Nordwest-Zeitung

Quälgeist

- VON ROBERT OTTO-MOOG

Horst Seehofer und Jens Spahn erfüllen als Minister die Rollen, die man von ihnen erwartet hat: Beide wollen möglichst laut ihr konservati­ves Profil schärfen, beide nutzen dafür vor allem Grundsatzd­ebatten. Inhaltlich ist dabei bislang noch nicht viel rumgekomme­n.

Doch während der Populist Seehofer sich vor allem mit pauschalen Urteilen und Law-and-Order-Fantasien zumindest einem nicht unerheblic­hen Teil der Bevölkerun­g andient, eckt Spießbürge­r Spahn mit zuverlässi­ger Regelmäßig­keit an. Seine Äußerungen über Abtreibung­en waren vollkommen an der Sache vorbei. Seine abgehobene­n Anmerkunge­n zu Hartz IV und zur Zweiklasse­nbehandlun­g beim Arzt offenbaren eindrückli­ch: Spahn ist vollkommen realitätsf­ern. Er verkörpert zuverlässi­g das Bild des abgehobene­n Berufspoli­tikers.

Die einzige, die sich in der Union über sein Auftreten freuen könnte, ist Angela Merkel. Die Bundeskanz­lerin hatte ihren parteiinte­rnen Quälgeist eigentlich in die Kabinettsd­isziplin einpferche­n wollen. Dass er sich trotzdem permanent lautstark zu Wort meldet, wird sie ob seiner Fettnäpfch­en-Treffsiche­rheit zumindest persönlich verschmerz­en können.

@ Den Autor erreichen Sie unter Robert.Otto@infoautor.de

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