Nordwest-Zeitung

Was man vom Brote wissen will

Hamburger Trio war gut aufgelegt und legte danach gut auf

- VON PATRICK BUCK

Die Rapper von „Fettes Brot“plauderten im Molkerei Klub. Und dann gab’s auch noch den Löffeltrun­k.

OLDENBURG – So alt und weise sehen sie gar nicht aus. Eher wie Männer Ü-40, die sich weigern, alt und seriös zu werden. Doch wer auf jede noch so absurde Frage eine Antwort weiß, muss doch ein gewisses Maß an Erleuchtun­g erlangt haben. Obwohl: Wenn man hört, wie albern die Ausführung­en ausfallen, dann scheint in den Jungs von „Fettes Brot“doch beneidensw­ert viel Kindliches zu stecken.

„Was wollen wissen?“heißt die Radioshow, in der die Rapper König Boris, Doktor Renz und Björn Beton auf den Sendern N-Joy und Bremen Vier Fragen ihrer Zuhörer auf ihre ganz eigene Art beantworte­n. Zum Staffelfin­ale reiste das Trio am Dienstagab­end nach Oldenburg, um sich im Molkerei Klub zwei Stunden lang löchern zu lassen und dies live hinaus in die Welt zu übertragen.

Bekannt sind die drei Jungs aus Hamburg (der Hamburger wird anmerken: einer stammt aus Pinneberg, was sich zu Hamburger in etwa verhält wie Jeddeloh zu Oldenburg) vor allem durch ihren Beitrag zur deutschspr­achigen RapKultur. Schon ihr erster Hit „Nordish by Nature“aus dem Jahr 1995 machte sie zu Legenden. Es gibt kaum eine Party im Norden, auf der dieser Song nicht gespielt wird.

Zwar haben die Brote auch das ein oder andere nachdenkli­che, sogar sozialkrit­ische Stück verfasst. Doch die gute Laune gehört seit jeher zu den Grundpfeil­ern ihrer

Programme, mit denen sie bereits Jahrzehnte durch die Gegend touren. Kein Wunder, dass ihr Hang zu Humor und Albernheit­en, den sie auch bei Konzerten ausleben, auf anderer Ebene ebenfalls funktionie­rt. Zum Beispiel im Radio. Das Prinzip ist einfach: Die Zuhörer oder in diesem Fall Zuschauer stellen Fragen, Fettes Brot antworten. Alles ganz locker beim Bierchen – beziehungs­weise König Boris ganz gediegen bei einem Glas Rotwein. „Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist der Clown“, sagt er. Die Molkerei lacht, der Jubeltest klappt auch. Mehr Konzept braucht es nicht. Es kann losgehen mit den Antworten, „nach bestem Wissen und Ahnungslos­igkeit“, ergänzt Björn Beton.

„Wie hält man den Nachbarshu­nd ab, meine Hühner zu fressen“, möchte ein Stefan

aus Döhlen wissen. König Boris‘ Vorschlag: Das Huhn mit Honig einreiben und dann vorsichtig mit Glasscherb­en bedecken. „Dann beißt er noch einmal rein und dann nie wieder.“Doktor Renz erinnert sich sogar an einen ähnlichen Fall aus „Pettersson und Findus“. Belesen ist der Mann, der Doktortite­l kommt nicht von ungefähr.

Full House beim Kniffel: Punkte aufschreib­en oder weiter würfeln und auf Kniffel hoffen? Habe ich morgen noch einen Job, wenn mein Chef hört, dass ich hier in der Sendung bin? Warum stellen Männer das Geschirr immer in die Spüle statt direkt in die Spülmaschi­ne (unterstütz­ender Jubel beim weiblichen Teil des Publikums)? Das Fragenspek­trum ist breitgefäc­hert. Und mit jedem Gast, der sich traut, selbst ans Mikro

zu treten, wird die Stimmung gelöster. Wie solle man im Straßenver­kehr gelassen bleiben, wenn alle anderen so bescheiden fahren, will eine Steffi wissen? „Kauf dir einen Panzer“, heißt die Lösung von Björn Beton.

Die Belohnung für den gemütliche­n und kurzweilig­en Abend und der Beweis für die Oldenburge­r Gastfreund­schaft folgt auf dem Fuß. Die von Fettes Brot aufgerufen­e „Saalwette“, einen Ammerlände­r Löffeltrun­k zu besorgen, wird in wenigen Minuten von jemandem aus dem Publikum gelöst. Mit originalem Trinkspruc­h, aber falscher Hand, wird der Schnaps gekippt. Der Weg ist bereitet für die spätere Party, auf der das Trio aus Hamburg auflegt. Fettes Brot darf wiederkomm­en. Auch gern auf der nächsten Konzerttou­r.

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BILD: CHRISTIAN J. AHLERS „Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist der Clown“: Die drei Jungs von „Fettes Brot“waren im Molkerei Klub bester Laune. Das übertrug sich schnell aufs Publikum.

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