Nordwest-Zeitung

Trumps Vendetta gegen das FBI

Früherer Vize Andrew McCabe zwei Tage vor 8ensionier­ung gefeuert

- VON GABRIELE CHWALLEK

Trump ist für gnadenlose­s Feuern bekannt. Aber was er mit dem früheren FBI-Vize McCabe macht, ist besonders brutal.

WASHINGTON – Unter Donald Trump rollen so viele Köpfe, dass es schon fast eine Ausnahme ist, wenn mal eine Woche ohne Entlassung vergeht. Andrew McCabe zählt auch nicht zur allererste­n Garde der Opfer des Präsidente­n. Aber diese Entlassung hat trotzdem ein besonderes Kaliber. Nicht, weil der frühere FBI-Vizechef aus einer Pressemitt­eilung des Justizmini­steriums erfuhr, dass er gefeuert wurde: Da ging es dem kürzlich geschasste­n Außenminis­ter Rex Tillerson kaum besser. Auch nicht, weil Trump in einem Tweet regelrecht über den Schritt jubilierte: In der Vergangenh­eit hat er via Twitter schon viel Schlimmere­s losgelasse­n.

Aber dass McCabe praktisch am Vorabend seines ohnehin geplanten vorzeitige­n Ruhestands gefeuert wurde, mit vermutlich­en Pensionsve­rlusten als Folge, ist besonders brutal. Und dieses Vorgehen offenbart in aller Deutlichke­it den Grad der Besessenhe­it, die Trumps Vendetta gegen das FBI mittlerwei­le erreicht hat – in seinen Augen eine Art fünfte Kolonne, die ihm in Zusammenar­beit mit den Demokraten durch die Russland-Ermittlung­en die Legitimati­on als Präsident nehmen will.

Indem er McCabe nur zwei Tage vor dessen endgültige­m Ausscheide­n durch seinen Justizmini­ster Jeff Sessions feuern ließ, konnte Trump das Augenmerk erneut auf das Sinistre lenken, was sich in seinen Augen im FBI tut. Von „undichten Stellen, Lügen und Korruption“bis hinauf in die FBI-Spitze sprach er am Samstag auf Twitter. Eine perfide Verschwöru­ng gegen ihn: Das ist so etwas wie sein Mantra geworden, seit FBIErmittl­er schon kurz nach seinem Amtsantrit­t seinen Sicherheit­sberater Michael Flynn zu Fall brachten.

Und es hat sich seitdem wie eine Kette fortgesetz­t, zunehmend befeuert durch Zorn und Frust, dass er die Russland-Ermittlung­en einfach nicht loswerden kann. Zweifellos hatte Trump gehofft, sie mit der Entlassung von FBI-Chef James Comey zum Ausklingen zu bringen. Aber damit schoss er sich selber ins Knie: Mit Robert Mueller übernahm ein unerschroc­kener Mann die Untersuchu­ngen, an dem Einschücht­erungsvers­uche bisher völlig abgeprallt sind.

Seitdemhat­Trumpzuneh­mend auf republikan­ische Gefolgsleu­te im Kongress zurückgegr­iffen, um die Ermittlung­en zu torpediere­n. Er und seine Verbündete­n auf dem Kapitol versuchten zusammen „die einzige Institutio­n der Regierung zu untergrabe­n, die bisher von den Konservati­ven in der Regel als Bastion der Integrität und von Recht und Ordnung angesehen wurde“, schrieb „Politico“kürzlich.

Das war nach der von Trump gebilligte­n Veröffentl­ichung eines äußerst umstritten­en Republikan­er-Memorandum­s über angeblich widerrecht­liche FBI-Abhörprakt­iken bei den Russland-Untersuchu­ngen. Aber auch diese Attacke gegen das FBI und die Ermittlung­en, bei denen es unter anderem um eine mögliche Zusammenar­beit zwischen Moskau und dem Trump-Lager zur Beeinfluss­ung der US-Wahl 2016 geht, verpuffte ziemlich wirkungslo­s. Und nun McCabe.

Eingeschos­sen hatte sich Trump schon seit Langem auf ihn, auch wegen der Rolle, die McCabe neben Comey bei den Ermittlung­en in der EMail-Affäre um seine demokratis­che Rivalin Hillary Clinton spielte. Freilich kann nicht ausgeschlo­ssen werden, dass an den Vorwürfen gegen McCabe, die das Justizmini­sterium als Entlassung­sgründe anführte, zumindest etwas dran ist. Er soll hinter der Versorgung von Medien mit heiklen Informatio­nen stecken und später bei Untersuchu­ngen darüber „unaufricht­ig“gewesen sein. Aber schon bei der Formulieru­ng „unaufricht­ig“können die Augenbraue­n hochgehen, denn sie kommt mit Sessions von einem Mann, der sich bei Fragen nach Russland-Kontakten Dutzende Male an nichts erinnern konnte und sich später korrigiere­n musste.

Vielleicht geht der Schuss auch diesmal nach hinten los. Denn wie zuvor Comey soll auch McCabe Notizen über Gespräche mit Trump gemacht haben, die jetzt angeblich Mueller vorliegen. Der Inhalt könnte Vorwürfen Nahrung geben, nach denen Trump systematis­ch versucht, die Ermittlung­en zu untergrabe­n und sich damit der Justizbehi­nderung schuldig macht. Und jetzt kann McCabe ohne Amtszwänge auspacken.

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AP-BILD: BRANDON In DonHld Trumps Visier: der frühere FBI-Vizechef Andrew McCHbe

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