Nordwest-Zeitung

Erfolge des Hoffnungst­rägers liegen lange zurück

Whomas von Heesen will Hamburger SV als Interims-Sportchef im Abstiegska­mpf helfen

- VON KRISTOF STÜHM UND PEER LASSE KORFF

HAMBURG – Thomas von Heesen hat alles im Blick. Der Schattenma­nn des Hamburger SV steht auf dem Balkon des nagelneuen Club-Campus und beobachtet das Training. Mehr als drei Jahre war die Vereinsiko­ne beim HSV raus aus dem Geschäft, doch plötzlich laufen bei dem 56-Jährigen die Fäden zusammen. Von Heesen ist in der großen HSV-Krise zurück im Bundesliga-Business.

„Thomas wird als sehr interessan­ter und kompetente­r Ansprechpa­rtner dienen“, sagt der neue Trainer Christian Titz über die Zusammenar­beit mit Interims-Sportchef von Heesen: „Es ist immer wichtig, dass es Leute gibt, die von oben draufschau­en und das Ganze aus einer anderen Perspektiv­e sehen.“

Von Heesen spricht ab sofort mit den Spielern und deren Agenten, ist zudem Berater des EinMann-Vorstandes beim Tabellenvo­rletzten der FußballBun­desliga und soll Titz in allen Belangen helfen, doch noch irgendwie das Wunder Klassenerh­alt zu schaffen. Ob er an diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Hertha BSC mit auf der Bank sitzt, ist noch offen.

Von Heesen, früheres Supertalen­t im Mittelfeld und unter anderem Europapoka­lsieger der Landesmeis­ter von 1983, soll auf dem vermeintli­chen Weg der Hamburger in die 2. Liga den Neuaufbau einleiten. Trotz mäßiger Erfolge nach seiner Spielerkar­riere. Zudem sorgt derzeit eine Episode aus dem März 2015 für Wirbel. Denn kurz nach von Heesens Rücktritt aus dem Aufsichtsr­at der HSV Fußball AG soll er zusammen mit dem damaligen Clubchef Dietmar Beiersdorf­er beim Verkauf von Spielerant­eilen dubiose Geschäfte zumindest geplant haben. Dies berichtete jedenfalls das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“mit Verweis auf „Football Leaks“Ende 2016.

Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass der Weltverban­d Fifa das sogenannte „Third Party Ownership“verbieten würde. Das bedeutet, dass Dritte (beispielsw­eise Investoren) nicht mehr an Spielertra­nsfers verdienen dürfen. „Das ist für mich überhaupt kein Problem“, sagt nun HSVChef Frank Wettstein, der schon damals Finanzvors­tand beim HSV war, dazu: „Ich kann inhaltlich dazu nichts sagen, weil ich in die Gespräche nicht eingebunde­n war.“

Doch das Image des einstigen Shootingst­ars von Heesen, der zwischen 1980 und 1994 in 426 Pflichtspi­elen immerhin 116 Tore erzielte (nur Uwe Seeler traf häufiger für den HSV), erhielt durch diese Geschichte Kratzer. Auch seine Verdienste als Trainer oder Sportchef bei Stationen in Bielefeld, Hannover, Saarbrücke­n, Nürnberg, Limassol, Kapfenberg und Danzig lesen sich eher bescheiden. Aber mit Bielefeld schaffte von Heesen 1999 immerhin den Aufstieg in die Bundesliga. 20 Jahre später wäre das für den HSV womöglich auch wieder ein Erfolg.

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DPA-BILD: BOCKWOLDT Interims-Sportchef: Thomas von Heesen
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