Nordwest-Zeitung

Ein bestechlic­her Kriegsherr?

- VON ALEXANDER WILL

Dass Nicolas Sarkozy eine schillernd­e Persönlich­keit ist, war schon immer klar. Wenn sich jedoch dieser Verdacht bestätigen würde, dann hätten wir es mit einem echten Kriminelle­n zu tun. Zudem müssten Entscheidu­ngen der jüngeren internatio­nalen Politik neu bewertet werden.

Einem Potentaten wie Muammar al-Gaddafi war es durchaus zuzutrauen, einen französisc­hen Präsidents­chaftskand­idaten zu finanziere­n. Er hatte schließlic­h auch eine voll besetzte Passagierm­aschine und eine Diskothek in die Luft sprengen lassen. Bestechung wirkt da fast schon wie ein zivilisato­rischer Fortschrit­t. Ob Sarkozy zugegriffe­n hat, muss sich noch erweisen. Doch schon jetzt lohnt sich ein Blick auf die Zeit nach dem fraglichen Wahlkampf. Es war nämlich Frankreich, das 2011 maßgeblich daran beteiligt war, einen Militärsch­lag gegen Gaddafi durchzuset­zen. Der war damals eben dabei, einen Bürgerkrie­g für sich zu entscheide­n, als französisc­he Flugzeuge seine Truppen angriffen. Die Interventi­on wurde mit einer wackligen und umstritten­en UNResoluti­on gerechtfer­tigt. Sarkozy riskierte damit sogar eine Spaltung der Nato. Russland, das im Vertrauen auf den Verzicht des Westens auf ein Eingreifen zugunsten der Rebellen kein Veto gegen den besagten Beschluss des Sicherheit­srates eingelegt hatte, fühlte sich durch ihn hintergang­en. In Libyen folgte der Zusammenbr­uch jeder staatliche­n Ordnung. Das Land wurde zur Spielwiese islamische­r Terroriste­n. Alles, weil Sarkozy einen Zeugen seiner Bestechlic­hkeit loswerden wollte? Die Ermittlung­en müssen es zeigen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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