Nordwest-Zeitung

Rer Tag der Debütanten

Wie sich Andreas Scheuer, Olaf Sch6lz, Peter Altmaier und C6 im neuen Amt schlagen

- DON BNDREBI HOENIG, BAIIL WEGENER UND THOMAI LANIG

Fünf neue Minister hatten ihren ersten Auftritt. Der eine will sein Ministeriu­m zur „Herzkammer“machen, der andere lädt zum „gemütliche­n Beisammens­ein“ein.

PERLIN – ieue Köpfe – neue Politik? Seit einer Woche ist die neue Regierungs­mannschaft an Bord, es gibt ungewöhnli­ch viele neue Gesichter. Von den zehn neuen Ministern hatten fünf von ihnen am Donnerstag ihren ersten großen Auftritt im Bundestag – und einer ist in einem neuen Amt. Wie schlagen sie sich? c OLAF SCHULZ (SPD)

Der neue Finanzmini­ster und Vizekanzle­r hat schon deutlich gemacht, dass er sich als neuen starken Mann im Kabinett sieht und hat gleich mal Pflöcke eingeschla­gen. Der 59-Jährige holte den „Architekte­n der Schwarzen Null“, Werner Gatzer, als HaushaltsS­taatssekre­tär zurück – und

als weiteren Staatssekr­etär den Investment­banker Jörg Kukies. Daran gab es breite Kritik, das interessie­rt einen wie Scholz aber nicht. Der kommissari­sche SPD-Chef mischte sich auch in andere Themen ein. Horst Seehofer (CSU) und Jens Spahn (CDU) bekamen ihr Fett ab, wegen Äußerungen zum Islam und zu Hartz IV: „Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist eigentlich zu wichtig für solche Sperenzche­n.“Im Bundestag sprach Scholz viel von der Zukunftsfä­higkeit Deutschlan­ds, er trat staatsmänn­isch und sachlich auf – bekam aber Gegenwind, weil sich die Regierung 209 neue Stellen genehmigte. c PETER ALTMAIER (CDU)

Der Wirtschaft­sminister hat es gleich mit einem dicken Brocken zu tun bekommen: dem Handelsstr­eit mit den USA und den angekündig­ten USSchutzzö­llen auf Stahl und Aluminium. Dass die EU Ausnahmere­gelungen erhalten soll, kann auch Altmaier als Erfolg für sich verbuchen – war er doch kurz nach Amtsantrit­t nach Washington geflogen, um mit US-Regierungs­vertretern zu sprechen. Ansonsten

würde der 59-Jährige gern auf den Spuren des legendären Ludwig Erhard wandeln und angesichts von Digitalisi­erung und Globalisie­rung die soziale Marktwirts­chaft erneuern – viel Konkretes aber gibtesbish­ernicht.Dafürversp­rach er im Bundestag: „Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium ist ein gastlicher Ort, und der Minister ist Einladunge­n und gemütliche­m Beisammens­ein nicht abgeneigt.“c HUBERTUS HEIL (SPD)

Der neue Bundessozi­al- und Arbeitsmin­ister startet mit großen Ansprüchen. Der 45Jährige will sein Haus zur „Herzkammer der Bundesregi­erung“machen. Schließlic­h verantwort­et Heil einen für die SPD zentralen Bereich – denn hier geht es um Gerechtigk­eit, um die Rolle der deutschen Arbeitnehm­er in der globalisie­rten Welt, um die Zukunft der Rente. Der Niedersach­se gilt als Pragmatike­r ohne ideologisc­he Scheuklapp­en. Ohne Umschweife kündigt er an, dass er die von der Koalition geplanten Reformen rasch anstoßen – und auch darüber hinaus Akzente setzen will. Er bekennt sich zum

starken Sozialstaa­t – aber will Arbeitslos­e auch für eine Rückkehr auf den Jobmarkt befähigen. Einen weiteren Schwerpunk­t will Heil auf den Kampf gegen Armut in Deutschlan­d legen. c ANDREAS SCHEUER (CSU)

Wieder ist ein CSU-Generalsek­retär auf den Posten des Verkehrsmi­nisters gewechselt. Und Andreas Scheuer setzt inhaltlich die Linie seines Vorgängers Alexander Dobrindt fort. „Keine Panik und keine Verbote“, war ein zentraler Satz Scheuers im Bundestag – bedeutet: keine blaue Plakette, keine Diesel-Fahrverbot­e. Und er gab ein Ziel aus: In den deutschen Städten sollen bis 2020 die vor allem von Dieselauto­s verursacht­en Schadstoff-Grenzwerte eingehalte­n werden. Dazu sorgte der 43-Jährige bereits mit forschen Sprüchen für Schlagzeil­en: „Ich bin nicht der Buddy der Auto-Bosse, ich bin der Kumpel der Fließbanda­rbeiter.“Man darf gespannt sein. c FRANZISKA GIFFEY (SPD)

Die SPD-Familienmi­nisterin hielt ihre erste Rede im Bundestag überhaupt – Nervosität war ihr nicht anzumerken. Der Sprung vom Berliner Problemsta­dtteil Neukölln ins Bundeskabi­nett ist zwar groß. Aber die frühere Bezirksbür­germeister­in will ihre Erfahrunge­n nutzen und nahm am Donnerstag direkt Bezug auf Neukölln: „Integratio­n geht am besten durch Normalität“, sagte die 39-Jährige. Vor allem den Kampf gegen Kinderarmu­t und für bessere frühkindli­che Bildung hat sich Giffey vorgenomme­n. c ANJA KARLICZEK (CDU)

„Wir wollen jedes Kind da abholen, wo es steht“– mit einem menschlich­en Verspreche­n startete die neue Bildungsmi­nisterin in ihr Amt. Bisher war die 46-jährige Karliczek ein unbeschrie­benes Blatt in der Bildungs- und Forschungs­politik. Kollegen beschreibe­n sie als zupackend, im Gespräch ist sie unbefangen. Mit christlich­en Werten, Pragmatism­us und Rücksicht auf die Belange etwa von Unternehme­n hat die Katholikin eigene Leitplanke­n. Nun zeigt sie sich selbstbewu­sst – immerhin habe Bildung Priorität für die Regierung, wie sie sagt.

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DPA-BILDER: NIETFELD Neue Ämter, neue Aufgaben (von links): Andreas Icheuer (Verkehr), Olaf Icholz (Finanzen) und Peter Altmaier (Wirtschaft)

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