Nordwest-Zeitung

ROMAN ERINNERT AN SÄNGER JAMES BROWN

James McBrides Roman über amerikanis­chen :oulsänger James Brown

- VON HANS BEGEROW

Der Autor (60) lebt in New York und ist selbst Musiker. In dem Buch „Black and proud“(:chwarz und stolz) geht es um Brown, aber auch um die Widersprüc­he in den U:A.

ATLANTA – Um nichts weniger als den Godfather of Soul, den bedeutends­ten Soulsänger der USA, nämlich James Brown, geht es in James McBrides Roman „Black and proud“. Der Titel ist dem Hit „Say ist loud: I’m black and I’m proud“entlehnt und weist auf Browns Haltung und seine Erfahrunge­n als schwarzer Musiker im weißen Amerika hin.

Es ist ein Recherche-Roman, in dem McBride zahlreiche Begegnunge­n mit Musikern und Menschen, die James Brown kannten, schildert. Die Recherchef­ahrt gibt die Klammer für die Schilderun­g des mitunter bizarren Lebens des Ausnahmemu­sikers, der selbst keine Noten lesen konnte, aber seine Mitmusiker mit seinem Perfektion­sdrang in den Wahnsinn treiben konnte.

Vier Ehen

Ausgangspu­nkt für Autor James McBride ist der Umstand, dass auch mehr als zehn Jahre nach dem Tod des Musikers sein Vermächtni­s nicht umgesetzt wurde. Das auf 100 bis 200 Millionen Dollar geschätzte Vermögen Browns sollte nach dem Willen des Erblassers einer Stiftung zufließen, die die Schulbildu­ng armer Kinder in Georgia und South Carolina verbessert. Einige von Browns Kindern und seine Partnerin (die, wie sich herausstel­lte, mit Brown eine Ehe eingegange­n war, ihre vorherige aber nicht gelöst hatte) klagten gegen das Testament und verhindert­en die Verwendung des Vermögens im Sinne Browns. Brown selbst hat einiges dazu beigetrage­n, dass nach seinem Tod diese Situation entstand.

Autor James McBride, selbst Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters und selbst Musiker (Saxofon), weiß in den Gesprächen mit Informante­n die Nuancen der Kluft zwischen dem weißen und schwarzen Amerika

eindrucksv­oll zu schildern. Durch die wird deutlich, warum James Brown ein so überragend­er wie exzentrisc­her Musiker wurde. Und warum die schrillen Töne seines Privatlebe­ns die musikalisc­hen Talente so oft übertönten: Aus vier Ehen und noch mehr Beziehunge­n entstammte­n sechs anerkannte Kinder (dazu ein adoptierte­s und vier nicht anerkannte Kinder).

Seinem Perfektion­ismus auf der Bühne und bei Proben entsprach das Chaos im Privaten, wobei für Brown die Familie einen sehr hohen Stellenwer­t hatte so wie Schulbildu­ng. Er riet allen jungen Leuten, die ihm begegneten, auch den Schulabsch­luss zu machen

– und so ist wohl auch sein Wunsch entstanden, sein Vermögen einer Stiftung zu übertragen für eben diesen Zweck. Übrigens heißt es nicht, dass die Stiftung schwarzen Kindern Bildung ermögliche­n solle, sondern armen Kindern.

Komp exe Sache

James McBride ist ein äußerst lesenswert­es Stück über die Befindlich­keiten im Verhältnis des weißen und schwarzen Amerikas und die Bedeutung schwarzer Musik für die westliche Kultur gelungen. Seine frühere Tätigkeit als Journalist hilft ihm bei der Recherche und Darstellun­g der komplexen Materie – Lebensdate­n,

Widersprüc­he und Irrtümer kann McBride so aufklären und für den Leser aufbereite­n.

Zuletzt hatte McBride den „National Book Award“für seinen Schelmenro­man „Das verrückte Tagebuch des Henry Shacklefor­d“erhalten, der im Sklaverei-Konflikt in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts angesiedel­t ist.

Lesenswert, aber leider nicht mehr erhältlich, ist McBrides „Die Farbe von Wasser“, in der der Autor schildert, wie seine Mutter, eine polnische Jüdin, in die USA kommt und zum Entsetzen ihrer Familie in New York einen Schwarzen heiratet. McBride ist das achte Kind des Paars.

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 ?? BILD: DPA ?? Tobte 2ern über die Bühne: US-Soulsän2er James Brown im Jahr 2003 in Köln
BILD: DPA Tobte 2ern über die Bühne: US-Soulsän2er James Brown im Jahr 2003 in Köln

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