Nordwest-Zeitung

Ga benf ohe Blumenst auß de Musik

Charizma Soul macht Kulturetag­e zur Disco – Sänger und Instrument­alisten überzeugen

- VON RAPHAEL SIEMS

Gie Gruppe spielt Hits aus den vergangene­n Jahrzehnte­n. Dass die Musiker aus ganz Deutschlan­d hervorrage­nd ausgebilde­t sind, zeigt sich beim Timing.

OLDENBURG – Noch ist die Tanzfläche als solche nicht zu erkennen. Die Lichter sind an, und die Gäste unterhalte­n sich über alle möglichen Themen. Sobald aber das Licht erlischt, macht der Alltag Platz für Vorfreude und Gejubel. Die Unterhaltu­ng wiederum übernimmt jetzt Charizma Soul – mit „Let me entertain you“als Einstieg.

Die Kulturetag­e ist bekannt für ihren besonderen Sound. Wenn also am Samstag zunächst ein kurzes Intro vom Band abgespielt wird, bei dem die Musiker die Bühne betreten, so hört man nicht etwa irgendein Schlagzeug. Man hört gigantisch­e Trommeln mit gewaltigem Bass. Man hört nicht lediglich Streicher, sondern steht vor einem imaginären Orchester. Umso lebendiger wird es, wenn es nun zum Live-Einsatz kommt – und zwar in großer Besetzung.

Ein Drumset, eine Gitarre, ein Bass. Dazu drei Bläser, ein Keyboard und nicht zuletzt drei Vokalisten. Und so bunt wie die Besetzung, so bunt ist auch das Programm. „Wir haben einen ganzen Blumenstra­uß an Songs dabei“, erklärt Sarina Lal. Bis eben hat die Sängerin noch bei den In Front, aber nicht immer allein: Menno Stuifmeel holte sich immer wieder Unterstütz­ung nach vorne.

Backings gestanden und getanzt, nun aber nimmt sie neben Leadsänger Menno Stuifmeel die Position am Frontmikro­fon ein.

Offenbar enthält der Blumenstra­uß, von dem sie spricht, eine ganze Auswahl verschiede­ner Farben. Eine

große Liste von Hits der vergangene­n Jahrzehnte, mit vielen Gegensätze­n, die sich aber wunderbar ergänzen.

Zunächst treten bei „Bad Girls“Lal und Stuifmeel als Duo auf, bei dem sie – erst abwechseln­d, dann gemeinsam – eine enorme vokale Steige- rung erzeugen. Wenn in der Klassik der Höhepunkt einer Arie als Stretta bezeichnet wird, so ist dies die Stretta der Popmusik. Doch schon im nächsten Moment folgt George Michaels „One More Try“. Eine ruhige Ballade, die mit atmosphäri­sch-blauem Licht zum Entspannen einlädt. Der Gegensatz könnte nicht deutlicher sein, und doch ist er angemessen.

Aber nicht nur die Vokalisten sind hervorzuhe­ben. Charizma Soul ist eine Gruppe von Musikern aus ganz Deutschlan­d, die allesamt eine lange musikalisc­he Ausbildung hinter sich haben. Besonders gut zeigt sich dies bei dem Song „The Letter“von Joe Cocker, denn hier wandert quasi das Solo vom Piano zur Posaune, zum Saxofon zur Gitarre. Alles in nahtlosem Übergang und alles genau auf dem Punkt.

Auch wenn nicht soliert wird, spielen die Instrument­alisten eine große Rolle: „Mamma Knows Best“ist wohl das beste Beispiel für den Slogan der Band „Groovy Music feat. Horns“. Hier ist es Sängerin Marie Franka Zielinski, die ihr Können, aber auch ihr Temperamen­t beweist. Das Grundempfi­nden dabei ist ein tanzbarer Swing, jedoch stets unterbroch­en von einem überaus geraden Puls – wieder ein starker Gegensatz, der aber gerade den Groove ausmacht.

Und wenn noch eines erwähnt werden sollte, dann ist es ganz klar „Klar“von Jan Delay. Menno Stuifmeel scheint es beinahe höchstpers­önlich Auch mal ein „Bad Girl“: Sarina Lal Hat Temperamen­t: Franka Zielinski Marie

zu sein – mit seinem schwarzen Zylinder und dem weißen Hemd. Sogar die nasale Stimme wird imitiert. Jetzt nur noch der funkige Groove sowie der rhythmisch­e Gesang, und die Kulturetag­e ist eine Disco – und die Band die Nummer eins.

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BILD: PIET MEYER
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BILD: PIET MEYER
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BILD: PIET MEYER

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