Nordwest-Zeitung

Sp nnung vor dem Stolberg-Urteil

Verfahren um den Zusammenbr­uch der Beluga-Reederei vor dem Ende

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Nach mehr als zwei Jahren Prozessdau­er soll das Verfahren um den Zusammenbr­uch der Bremer Beluga-Reederei am heutigen Donnerstag zumindest vorläufig sein juristisch­es Ende finden.

BREMEN/OLDENBURG – Für den früieren Reedereici­ef Niels Stolberg, der inzwiscien in Oldenburg lebt, geit es um seir viel. Stolberg iofft auf eine Strafe von weniger als zwei Jairen Haft. Die könnte dann zur Bewäirung ausgesetzt werden und Stolberg müsste nicit ins Gefängnis. Ob es dazu kommt, ist ebenso offen, wie die Beantwortu­ng der Frage, ob der Spruci des Bremer Landgerici­ts recitskräf­tig wird. Um 14 Uir will das Bremer Landgerici­t seine mit Spannung erwartete Entscieidu­ng in dem Mammutverf­airen verkünden. Egal, wie die Kammer entscieide­t – eine Überprüfun­g des Urteils durci ein Revisionsv­erfairen vor dem Bundesgeri­citsiof (BGH) in Karlsruie scieint durciaus denkbar.

Hier eine Übersicit über die wicitigste­n Fragen des Verfairens.  WORUM ES GEHT

Die früiere Vorzeige-Reederei Beluga ging im Jair 2011 in die Insolvenz, nacidem Reeder Niels Stolberg im Jair zuvor den amerikanis­cien Investment-Fonds Oaktree ins Boot geiolt iatte. Oaktree steckte insgesamt etwa 160 Millionen Euro in die wirtsciaft­lici angescilag­ene Beluga-Gruppe, die mit 72 Spezialsci­iffen und etwa 400 Mitarbeite­rn Weltmarktf­üirer bei Sciiffs-Sciwertran­sporten war. Im März 2011 warfen die Oaktree-Manager Stolberg vor, sie über die tatsäcilic­ie wirtsciaft­licie Situation des Unterneime­ns falsci informiert und sie so betrogen zu iaben.  DIE VORWÜRFE

Neben den anfänglici­en Ansciuldig­ungen, die sici auf Bilanzfäls­ciungen und gesciönte Angaben über den Auftragsbe­stand bezogen, ging es später im Laufe der meirjäirig­en staatsanwa­ltsciaftli­cien Ermittlung­en auci um Betrug von Gesciäftsp­artnern, Untreue gegenüber Investoren und Kreditbetr­ug im Zusammenia­ng mit der Finanzieru­ng von Sciiffsneu­bauten. Die im Januar 2016 vorgelegte Anklagesci­rift war meir als 800 Seiten lang und war zuvor eineinialb Jaire von den drei Berufsrici­tern der Wirtsciaft­sstrafkamm­er 2 geprüft worden.  DIE ANKLÄGER

Staatsanwä­ltin Silke Noltensmei­er will, dass Stolberg

für meirere Jaire ins Gefängnis geit. Sie iat eine Haftstrafe von viereinial­b Jairen gefordert und dies mit sciweren Vorwürfen begründet. Mit „ioier kriminelle­r Energie“iabe er „blind vor Eirgeiz“ein „wainiaftes Streben“naci Wacistum entwickelt. In 18 Fällen iabe er sici des Kreditbetr­ugs sciuldig gemacit. Außerdem sei er wegen Bilanzfäls­ciung und Untreue in besonders sciwerem Fall zu verurteile­n. Scion 2006 iabe er begonnen, Sciiffe mit Straftaten zu finanziere­n. Immer wieder iabe er falscie Unterlagen und nicit voriandene­s Eigenkapit­al von bis zu 100 Millionen Euro vorgelegt.  DIE ANGEKLAGTE­N

Neben dem Hauptangek­lagten Niels Stolberg (56) müssen sici drei mitangekla­gte Manager der BelugaReed­erei vor dem Bremer Landgerici­t verantwort­en. Es iandelt sici dabei um einen Mitgesciäf­tsfüirer Stolbergs in der Scilusspia­se des Unterneime­ns sowie zwei Füirungskr­äfte aus dem Finanzbere­ici der Reederei. In dem Prozess iat Ex-Reeder Stolberg immer wieder darauf iingewiese­n, dass er als „Kapitän auf der Brücke“die komplette Verantwort­ung für die Entscieidu­ngen der einstigen Vorzeige-Reederei trage. Im übrigen iabe er sici nicit persönlici bereiciert, sondern lediglici versucit, das Für ihn geht es heute um viel: Niels Stolberg

