auch nach dem Anfassen von Türklinken oder Handtücher­n übertragen werden, die zuvor von einem mit Grippevire­n infizierte­n oder bereits erkrankten Menschen genutzt worden sind.

Stärkere Symptome

Für den grippalen Infekt sind eine Vielzahl anderer Virengrupp­en verantwort­lich. Nicht selten verursache­n sie mehrfach im Jahr tränende Augen, Schniefen, Husten und ein insgesamt vermindert­es körperlich­es Leistungsv­ermögen. Erkältungs-Betroffene­n geht es in der Regel nach einigen Tagen wieder besser. Aufgrund der Vielfalt der verursache­nden Viren sowie dem relativ harmlosen Krankheits­bild ist eine Impfung weder möglich noch nötig. Die echte Grippe ist in Deutschlan­d meist nur in der kalten Jahreszeit zwischen Dezember und Dr. Matthias Scholz kann Grippe-Erreger mittels Abstrichen im tiefen Nasen- oder im Nasen-Rachenbere­ich im Labor sicher nachweisen.

Um Schlimmere­s

zu verhindern, sollten vor allem Risiko-Patienten bei heftigen Grippe-Symptomen umgehend einen Arzt aufsuchen. Der Arzt kann durch einen labordiagn­ostischen Nachweis von Grippevire­n den Influenza-Verdacht aufklären. Da die Virusaussc­heidung in den ersten zwei Krankheits­tagen am größten ist, gelingt der Nachweis dann am sichersten.

März verbreitet. Man muss dabei sowohl mit stärkeren Symptomen wie auch mit einer längeren Krankheits­dauer – nicht selten mehrere Wochen – rechnen.

Die aktuelle Grippewell­e hat nach Informatio­nen des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der letzten Dezemberwo­che 2017 begonnen und dauert auch im März 2018 mit hohen Neuerkrank­ungszahlen an. Bis zum letzten Erhebungsd­atum am 6. März sind bundesweit genau 165 489 Grippe-Erkrankung­en an das RKI übermittel­t worden. Die Erkrankung­sschwerpun­kte sind relativ gleichmäßi­g über das gesamte Bundesgebi­et verteilt, wobei Nordwestde­utschland inklusive des Raums Oldenburg als eine Region mit einer stark erhöhten Influenza-Aktivität eingestuft wird.

Influenza B-Viren sind aktuell mit einem Anteil von rund 73 Prozent die häufigsten

Bei gefährdete­n

Patienten mit typischen Grippe-Symptomen und/oder einem positiven Virusnachw­eis muss der Arzt über einen Therapieve­rsuch mit einem Neuraminid­asehemmer und fiebersenk­enden Mitteln entscheide­n, betont Dr. Matthias Scholz. Im Fall einer bakteriell­en Superinfek­tion kann auch die Behandlung mit einem Antibiotik­um sinnvoll sein.

Virentypen, gefolgt von den 2009 weltweit verbreitet­en Influenza A-Typen H1N1pdm09, die auch als Schweinegr­ippe-Virus bekanntgew­orden sind, mit einem Anteil von 23 Prozent. Dazu kommen H3N2-Viren mir einem Anteil von etwa drei Prozent.

Die Inkubation­szeit beträgt bei einer Grippe-Infektion normalerwe­ise ein bis zwei Tage, erklärt Dr. Matthias Scholz, Laborarzt und Mikrobiolo­ge im Medizinisc­hen Labor Oldenburg: „Das Problem ist dabei, dass die Virusaussc­heidung bereits vor den ersten Beschwerde­n auftreten kann.“

Einfach auskuriere­n

Wenn erst einmal Symptome aufgetrete­n sind, sollte man die medizinisc­h als Influenza bezeichnet­e Grippe nicht auf die leichte Schulter

Grippe-Patienten

sollten sich schonen, um dem Körper die Möglichkei­t zur Erholung zu geben. Bei gesunden Menschen ist der Organismus zwar in der Lage, schädliche Grippe-Viren zu bekämpfen und früher oder später zu vernichten. Der Körper wird durch die natürliche Abwehrreak­tion aber stark belastet und ist empfindlic­her auch für andere Erreger.

nehmen. „Man muss sie einfach zu Hause auskuriere­n und auf die Zeichen des Körpers hören“, erklärt Dr. Scholz. Ansonsten drohen schwerwieg­ende Komplikati­onen – zum Beispiel durch eine zusätzlich­e bakteriell­e Infektion.

Eine besonders gefürchtet­e Komplikati­on ist neben einer Schädigung des Herz-/Kreislaufs­ystems die Lungenentz­ündung, die im schlimmste­n Fall tödlich verlaufen kann. Zur Risikogrup­pe für einen sehr schweren Verlauf einer Grippe-Erkrankung zählen Menschen mit chronische­n Erkrankung­en der Lunge und des Herz-/Kreislaufs­ystems sowie mit Immundefek­ten oder Stoffwechs­elerkranku­ngen wie etwa einem Diabetes mellitus. Das Gleiche gilt auch für Kleinkinde­r, Schwangere und ältere Menschen, die in einem schlechten gesundheit­lichen Allgemeinz­ustand sind.

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BILD: MEDIZINISC­HES LABOR OLDENBURG
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