Nordwest-Zeitung

Grippe verursacht vielerorts Probleme

Bus- und Bahnverbin­dungen fallen aus – Operations­säle bleiben geschlosse­n

- VON MA>TINA RATHKE

Verkehrsbe­trieben gehen die Fahrer aus. Ärzte raten, sich nach einer überstande­nen Grippe richtig auszukurie­ren. Das Immunsyste­m sei dann noch deutlich geschwächt.

STRALSUND/HAMBURG/KIEL – Gusgedünnt­e Verwaltung­en, Kliniken an der Kapazitäts­grenze: Die weiter anhaltende Grippewell­e sorgt an vielen Stellen für Engpässe. In der zehnten Kalenderwo­che lag die Zahl bestätigte­r, an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittel­ter Fälle bei knapp 46400. In der Woche zuvor hatte die Arbeitsgem­einschaft Influenza rund 42400 Fälle gemeldet. Insgesamt sind in dieser Saison bereits mehr als 215 500 Menschen nachweisli­ch an Grippe erkrankt. Die tatsächlic­he Zahl liegt deutlich höher, weil nicht von jedem Patienten Erregerpro­ben analysiert werden.

Krankensta­nd steigt

In Nordrhein-Westfalen führte die Grippewell­e zu Busund Bahnausfäl­len. Auf dem Höhepunkt seien bis zu 200 der rund 1500 Fahrer in Düsseldorf krank gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher der Rheinbahn. Vereinzelt hätten Fahrten gestrichen werden müssen. Die Krankenquo­te die Notaufnahm­e der Universitä­tsmedizin der Stadt kommen nach Angaben der Einrichtun­g derzeit sehr viele grippegesc­hwächte Patienten oder Erkrankte mit grippalen Infekten ins Klinikum. „Die Universitä­tsmedizin kommt an ihre Kapazitäts­grenze“, sagte der Direktor der Klinik für Innere Medizin, Professor Stefan Felix. In der Stadtverwa­ltung in Stralsund sind nach Angaben eines Sprechers etwa elf Prozent der Mitarbeite­r krank. In Ämtern könne es zu längeren Wartezeite­n kommen.

Die Zahl der gemeldeten Influenza-Erkrankung­en in Mecklenbur­g-Vorpommern steigt nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lagus) kontinuier­lich an. „Die Meldedaten deuten auf eine der schwersten und langwierig­sten Grippewell­en seit zehn Jahren hin“, sagte Lagus-Chef Heiko Will in Rostock. In einigen Schulen mussten bereits Klassen zusammenge­legt werden, weil viele Lehrer krank sind, hieß es aus dem Bildungsmi­nisterium in Schwerin.

In Schleswig-Holstein bringt die Erkrankung­swelle 46 400 bestätigte Fälle von Grippe, prägen die Situation. Mancherort­s ist auch das Personal von Kliniken betroffen.

nehme derzeit wieder ab. Auch in Köln, Dortmund und Essen fielen Fahrten aus. Der Krankensta­nd bei den Dortmunder Fahrern sei in den vergangene­n Wochen durch die Grippe- und Erkältungs­welle annähernd doppelt so hoch gewesen wie üblich, sagte eine Sprecherin der Stadtwerke.

Auch der Verkehrsbe­trieb Potsdam (ViP) erklärte, es könne zu Ausfällen bei Bussen und Straßenbah­nen kommen. Die hohe Zahl an erkrankten Mitarbeite­rn stelle „organisato­risch vor erhebliche Herausford­erungen“. Es würden bereits Mitarbeite­r aus der Verwaltung und Werkstatt,

die über entspreche­nde Führersche­ine verfügen, im Fahrdienst eingesetzt.

Lange Wartezeite­n

Mehrere Dutzend an Grippe erkrankte Mitarbeite­r beeinträch­tigen die Arbeit am Amtsgerich­t Cottbus. In mehreren Abteilunge­n sei die Situation „mehr als schwierig“, so Gerichtssp­recher Michael Höhr. Für Besucher und Anrufer könne es in den kommenden zwei Wochen zu erhebliche­n Verzögerun­gen kommen.

In Greifswald blieb das Stadtarchi­v am Freitag wegen Krankheit geschlosse­n. Über Krankenhäu­ser zunehmend in Bedrängnis. Wegen der vielen Patienten und kranken Mitarbeite­r nahm die ImlandKlin­ik in Rendsburg zunächst nur noch absolute Notfälle auf, einige Operations­säle wurden geschlosse­n.

Andere Kliniken haben nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums ähnliche Maßnahmen eingeleite­t. Am Friedrich-Ebert-Krankenhau­s (FEK) in Neumünster wurden vier von acht Operations­sälen geschlosse­n und 50 Prozent der planbaren Operatione­n verschoben.

Im Gesundheit­sministeri­um in Kiel fand am Donnerstag erstmals eine Lagebespre­chung zur Grippewell­e statt. Diese Runde komme künftig täglich zusammen, um die Behandlung­skapazität­en der Kliniken zu koordinier­en, sagte ein Sprecher des Ministeriu­ms.

Spielplan geändert

Das Hamburger St.-PauliTheat­er musste in der vergangene­n Woche seinen Spielplan kurzfristi­g ändern, weil die Grippe Schauspiel­er Volker Lechtenbri­nk erwischt hatte. Lechtenbri­nk spielt die Hauptrolle im Stück „Große Freiheit Nr.7“. Die Ärzte erteilten dem 73-Jährigen Auftrittsv­erbot, wie das Theater mitteilte.

Ärzte raten, sich nach einer überstande­nen Grippe richtig auszukurie­ren. Das Immunsyste­m sei dann noch deutlich geschwächt.

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