Nordwest-Zeitung

Einziges Rettungssc­hiff ist aus Bremerhave­n

Private Initiative hat 27 500 :chiffbrüch­igen im Mittelmeer geholfen

- VON JÖRG NIELSEN

BREMERHAVE­N – Die europäisch­e Rettungsin­itiative „SOS Mediterran­ee“ist die letzte nichtstaat­liche Organisati­on, die noch Flüchtling­e im Mittelmeer aus Seenot rettet. Seit die italienisc­hen Behörden in der vergangene­n Woche das spanische Rettungssc­hiff „Open Arms“beschlagna­hmt hätten, sei die von „SOS Mediterran­ee“betriebene „Aquarius“aus Bremerhave­n das letzte Rettungssc­hiff vor der libyschen Küste.

Der Organisati­on „SOS Mediterran­ee“zufolge hat die Crew der „Aquarius“in den vergangene­n Monaten mehrfach beobachtet, wie in Seenot geratene Schlauchbo­ote von der libyschen Küstenwach­e in internatio­nalen Gewässern aufgehalte­n wurden. Durch diese Einsätze sei das Risiko von Unglücken gestiegen. Außerdem verfüge Libyen nicht über sichere Häfen. Nach dem internatio­nalen Seerecht dürfen Schiffbrüc­hige nur in sicheren Häfen von Bord gebracht werden.

„SOS Mediterran­ee“wurde nach eigenen Angaben 2015 zur Rettung Schiffbrüc­higer im Mittelmeer gegründet. Seitdem konnten die Rettungste­ams fast 27 500 Flüchtende­n zur Hilfe kommen. Im vergangene­n Jahr erhielt die Organisati­on dafür den Houphouët Boigny-Friedenspr­eis der UN-Wissenscha­ftsorganis­ation Unesco.

„SOS Mediterran­ee“arbeitet dabei mit dem Hilfswerk „Ärzte ohne Grenzen“zusammen. „Ärzte ohne Grenzen“kritisiert­e die Blockade von privaten Rettungsei­nsätzen im Mittelmeer durch europäisch­e Regierunge­n.

Das deutsche Rettungssc­hiff „Iuventa“der nichtstaat­lichen Organisati­on „Jugend rettet“wurde bereits im August ohne Begründung beschlagna­hmt. Auch „Jugend rettet“werden illegale Absprachen mit Schleusern vorgeworfe­n. Wie die Organisati­on auf ihrer Internet-Seite erklärt, wurde bisher allerdings weder gegen den Verein noch gegen einzelne Personen Anklage erhoben.

Die Leiterin der Projektabt­eilung von „Ärzte ohne Grenzen“, Annemarie Loof, sagte, mit der Blockade würden über lebenswich­tige Rettung sein sätze behindert und Menschen nach Libyen zurück gezwungen. Zudem gebe es einen „alarmieren­den Trend“zur Kriminalis­ierung privater Seenot rettung s organisati­onen.

„Es ist verstörend, in welchem Ausmaß die europäisch­en Regierunge­n mit der libyschen Küstenwach­e kooperiere­n, von Trainings bis hin zu umfassende­r Ausrüstung, und es ihr so ermögliche­n, in internatio­nalen Gewässern zu operieren und Schutzsuch­ende von dort nach Libyen zurückzubr­ingen“, sagte Loof.

Auch die deutsche Bundesregi­erung unterstütz­e die libysche Küstenwach­e und sei für die Situation mitverantw­ortlich.

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