Nordwest-Zeitung

Radfahrer wollen raus aus totem Winkel

Minister Bernd Althusmann zu Gast bei ADFC-Landesvers­ammlung

- VON LENA MARIE BRINKMANN

OLDENBURG – Im Winter wird gedacht, im Sommer gefahren: Frei nach diesem Motto hat der ADFC Niedersach­sen am Wochenende zu seiner Landesvers­ammlung in die Jade Hochschule eingeladen. „Oldenburg bietet sich als Fahrradsta­dt mit einem RadVerkehr­santeil von 40 Prozent als Veranstalt­ungsort an“, erklärt ADFC-Landesvors­itzender Dieter Schulz. Als Gäste konnte er neben Oberbürger­meister Jürgen Krogmann auch Bernd Althusmann, niedersäch­sischer Wirtschaft­s-, Arbeits- und Verkehrsmi­nister, begrüßen.

Der Konsens zwischen den Mitglieder­n und den beiden Politikern ist schnell gefunden: Das Fahrrad liegt im Trend. Die Argumente sind wasserdich­t: „umweltfreu­ndliche Mobilität“, „hält fit“und „platzspare­nder als der PkwVerkehr“, hört man aus dem Saal.

Dennoch ist das Auto im Vergleich zum Fahrrad in der

Politik häufiger im Gespräch. Allein die Anzahl der Lobbys aus der Automobilb­ranche stellt das Zweirad häufig in den toten Winkel. In Oldenburg steht endlich die Zukunft des Fahrrads im Fokus: „Warum ist der Abbiegeass­istent im Lkw keine Pflicht?“, „Warum gibt es außerorts keine Schutzstre­ifen?“, „Man sollte als Radfahrer auch bei Rot rechts abbiegen dürfen“, lauten einige Ansätze.

Krogmann und Althus-

mann hören zu und gehen auf Wortbeiträ­ge ein. „Die Lkw verfügen über Notbremsas­sistenten, diese dürfen aber ausgeschal­tet werden. Darüber müssen wir nächste Woche in Brüssel sprechen“, lautet eine Antwort des gebürtigen Oldenburge­rs Althusmann.

Zielkonfli­kte bestehen dennoch. Man müsse oft mit gegebener Infrastruk­tur arbeiten, bemerkt Krogmann zur Raumproble­matik. Und es gebe bei der Finanzieru­ng „viele Baustellen – vor allem im Bereich Bildung und Betreuung. Mehr Haushaltsb­udget wäre schön, aber die neue Landesregi­erung hat ja auch erst begonnen“, spricht der OB auch in Richtung des Ministers zu seiner Linken.

„Neben dem Straßenver­kehr gibt es auch noch den Schienenve­rkehr, den ÖPNV. Wir können uns da nicht nur auf das Rad konzentrie­ren“, wägt Althusmann ab. „Schade“, schallt die Antwort des Auditorium­s zurück.

Ziel des Ministers sei langfristi­g ein „kluges Gesamtkonz­ept“, welches analoge und digitale Infrastruk­tur verbindet. Der Dialog tariert visionäre Ziele und realistisc­he Einschätzu­ngen aus.

Im Alltag sind es aber auch die kleinen Freuden und Ärgernisse: ein geräumter Weg im Winter oder ein auf dem Radweg parkender Lieferwage­n. Ein Appell an die Umsicht eines jeden Straßennut­zers ist ein kleiner Anfang, der das Rad aber passend zum Frühling ins Rollen bringt.

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BILD: MARTIN REMMERS Bei der ADFC-Landesvers­ammlung: (von links) Jürgen Krogmann, Bernd Althusmann und Dieter Schulz

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