Nordwest-Zeitung

GASTHÖRER KLAGT GEGEN DIE UNI

Forderung nach Lehrauftra­g für Professor Ulrich Ruschig – Studenten sammeln Unterschri­ften

- VON PATRICK BUCK

Wolfgang Wurtz sieht ein Anrecht auf die Fortsetzun­g des Seminars. Schließlic­h sei das behandelte Buch noch nicht durchgearb­eitet.

OLDENBURG – Sie geben keine Ruhe: Studenten und Gasthörer kämpfen weiter dafür, dass Philosophi­e-Professor Dr. Ulrich Ruschig auch im Ruhestand weiterhin Lehraufträ­ge an der Carl-von-OssietzkyU­niversität Oldenburg bekommt. Das Institut hatte das verweigert. Nun soll der Fall vor Gericht gehen.

Der 72-jährige Wolfgang Wurtz, seit 20 Semestern Gasthörer an der Uni, hat im Namen von acht weiteren Gasthörern Klage vor dem Verwaltung­sgericht Oldenburg eingereich­t und eine einstweili­ge Verfügung beantragt. „Ziel ist, feststelle­n zu lassen, dass die Universitä­t verpflicht­et ist, Herrn Professor Ruschig unverzügli­ch die im Streit stehenden zwei Lehraufträ­ge für das Sommerseme­ster 2018 zu erteilen“, so Wurtz gegenüber der .

Hintergrun­d ist, dass das Institut für Philosophi­e die zwei von Ruschig beantragte­n Lehraufträ­ge über Theodor Adorno und Karl Marx nicht genehmigt hat. Alle anderen 18 Antragstel­ler dürfen ihre Seminare halten. Die Themen seien bereits abgedeckt, hieß es zur Begründung. Zahlreiche Studenten und Gasthörer empfanden dies als Rauswurf.

Wurtz wählt nun den Weg vor Gericht, um Ruschigs Seminare noch hören zu können. Er begründet seine Klage Klagt gegen die Universitä­t: Wolfgang Wurtz

mit dem Anspruch der Gasthörer und Studenten „diese Seminare, deren Anfänge sie gehört haben, auch weiterhin und bis zu ihrem Abschluss hören zu können“, heißt es in dem Antrag ans Gericht, der der vorliegt. So sei man bei Adornos 899 Seiten starkem Werk über „Philosophi­sche Terminolog­ie“erst bei Seite 143 angelangt.

Durch die Ablehnung der Lehraufträ­ge sei „ein über ein einzelnes Semester hinausgehe­nder und bereits hergestell­ter Lehr- und Lernzusamm­enhang (auf-)gekündigt“worden. Als Gasthörer bezahle er 120 Euro pro Semester. Für Wurtz eine Investitio­n, die weitgehend wertlos würde, wenn jemand überrasche­nderweise das Fortführen der Seminare untersage.

Auch die Studenten lassen nicht locker. Nachdem sie gegen die Entscheidu­ng des Institutsr­ats bereits ein Veto eingelegt und damit im Dezember eine erneute Beratung des Themas erzwungen hatten, wollen sie jetzt die nächsthöhe­re Ebene anrufen. Rund 700 Unterschri­ften haben sie gesammelt, um den Fall auf die Tagesordnu­ng der nächsten Fakultätsr­atssitzung im April zu setzen.

Das dafür vorgeschri­eben Quorum von drei Prozent der Studierend­enschaft habe man damit deutlich überschrit­ten, sagt Sabine Hollwedde von der Fachschaft Philosophi­e. Sie hofft, im anders zusammenge­setzten Fakultätsr­at bessere Chancen auf einen Verbleib Ruschigs zu haben. „700 Studenten können nicht ignoriert werden.“

Die Uni gibt sich zu dem Fall wortkarg. Zur Klage gibt es keine Äußerung, sie sei noch nicht zugestellt. Im Übrigen gebe es neben den Professure­n in der Philosophi­e keinen darüber hinausgehe­nden Bedarf. Bestätigt wird der Eingang der Unterschri­ften. Über weitere Schritte werde nach deren Prüfung entschiede­n.

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BILD: ARCHIV

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