GASTHÖRER KLAGT GEGEN DIE UNI
Forderung nach Lehrauftrag für Professor Ulrich Ruschig – Studenten sammeln Unterschriften
Wolfgang Wurtz sieht ein Anrecht auf die Fortsetzung des Seminars. Schließlich sei das behandelte Buch noch nicht durchgearbeitet.
OLDENBURG – Sie geben keine Ruhe: Studenten und Gasthörer kämpfen weiter dafür, dass Philosophie-Professor Dr. Ulrich Ruschig auch im Ruhestand weiterhin Lehraufträge an der Carl-von-OssietzkyUniversität Oldenburg bekommt. Das Institut hatte das verweigert. Nun soll der Fall vor Gericht gehen.
Der 72-jährige Wolfgang Wurtz, seit 20 Semestern Gasthörer an der Uni, hat im Namen von acht weiteren Gasthörern Klage vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg eingereicht und eine einstweilige Verfügung beantragt. „Ziel ist, feststellen zu lassen, dass die Universität verpflichtet ist, Herrn Professor Ruschig unverzüglich die im Streit stehenden zwei Lehraufträge für das Sommersemester 2018 zu erteilen“, so Wurtz gegenüber der .
Hintergrund ist, dass das Institut für Philosophie die zwei von Ruschig beantragten Lehraufträge über Theodor Adorno und Karl Marx nicht genehmigt hat. Alle anderen 18 Antragsteller dürfen ihre Seminare halten. Die Themen seien bereits abgedeckt, hieß es zur Begründung. Zahlreiche Studenten und Gasthörer empfanden dies als Rauswurf.
Wurtz wählt nun den Weg vor Gericht, um Ruschigs Seminare noch hören zu können. Er begründet seine Klage Klagt gegen die Universität: Wolfgang Wurtz
mit dem Anspruch der Gasthörer und Studenten „diese Seminare, deren Anfänge sie gehört haben, auch weiterhin und bis zu ihrem Abschluss hören zu können“, heißt es in dem Antrag ans Gericht, der der vorliegt. So sei man bei Adornos 899 Seiten starkem Werk über „Philosophische Terminologie“erst bei Seite 143 angelangt.
Durch die Ablehnung der Lehraufträge sei „ein über ein einzelnes Semester hinausgehender und bereits hergestellter Lehr- und Lernzusammenhang (auf-)gekündigt“worden. Als Gasthörer bezahle er 120 Euro pro Semester. Für Wurtz eine Investition, die weitgehend wertlos würde, wenn jemand überraschenderweise das Fortführen der Seminare untersage.
Auch die Studenten lassen nicht locker. Nachdem sie gegen die Entscheidung des Institutsrats bereits ein Veto eingelegt und damit im Dezember eine erneute Beratung des Themas erzwungen hatten, wollen sie jetzt die nächsthöhere Ebene anrufen. Rund 700 Unterschriften haben sie gesammelt, um den Fall auf die Tagesordnung der nächsten Fakultätsratssitzung im April zu setzen.
Das dafür vorgeschrieben Quorum von drei Prozent der Studierendenschaft habe man damit deutlich überschritten, sagt Sabine Hollwedde von der Fachschaft Philosophie. Sie hofft, im anders zusammengesetzten Fakultätsrat bessere Chancen auf einen Verbleib Ruschigs zu haben. „700 Studenten können nicht ignoriert werden.“
Die Uni gibt sich zu dem Fall wortkarg. Zur Klage gibt es keine Äußerung, sie sei noch nicht zugestellt. Im Übrigen gebe es neben den Professuren in der Philosophie keinen darüber hinausgehenden Bedarf. Bestätigt wird der Eingang der Unterschriften. Über weitere Schritte werde nach deren Prüfung entschieden.