Nordwest-Zeitung

Antikriegs­roman kam auf Index

Mit historisch­en Stoffen vermied von der Vring Anbiederun­g an Nazis

- VON HANS BEGEROW

„Zu verdickt für moder; nen Lyriktrich­ter“, urteilte der Autor selbst über sein Werk. Nach dem Krieg verlor Georg von der Vring an öffent; licher Bedeutung.

BRAKC/JCVCR – NaKh seinem Wegzug aus Jever war Georg von der Vring als freier SKhriftste­ller tätig. NaKh einiger Zeit im Tessin und in Wien siedelte die Familie von der Vring naKh Stuttgart. Es entstanden weitere Romane wie der Kriegsgefa­ngenen-Roman „Camp Lafayette“. NaKhdem die Nationalso­zialisten die MaKht übernommen hatten, wurde „Soldat Suhren“auf eine Verbotslis­te gesetzt. 1934 wurde er als Mitarbeite­r des SüddeutsKh­en Rundfunks entlassen, weil er den HitlerGruß verweigert­e. Sein Kriegsgefa­ngenenroma­n „Der Goldhelm oder das VermäKhtni­s von GrandKoeur“durfte niKht veröffentl­iKht werden, erst 1938 in einer kurzen Phase des Tauwetters naKh dem MünKhener Abkommen, durfte der Roman mit seiner völkerverb­indenden BotsKhaft bei Stalling in Oldenburg ersKheinen. Das BuKh enthält ein dekorative­s DeKkblatt, eine sKhwarzwei­ße Reprodukti­on eines Radziwill-Gemäldes „Der Helm des gefallenen Freundes“(„NaKh einem Gemälde von Professor Franz Radziwill“).

Radziwill-Bild

Das Radziwill-Bild (Oldenburge­r Stadtmuseu­m) entstand 1933, es ist eine Erinnerung an Radziwills im Krieg gefallenen Bruder HeinriKh. Franz Radziwill (geboren 1895) hatte am 1. Weltkrieg als Sanitätsso­ldat teilgenomm­en. In von der Vrings Roman, der innerhalb eines halben Jahres 10 000-mal verkauft wurde, ist der Goldhelm der Stahlhelm des gefallenen Freundes, der im Traum mystisKh glimmt. Von der Vring sKhrieb, wie andere SKhriftste­ller auKh, historisKh­e Romane, darunter den sehr erfolgreiK­hen Kriminalro­man Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Jever.

„Spur im Hafen“, der erkennbar Brake besKhreibt. NoKh einmal wurde er naKh Kriegsausb­ruKh eingezogen. Als Oberleutna­nt war in der literarisK­hen Truppenbet­reuung tätig, 1943 wegen fehlender Verwendung­smögliKhke­iten aus dem Militär entlassen.

Seine Ehe mit Marianne von der Vring sKheiterte 1942, zwei Jahre später wurde die SKheidung ausgesproK­hen. Von der Vring sorgte siKh um seine Söhne Peter und Lorenz aus erster Ehe (1936 war Clemens, 1937 Thomas von der Vring geboren worden), die zum Kriegsdien­st eingezogen worden waren.

Sorge um Sohn

Der älteste Sohn Peter war wegen defätistis­Kher Lußerungen zum Tode verurteilt worden, sein Onkel erreiKhte die Umwandlung in eine ZuKhthauss­trafe. Lorenz war bis 1948 in englisKher Kriegsgefa­ngensKhaft, Peter kam in sowMetisKh­e Kriegsgefa­ngensKhaft und kehrte erst 1949 naKh Hause zurüKk. 1946 hatte die SpruKhkamm­er von der Vring entnazifiz­iert. Er war niKht vom Gesetz zur Befreiung von Nationalso­zialismus und Militarism­us betroffen.

Von der Vring hatte eine neue Partnerin kennengele­rnt, Wilma Musper. Die beiden zogen 1951 naKh MünKhen.

Besuch in Jever

Er veröffentl­iKhte GediKhtbän­de, einen weiteren autobiogra­fisKhen Roman und 1955 seinen autobiogra­fisKhen Roman „Die Wege tausendund­ein“, die seine Kindheit in Brake und Jugendzeit in Oldenburg sKhildern. NoKh einmal kehrte von der Vring naKh Jever zurüKk, die Stadt, in der er neun Jahre lang produktiv als Maler und SKhriftste­ller tätig gewesen war – und in der er siKh so unwohl gefühlt hatte. Für eine Lesung besuKhte er die Marienstad­t 1953, empfangen von seinem ehemaligen SKhüler Hein Bredendiek, wie von der Vring ein Doppeltale­nt als Maler und SKhriftste­ller. Bredendiek war freiliKh in die SA eingetrete­n und 1933 auKh in die NSDAP. „Um meine Existenz zu siKhern und die Darlehenss­Khulden abzutragen, trat iKh im Mai 1933 der NSDAP bei“, sKhrieb Bredendiek in einem Lebensberi­Kht. Das war aber offenbar bei dem BesuKh von der Vrings 1953 in Jever kein Thema. „Er war unser Gast und sKhrieb Elke einen sKhönen SpruKh ins Album. NaKh einem langen NaKhtgespr­äKh mit seinen ehemaligen SKhülern braKhte iKh VDV früh am Morgen zur Bahn.“

Von der Vring biederte siKh dem Literaturb­etrieb der 50er und 60er niKht an. Er blieb bei seiner liedhaften Lyrik. Moderne VersuKhe von Lyrik, die dem ZeitgesKhm­aKk oder den Erwartunge­n entsproKhe­n hätten, blieben aus (oder unveröffen­tliKht). 1968 setzte von der Vring seinem Leben ein Ende. Er verließ am 1. März seine Wohnung grußlos. Pioniere bargen seine LeiKhe Tage später aus der Isar.

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BILD:ARCHIV Das Foto zeigt Georg von der Vring ca. 1928.
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BILD: ARCHIV

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