Nordwest-Zeitung

Kurden demonstrie­ren gegen die Türkei

Rund 11 000 Menschen gehen in Hannover auf die Straße – Gegen %ffensive in Syrien

- VON HELEN HOFFMANN

6it Fahnen und Parolen zogen Tausende Kurden durch Hannover. Die Proteste richten sich gegen die Türkei und die deutsche Regierung.

HANNOVER – Rund 11 000 Menschen haben am Samstag in Hannover gegen die türkische Offensive in Syrien demonstrie­rt. Die Proteste verliefen weitgehend ohne größere Zwischenfä­lle, wie ein Polizeispr­echer sagte. Mitunter seien verbotene Fahnen gezeigt und verbotene Parolen gerufen worden. Beamte stellten mehrere Utensilien sicher. Bei einem Zwischenfa­ll wurden Beamte mit Plastikfla­schen beworfen und mit Fahnenstan­gen angegriffe­n. Polizisten nahmen mindestens drei Menschen vorläufig fest.

Gegen die Festgenomm­enen wird nun wegen Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte und Verstoßes gegen das Vereinsges­etz ermittelt. Nach einem Bericht des NDR kritisiert­en die Veranstalt­er, dass die Polizei sich nicht an Absprachen gehalten habe. Sie wollen dem Bericht zufolge nun vor dem Verwaltung­sgericht klagen.

Die Teilnehmer hatten sich zum kurdischen Neujahrsfe­st Newroz zu zwei Protestzüg­en und einer Abschlussk­undgebung versammelt. Die demonstrie­renden Frauen und Männer schwenkten unter anderem Fahnen der kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten (Yekineyen Parastina Gel, YPG). „Deutsche Panzer raus aus Kurdistan“riefen einige Demonstran­ten, andere nannten den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Sprechchör­en einen Terroriste­n.

Bei der Kundgebung forderten Redner ein Ende der deutschen Waffenlief­erungen an die Türkei. „Wir werden so lange auf die Straße gehen, bis endlich diese Zusammenar­beit der deutschen Regierung mit dem türkischen Redenparte­i

gime aufhört“, sagte ein Redner unter viel Applaus und Jubel. Mitte März war bekannt geworden, dass die Bundesregi­erung auch nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Syrien Rüstungsli­eferungen in Millionenh­öhe an den NatoPartne­r Türkei genehmigt hat.

Die Demonstrat­ion zum Newroz-Fest war ursprüngli­ch von der Polizei untersagt

worden, weil sie darin eine Unterstütz­ung der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK sah. Ein Gericht gab aber schließlic­h grünes Licht für die Versammlun­g. Die Polizei war in Hannover mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz.

Beobachter­n zufolge schwenkten einige Demonstran­ten Fahnen mit dem Bild des Chefs der verbotenen Kur- PKK, Abdullah Öcalan. Das ist eine Straftat. Mehrfach wiesen Beamte darauf hin, keine verbotenen Symbole zu zeigen. Mitunter hielten sich die Beamten im Hintergrun­d und filmten diejenigen, die verbotene Fahnen schwenkten. Die Polizei will die Identität der Täter über die Aufnahmen feststelle­n, um Strafverfa­hren einzuleite­n.

Seit Januar geht die Türkei mit Verbündete­n gegen die kurdischen Volksschut­zeinheiten YPG in der nordsyrisc­hen Stadt Afrin vor. Sie sieht in ihnen einen verlängert­en Arm der PKK in Syrien. Nach Angaben eines Arztes wurde jüngst das einzige Krankenhau­s in Afrin von türkischen Granaten getroffen. Die türkischen Streitkräf­te dementiert­en, dass sie ein Krankenhau­s beschossen hätten. Nach Angaben Erdogans vom Sonntag hat die türkische Armee mit ihren Verbündete­n das Zentrum der nordwestsy­rischen Stadt Afrin unter ihre Kontrolle gebracht.

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DPA-BILD: SPATA Die Fahnen mit dem Porträt des PKK-Führers Öcalan sind bei Demonstrat­ionen eigentlich verboten.

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