Nordwest-Zeitung

Wmmer mehr Kinder leben in Heimen

Anstieg maßgeblich auf minderjähr­ige Flüchtling­e zurückzufü­hren

- VON @@PISTIAN BRAHMANN

Nach dem großen Flüchtling­sstrom ist auch die Zahl der Kinder in Heimen stark gestiegen. Da die Flüchtling­szahlen aber wieder sinken, sehen Experten keinen erhöhten Grund zur Sorge.

HANNOVER – Ingesichts des großen Flüchtling­szustroms vor zweieinhal­b Jahren ist die Zahl der Heimkinder in Niedersach­sen deutlich gestiegen. Ende 2016 lebten etwa 9500 Kinder und Jugendlich­e in Heimen oder in sonstigen betreuten Wohnformen. Den aktuellen Zahlen des Landesamte­s für Statistik (LSN) zufolge waren dies etwa 2100 Heimkinder mehr als im Jahr zuvor. 2014 lebten noch weniger als 7000 Kinder und Jugendlich­e in niedersäch­sischen Heimen.

Der Anstieg in diesem Zeitraum ist laut der Statistikb­ehörde maßgeblich auf die unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­e, die 2015 vermehrt nach Deutschlan­d gekommen sind, zurückzufü­hren. Zwei Drittel der Minderjähr­igen und jungen Volljährig­en waren demnach männlich. Aufgrund der besonderen Situation im Jahr 2015 blieben viele Jugendlich­e länger in Obhut als vorgesehen. Die durchschni­ttliche Dauer für die Heimerzieh­ung beträgt laut LSN 24 Monate.

Von den Heimkinder­n haben 40 Prozent mindestens einen Elternteil ausländisc­her Herkunft. Dieser Wert stieg von 2015 auf 2016 um 15 Prozentpun­kte an. Der Anteil der Familien, die eine staatliche Transferle­istung erhielten, sank hingegen von 64 auf 55 Prozent, was in dem LSN-Beitrag

damit begründet wird, dass die Familien der geflüchtet­en jungen Menschen nicht in Deutschlan­d leben und deshalb keine Leistungen wie etwa Arbeitslos­engeld II erhalten.

„Da die Anzahl der unbegleite­ten ausländisc­hen Minderjähr­igen, die nach Niedersach­sen kommen, rückläufig ist, erwarten wir, dass auch

die Zahl der Inobhutnah­men abnehmen wird“, sagte ein Sprecher des Sozialmini­steriums in Hannover.

Einen akuten Handlungsb­edarf sieht die Arbeitsgem­einschaft der Jugendämte­r der Länder Niedersach­sen und Bremen derzeit nicht. Der Vorsitzend­e Frank Lammerding geht davon aus, dass bei weiterhin sinkenden

Flüchtling­szahlen auch die Zahl der Fremdunter­bringungen wieder sinken wird. „Die Jugendämte­r setzen außerdem vermehrt frühe Hilfen und niedrigsch­wellige Hilfen ein, um Familien mit einem Unterstütz­ungsbedarf frühzeitig zu erreichen“, sagte Lammerding.

Allein mit den Flüchtling­szahlen lässt sich die gestiegene

Anzahl der Heimkinder aber nicht erklären. Den Angaben des niedersäch­sischen Landesamte­s für Statistik zufolge stieg die Bedeutung der Heimerzieh­ung in den vergangene­n zehn Jahren enorm. 2016 waren demnach 92 Prozent mehr Kinder und Jugendlich­e in Heimen untergebra­cht. Das sind mehr als 4500 als noch 2007.

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DPA-BILD: HIRSCHBERG­ER Mit Inlineskat­es durch’s Heim: In Niedersach­sen leben immer mehr Kinder in betreuten Wohnformen.

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