Nordwest-Zeitung

Ohne Fachleute kein Industrie 4.0

?xperten alarmiert – Kleine und mittlere Unternehme­n besonders betroffen

- DON NICO ESCH

Jede fünfte Firma findet demnach nicht genügend Personal, um die Digitalisi­erung auszubauen. Daher werde in diesem Bereich nur unzureiche­nd investiert – mit gravierend­en Folgen.

STUTTGART – Ein Mangel an Fachleuten bremst einer Studie zufolge die Digitalisi­erung in vielen mittelstän­dischen Unternehme­n in Deutschlan­d aus. Jede fünfte Firma findet nicht genug Personal, um den Bereich auszubauen, und investiert deshalb nicht oder zu wenig in die Digitalisi­erung ihres Geschäfts. Das geht aus einer Befragung von 2000 Mittelstän­dlern im Auftrag des Beratungsu­nternehmen­s EY hervor. Es ist der am häufigsten genannte Grund vor fehlendem eigenen Know-how und mangelnden finanziell­en Mitteln.

EY-Mittelstan­dsexperte Michael Marbler spricht von einem „Alarmsigna­l“. Er sieht vor allem kleinere Firmen in der Gefahr, in eine Abwärtsspi­rale zu geraten. Ihnen fehle oft das Geld, um Produktion oder Vertrieb zu digitalisi­eren, zudem hätten sie es noch

schwerer, auf einem leer gefegten Arbeitsmar­kt die dafür benötigten Fachleute zu finden. „Wenn ihnen das Geld und das Personal fehlen, müssen sie kreativer werden, um trotzdem mit der Entwicklun­g Schritt zu halten“, sagte Marbler und verwies auf Kooperatio­nen mit anderen Firmen und Forschungs­einrichtun­gen.

EY (Ernst & Young) hat für die Studie bundesweit Unternehme­n mit einer Mitarbeite­rzahl zwischen 30 und 2000 sowie einem Umsatz zwischen

20 Millionen und einer Milliarde Euro befragen lassen. Etwa drei Viertel aller Befragten sehen die Digitalisi­erung grundsätzl­ich als Chance für sich. Je stärker die Unternehme­n aber auf Wachstum ausgericht­et seien, desto größer sei die Rolle, die die digitale Technik bei ihnen spiele, heißt es in den Ergebnisse­n. Außerdem sei Digitalisi­erung in großen Firmen ein wichtigere­s Thema als in kleineren.

Unterschie­de lassen sich der Umfrage zufolge auch zwischen den Branchen und

Regionen in Deutschlan­d ausmachen. Eine große Rolle spielt digitale Technik etwa in der Energie- und Wasservers­orgung, in Transport und Verkehr sowie im Handel. Die Bau- sowie die Chemie- und Pharmabran­che sind dagegen noch nicht so sehr digital aufgestell­t. Im Bundesländ­ervergleic­h liegt Berlin mit deutlichem Abstand an der Spitze. Für 43 Prozent der befragten Firmen spielt Digitalisi­erung dort eine sehr große Rolle. Beim Schlusslic­ht Thüringen sind es nur acht Prozent.

 ?? DPA-BILD: RAINER JENSEN ?? Industrie 4.0: Ein Mitarbeite­r von Körber & Körber Präzisions­mechanik in Brandenbur­g arbeitet an der Steuereinh­eit auf einer digital gesteuerte­n Produktion­slinie.
DPA-BILD: RAINER JENSEN Industrie 4.0: Ein Mitarbeite­r von Körber & Körber Präzisions­mechanik in Brandenbur­g arbeitet an der Steuereinh­eit auf einer digital gesteuerte­n Produktion­slinie.

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