Nordwest-Zeitung

Beim Wandern tankt er wieder auf

8ach Amtsverzic­ht von Jan Janssen vertritt Oberkirche­nrat Thomas Adomeit den Bischof

- VON LARS LAUE

Der 48-Jährige kennt das Bischofsam­t in- und auswendig, er war acht Jahre lang die rechte Hand von Jan Janssen. Jetzt schlüpft er selbst in die Rolle, bis ein neuer Bischof gefunden ist.

OLDENBURG – Das Oldenburge­r Land ist seinen Bischof los. Aber ist es damit auch bischofslo­s? Offiziell ja, doch es gibt einen Vertreter im Bischofsam­t: Oberkirche­nrat Thomas Adomeit (48) hat innerhalb des Sitzes der Evangelisc­h-Lutherisch­en Kirche in Oldenburg am Philosophe­nweg 1 sein Büro vom einen zum anderen Ende des Flures gewechselt und sitzt jetzt im Bischofsbü­ro. Pfarrer Jan Janssen hatte im November seinen Verzicht auf das Bischofsam­t erklärt und nach gut neun Jahren die Verantwort­ung in diesem Leitungsam­t abgegeben. Im Herbst dieses Jahres übernimmt Janssen die Stationsle­itung der Deutschen Seemannsmi­ssion in Rotterdam.

„Pfarrer Adomeit, übernehmen Sie“, hieß es seitens des Gemeinsame­n Kirchenaus­schusses im Dezember, Ende Januar ernannte ihn das Kirchenpar­lament (Synode) zum Oberkirche­nrat. Kein Neuland für den zweifachen Vater, der mit der Pfarrerin Petra Adomeit aus der Kirchengem­einde Zwischenah­n (Kreis Ammerland) verheirate­t ist. Hier im Bischofsbü­ro hat Adomeit schon viele Stunden verbracht, schließlic­h war er acht Jahre lang Referent von Jan Janssen, die rechte Hand des Bischofs also. „Ich kenne die Abläufe, die Termine, die Anforderun­gen, die Relevanzen – es ist für mich also eher ein Rollen- und weniger ein Themenwech­sel“, betont Adomeit im Gespräch mit der Ð.

Dass er und Janssen ihre Büros nicht nebeneinan­der, sondern jeweils an den Flurenden hatten – etwa ein Zeichen dafür, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmte? „Ganz im Gegenteil“, sagt Adomeit und versichert glaubhaft: „Ich habe mit

Jan Janssen stets ausgesproc­hen gut und eng zusammenge­arbeitet, zwischen uns beide passte kein Blatt Papier“, betont Adomeit, der gebürtiger Stuttgarte­r ist und dessen Vater ebenfalls Pfarrer war. Er sei sogar in die Entscheidu­ng

Janssens, das Oldenburge­r Land zu verlassen, eingebunde­n gewesen, sagt Adomeit, der nun erst mal den Job seines früheren Chefs übernimmt, bis ein neuer Bischof gefunden ist (siehe Infokasten). Und das bedeutet einen

vollen Terminkale­nder für den Vater eines 20-jährigen Sohnes, der Theologie studiert, und einer 17-jährigen Tochter, die ein Freiwillig­es Soziales Jahr absolviert. „Früher habe ich dem Bischof die Termine eingetrage­n, das machen

jetzt andere und sagen mir, wann ich wo sein muss“, sagt Adomeit, der in der Freizeit beim Wandern und Skifahren abschaltet und sich seinen Ausgleich sucht, indem er beinahe jeden Morgen von Bad Zwischenah­n aus mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Oldenburg fährt.

Das tut er am liebsten mit Rückenwind und ist froh darüber, dass er diesen auch in seiner neuen Rolle verspürt. Denn Adomeit gibt offen zu: „Ein wenig habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, ob das im eigenen Hause von allen mitgetrage­n wird, aber ich bin sehr froh darüber, dass das so gut klappt, und bin dankbar für die Unterstütz­ung.“

Ein Argument, sich auf das Bischofsam­t zu bewerben? „Das ist nicht möglich, man kann vom Wahlaussch­uss lediglich angesproch­en und um eine Bewerbung gebeten werden.“Nun gut. Und was wäre wenn? Der Geistliche antwortet diplomatis­ch: „Ich mache die Vertretung und versuche, unsere oldenburgi­sche Kirche weiter in ruhigem Fahrwasser zu halten.“

 ?? BILD: PRIVAT ?? Im Urlaub: Oberkirche­nrat Thomas Adomeit schöpft in den Dolomiten neue Kraft. Der 48-Jährige geht aber nicht nur gern wandern, sondern er fährt in seiner Freizeit auch Ski und radelt fast jeden Morgen zur Arbeit.
BILD: PRIVAT Im Urlaub: Oberkirche­nrat Thomas Adomeit schöpft in den Dolomiten neue Kraft. Der 48-Jährige geht aber nicht nur gern wandern, sondern er fährt in seiner Freizeit auch Ski und radelt fast jeden Morgen zur Arbeit.

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