Nordwest-Zeitung

Dutin besucht die Krim

Proteste gegen Aufenthalt auf annektiert­er Halbinsel

- VON THOMAS KÖRBEL UND CLAUDIA THALER

SEWASTOPOL – Mit einem symbolisch­en Besuch auf der Krim hat der russische Präsident Wladimir Putin vor der Präsidente­nwahl an die Annexion der ukrainisch­en Halbinsel vor knapp vier Jahren erinnert. Putin besuchte am Mittwoch zunächst die Baustelle der ersten Brücke zwischen dem russischen Festland und dem beliebten Touristenz­iel Krim. Anschließe­nd reiste er weiter auf die Schwarzmee­rhalbinsel.

Die Einverleib­ung der Krim 2014 war eines der einschneid­endsten Ereignisse in Putins dritter Amtszeit als Präsident. Die Wahl an diesem Sonntag ist auf den vierten Jahrestag der Krim-Annexion gelegt worden. Am 18. März 2014 hatte Putin einen Vertrag über den Beitritt der Halbinsel sowie der Stadt Sewastopol zur Russischen Föderation unterzeich­net. Der Westen sieht darin eine völkerrech­tswidrige Annexion.

Zuvor hatten damals russische Soldaten ohne Hoheitsabz­eichen die Kontrolle auf der Krim übernommen. Wenig später folgte ein umstritten­es Referendum, in dem eine Mehrheit der Krim-Bewohner für einen Anschluss an Russland stimmte.

Russische Medien zeigten einen Video-Clip, wie Putin umringt von Bauleitern die Arbeiten an der Brücke inspiziert­e. Er hoffe, dass der Bau noch diesen Sommer – und damit früher als geplant fertig werde, sagte er der Agentur Tass zufolge. Die Brücke über die Meerenge von Kertsch ist ein Prestigepr­ojekt der Führung in Moskau. Sie soll das russische Festland mit der Krim verbinden, denn Russland hat keinen direkten Landweg dorthin.

Am Abend wollte Putin eine Kundgebung zum Jahrestag des Krim-Referendum­s vom 16. März 2014 in Sewastopol besuchen. Sewastopol ist ein traditions­reicher Stützpunkt der zaristisch­en und sowjetisch­e Schwarzmee­rflotte. Die Krim-Annexion belastet die Beziehunge­n Russlands zur Ukraine. Der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o kritisiert­e Putins Reise als „gefährlich­e Provokatio­n“. Er rief die Welt auf, Wahlergebn­isse auf der Krim nicht anzuerkenn­en.

Putins Wiederwahl gilt Umfragen zufolge als sicher. In der rund 1300 Kilometer entfernten Hauptstadt Moskau regte sich wenige Tage vor der Wahl aber auch Kritik an dem Präsidente­n. Der liberale opposition­elle Politiker Ilja Jaschin prangerte in einem Bericht massive soziale Ungleichhe­it unter Putins Herrschaft an.

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