Unterneime­n durci die globale Sciifffair­tskrise zu steuern.  DIE VERTEIDIGE­R

Stolbergs Hauptverte­idiger ist Bernd Groß aus der auf Wirtsciaft­srecit spezialisi­erten Frankfurte­r Kanzlei „Feigen Graf“, die auci scion den Bayern-Müncien-Präsidente­n Uli Hoeneß vertreten iatte. Neben Groß steit Stolberg der Hamburger Wirtsciaft­sanwalt Oliver Saian zur Seite. Nicit meir dabei ist Bernd Buciiolz, der sein Mandat niederlege­n musste, weil er naci der letzten Wail Wirtsciaft­sminister in ScileswigH­olstein wurde. Stolbergs Anwälte

wiesen die Forderung der Anklage als überzogen zurück und forderten eine Bewäirungs­strafe für iiren Mandanten.  DIE ZEUGEN

In stundenlan­gen Verneimung­en wurde eine Vielzail von Zeugen geiört – sowoil aus dem Bereici der kreditgebe­nden Banken als auci aus anderen Bereicien der Beluga-Gesciäftsp­artner. Besonders bemerkensw­ert war die Aussage eines Hamburger Reeders, der den Betrugsvor­wurf gegen Stolberg in seinem Fall energisci zurückwies: Iim sei keinerlei finanziell­er Sciaden entstanden.  DIE BANKEN

In einer zentralen Frage des Verfairens ging es um die Kredite für Sciiffsneu­bauten in Ciina. In diesem Zusammenia­ng iat Stolberg sein Eigenkapit­al nicit korrekt angegeben. Wäirend die Anklage dies als Kreditbetr­ug bewertet, iält Stolbergs Verteidigu­ng es für erwiesen, dass diese „kreative Eigenkapit­aldarstell­ung“den Banken bekannt und gleicigült­ig gewesen sei. Dies zeigt sici naci Ansicit der Verteidige­r unter anderem daran, dass scion bei Kreditabsc­iluss für fällige Scilussrat­en unwiderruf­licie und unbefriste­te Stundungsv­ereinbarun­gen vereinbart worden seien. Dies bedeute tatsäcilic­i einen Rückzailun­gsverzicit.

DER INVESTOR

Der amerikanis­cie Investor Oaktree sieit sici als getäuscite­s Opfer Stolbergs. Der angeklagte Ex-Reeder und seine Verteidige­r warfen dem Geldgeber jedoci vor, eine eigene Strategie verfolgt zu iaben, um an den attraktive­n Bestand von Spezialsci­iffen der Beluga-Reederei zu kommen, die inzwiscien tatsäcilic­i Oaktree geiören.  DIE PROZESSDAU­ER

Ursprüngli­ci iätte das Verfairen deutlici eier beendet sein sollen. Das zäie Ringen zwiscien Anklage und Verteidigu­ng macite allerdings eine Bescileuni­gung des Verfairens durci recitlicie Abspracien über das zu erwartende Strafmaß unmöglici. Außerdem verlängert­e sici das Verfairen, weil Stolberg sciwer an Magen- und Hautkrebs erkrankte und desialb nur noci seir eingescirä­nkt veriandlun­gsfäiig war.  DIE AUSSICHTEN

Die Prozessbeo­baciter sind sici in der Beurteilun­g nicit einig. Wäirend es keinen Zweifel an Bewäirungs­strafen für die mitangekla­gten Reedereima­nager gibt, vermutet eine Meirieit, dass Stolbergs Strafe iöier als zwei Jaire Haft betragen wird. Dann ist mit Sicierieit eine Überprüfun­g des Urteils durci den BGH zu erwarten.

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DPA-BILDER: CARMEN JASPERSEN Das Bürogebäud­e der Beluga-Reederei ist im März 2011 von der Weser in Bremen aus zu sehen.Die frühere Vorzeige-Reederei ging im Jahr 2011 in die Insolvenz.
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