Athener Club muss Auricher 500 000 Euro nachzahlen
Schiedsgericht gibt Verteidiger Jens Wemmer Recht – Zudem Punktabzug für Panathinaikos
ATHEN/AURICH – Ein Ostfriese sorgt für Wirbel bei griechischem Spitzenclub: Wegen offener Gehaltszahlungen an Rechtsverteidiger Jens Wemmer aus Aurich sind Griechenlands 20-maligem Fußball-Meister Panathinaikos Athen nun drei Punkte in der Meisterschaft abgezogen worden. Der aktuell vereinslose 32-Jährige, der schon beim TuS Sandhorst, der SpVg Aurich, Werder Bremen, VfL Wolfsburg II sowie dem SC Paderborn spielte, war im Sommer 2015 erstmals ins Ausland zu Panathinaikos Athen gewechselt.
Vertrag gekündigt
Konkret gab das Schiedsgericht beim Griechischen Fußballbund (EPO) am Montag in Athen dem Antrag von Wemmer statt, „der Fußball-AG Panathinaikos Athen bis zur völligen
Begleichung der offenen Gehaltszahlungen an Jens Alexander Wemmer binnen drei Tagen nach Veröffentlichung des Urteils eine Strafe von drei Punkten aufzuerlegen“. Bezüglich der Höhe der offenen Gehaltszahlungen von Panathinaikos an Wemmer beruft sich das EPOSchiedsgericht auf das rechtskräftige Urteil des EPO-Ausschusses für die Lösung von Finanzstreitigkeiten (AEEOD) vom 28. September 2017.
Der AEEOD-Ausschuss bezifferte darin die Verbindlichkeiten von Panathinaikos gegenüber Wemmer auf genau 497 822,15 Euro zuzüglich der gesetzlichen Zinsen.
Kurz vor dem AEEOD-Urteil im Juli 2017, hatte Wemmer seinen bis Ende Juni 2018 laufenden Dreijahres-Vertrag mit Panathinaikos gekündigt. Statt zum Training in Athen zu erscheinen, kehrte er nach Deutschland zurück. Nun hat Panathinaikos bis einschließlich Donnerstag Zeit, um entweder den vollen Betrag per Einmalzahlung auf das Konto von Wemmer zu überweisen oder einen allerletzten Versuch zu starten, einvernehmlich einen Tilgungsplan mit Wemmer zu vereinbaren.
Geschieht dies nicht, hat Wemmer die nun verhängte Punktstrafe nur formal per Antrag zu aktivieren, damit Panathinaikos automatisch die drei Zähler in der Meisterschaft abgezogen werden. So rennen die Athener nun gegen die Zeit an. Nach Informationen der Ð waren zuletzt alle Gespräche zwischen Wemmer und dem Club gescheitert, doch noch einen Tilgungsplan zu vereinbaren.
Panathinaikos dürfte nicht dazu in der Lage sein, bis Donnerstag die fälligen gut 500 000 Euro inklusive Zinsen aufzubringen. Denn der Club ist hochverschuldet. Dem Vernehmen nach stehen die Grün-Weißen, zuletzt in der Saison 2009/10 Meister in Griechenland, mit mehr als 40 Millionen Euro in der Kreide.
Nur der Anfang?
Zwar rangiert Panathinaikos nach dem 25. Spieltag in Griechenlands 16 Clubs umfassender Super League und damit fünf Runden vor dem Saisonende mit 32 Punkten auf Platz acht. Damit trennen den Club aktuell 13 Zähler von einem Abstiegsplatz.
Aber: Nicht nur der Fall Wemmer treibt den Panathinaikos-Verantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. Der griechische Traditionsclub sieht sich derzeit mit einer Welle von rund einhundert (!) Streitfällen von offenen Gehaltszahlungen an Ex-Spieler, Ex-Trainer und sonstige Personen ausgesetzt. Denkbar also, dass weitere Punktabzüge wie im Fall Wemmer folgen.
Derzeit ist die griechische Meisterschaft unterbrochen, nachdem vergangene Woche der Besitzer von Paok Saloniki mit einer Pistole bewaffnet auf den Platz gelaufen war.
Wemmer, der am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, kam sportlich bei Panathinaikos Athen nicht auf einen grünen Zweig. Der Rechtsverteidiger aus Ostfriesland hatte von Anfang an mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, Anfang 2016 fiel er beim damaligen Trainer Andrea Stramaccioni in Ungnade. Insgesamt kam Wemmer nur in vier Spielen in Griechenlands erster Liga für Panathinaikos zum Einsatz.