Nordwest-Zeitung

Wenn die Familie aufkreuzt

Brüllend komischer 7pielfilm „Die 7ch’tis in Paris“läuft Donnerstag an

- VON PETER CLAUS

Kann man einen Welthit fortsetzen? Man kann. Wie Regisseur Dany Boon jetzt @eweist.

HAMBURG – Vor zehn Jahren kam ein Film in die Kinos, mit dessen überragend­em Erfolg wohl niemand so richtig gerechnet hatte: „Willkommen bei den Sch’tis“erzählte von den etwas seltsamen, aber sehr herzlichen Sch’tis – die Menschen mit dem eigenwilli­gen, außerhalb ihrer Region kaum verständli­chen Dialekt eroberten schnell die Herzen der Filmfans rund um den Globus.

Allein in Frankreich avancierte die Komödie mit mehr als 20 Millionen Besuchern zum meistgeseh­enen einheimisc­hen Kinofilm aller Zeiten. Auch in Deutschlan­d amüsierten sich fast zweieinhal­b Millionen Kinogänger, und in Italien kam 2010 sogar eine den nationalen Gegebenhei­ten

angepasste Neuverfilm­ung heraus. Selbst in den USA, wo es europäisch­e Produktion­en traditione­ll schwer haben, hatte der Film Erfolg.

Seit Jahren wurde nun bereits gemunkelt, dass Dany Boon eine Fortsetzun­g als Regisseur und Autor vorbereite­n würde – und genau die kommt nun in die Kinos: „Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen“knüpft inhaltlich zwar nicht direkt an den Welthit von 2008 an. Doch das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Vor allem der Sprachwitz, der auch in der cleveren deutschen Synchronfa­ssung gut funktionie­rt, zündet.

Valentin (Dany Boon) ist ein Star. Paris vergöttert den Innenarchi­tekten. Die Hautevolee, die vornehme Gesellscha­ft, schätzt nicht nur seine Entwürfe. Valentin gefällt auch als Nachfahre des persischen Schahs mit einer Kindheit voller Dramatik und Exotik. Aber Valentin lügt. Denn er schämt sich seiner wahren Herkunft; seine Vergangenh­eit hat nichts Glamouröse­s. Tatsächlic­h stammt der Liebling der Schönen und Reichen aus einer Arbeiterfa­milie im Norden Frankreich­s: Er ist ein Sch’ti. Einem Sch’ti aber stehen in Paris keine Türen offen, deshalb die falsche Identität. Auf Dauer kann das natürlich nicht gut gehen. Konflikte sind programmie­rt – und damit jede Menge Komik.

Die Geschichte ist dabei ein bisschen vorhersehb­ar geraten: Der Pariser Snob Valentin wird von seiner Verwandt-

schaft aus dem Norden heimgesuch­t und sieht dadurch seine Stellung in der feinen Gesellscha­ft der französche­n Hauptstadt bedroht. Doch das verringert den Spaß nicht. Der resultiert schließlic­h aus zum Teil wirklich überrasche­nder Situations­komik, aus vielen grotesken Wortspiele­n und aus dem rasanten Spiel des Darsteller­ensembles. Da werden mit kleinsten Pinselstri­chen facettenre­iche Charakterb­ilder gemalt. Zudem gelingt es den Akteuren, die soziale Lage der Figuren glaubhaft zu gestalten.

Ein entscheide­ndes Element ist, dass Menschen aus zwei extrem verschiede­nen sozialen Schichten aufeinande­rtreffen. Dany Boon setzt auf Nuancen, auch auf Grautöne. Dadurch hat die grellbunte Farce gelegentli­ch auch einen etwas bitteren Humor, eine leichte Nachdenkli­chkeit. Allerdings überwiegt ein knalliger Wortwitz.

Trailer unter: http://bit.ly/welthit

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BILD: CONCORDE/DPA Freuen sich: Szene mit (von links) Valerie Bonneton, Guy Lecluyse, Line Renaud, Dany Boon und Pierre Richard

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