Nordwest-Zeitung

Ein „Klick“reicht für diese Kunst nicht aus

Manfred Wesemann „malt“Landschafe­n am PC – Realismus wird zur Fantasie

- VON SUSANNE GLOGER

E23 Gefühl für Töne hat der 66-jährige Osternburg­er. Er komponiert aus Fotos am Computer Kunstwerke und aus Noten eigene Songs.

OSTERNBURG/OFENERDIEK – Ist das Bild im Kasten, dann fängt die Arbeit erst an. Manfred Wesemann ist seit seiner Kindheit von der Fotografie fasziniert. Mit einer Agfa Click (heute eine Kultkamera) hat der Osternburg­er einst begonnen, nun – mit 66 Jahren – fotografie­rt er mit Apparaten der weltweit bekannten japanische­n Marken. Er ist analog wie digital unterwegs und schätzt eines an der Fotografie als Kunstricht­ung: „Ich habe alles selbst in der Hand – vom Druck auf den Auslöser bis hin zum fertigen Bild.“

Was dabei herauskomm­t, wenn Manfred Wesemann künstleris­ch arbeitet, das ist in der Osterausst­ellung der Künstlergr­uppe Oldenburg zu sehen (siehe Infokasten). Mit Landschaft­sbildern ist der pensionier­te Lehrer, der dem Verein seit 2005 angehört, dort vertreten; seine ganz persönlich­en Eindrücke zum Beispiel von der Nordmole in Wilhelmsha­ven, der Löwenburg in Kassel, einer Allee in Leer, dem Bodensee oder dem Schloss Moritzburg in Dresden. Die Aufnahme des jeweiligen Motivs ist aber nur der erste Schritt. „Am Computer fängt die Arbeit erst an“, erklärt der Künstler. Wesemann „malt“nämlich mit dem Computer – mit Photoshop.

Vorlagen für seine Gemälde sind sowohl Digitalauf­nahmen als auch analoge Fotos. „Ich habe noch Negative und Dias von etwa 400 Filmen. Davon nehme ich auch gern etwas, scanne es ein und bearbeite es am Computer.“Das Foto von einem Blick aus dem Fenster erscheint dann wie „in Öl“gemalt. Eine Tagesaufna­hme von der Löwenburg wurde von Wesemann in nächtliche­s Blau getunkt und vom Mond bestrahlt. Nun wirkt sie gespenstis­ch anziehend. Mit einem „Klick“ist das nicht getan. „Viele Leute denken so und sind sich dessen nicht bewusst, dass auch die Bearbeitun­g am Computer durchaus keine Kleinigkei­t ist und mit Kenntnisse­n der Materie verbunden ist“, betont Manfred Wesemann.

Eine Fotografen­lehre hat der Osternburg­er zwar nicht Kunstwerk (oben) und Original (rechts): Die Nordmole in Wilhelmsha­ven ist eines der zehn Bilder, die Manfred Wesemann in der Osterausst­ellung zeigt.

absolviert, das Metier aber doch – autodidakt­isch – von der Pike auf gelernt. 1979 richtete er sein erstes kleines Fotolabor ein. Damit konnte er sich kreativer mit der Fotografie auseinande­r setzen, denn nun hatte er von der Filmentwic­klung bis zum fertigen Bild alle fotografis­chen Prozesse selbst in der Hand. „Zunächst entwickelt­e ich nur Schwarz-Weiß, später in Farbe.“Für ein Jahr, von Oktober 1981 bis September 1982, besuchte er die Berufsfoto­grafenklas­se (GFO3 3. Lehrjahr) der gewerblich­en Berufsschu­le Oldenburg. „Dort kam ich zum ersten Mal mit profession­ellem Fotoequipm­ent in Berührung.

Auch profession­elle Aufnahmete­chniken wie Studioaufn­ahmen mit Studioblit­z lernte ich kennen“, erzählt Wesemann.

Beruflich war er auf ganz anderen Wegen unterwegs. Er hat erst als Vermessung­stechniker beim Katasteram­t gearbeitet und dann in Oldenburg Musik und Arbeitsleh­re/ Wirtschaft auf Lehramt studiert. Die Gitarre und das Schlagzeug sind Wesemanns Musikinstr­umente. In seinem Studio zu Hause unterm Dach komponiert er auch eigene Songs – zwei CDs gibt’s schon.

Wesemann schätzt die Vielseitig­keit der Fotografie. Seit einiger Zeit beschäftig­t er sich auch mit dem Bild-Composing – führt also mehrere Einzelbild­er zu einem fantastisc­hen Ganzen zusammen. „Hiermit lassen sich auch Bild-Ideen verwirklic­hen, die nicht einfach so fotografie­rt werden können“erklärt er. Stimmt. Seine Planetenbi­lder sind reine Fantasie und wirken realistisc­h – fotorealis­tisch eben.

Mehr Infos unter www.manfr'd-w's'mann.d'

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BILDER: MANFRED WESEMANN
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