Nordwest-Zeitung

WENN DAS HAUSTIER STIRBT

Hund, Katze und Co. werden immer häufiger auf Friedhöfen bestattet

- VON KRISTINA WIENAND

NIEDERSACH­SEN, SEITE 7

Haustiere sind für viele Besitzer zu einem festen Bestandtei­l der Familie geworden. Diese wünschen sich einen würdevolle­n Abschied.

HANNOVER – MIch habe vier Ehepartner ausgetausc­ht, aber mein Papagei war immer dabei“, hat eine betagte Kundin einmal den Mitarbeite­rn von Rosengarte­n Tierbestat­tung in Badbergen erzählt. Als die Frau mit ihrem Haustier zum Krematoriu­m kam, war sie 94 Jahre alt. Ihre Eltern hatten ihr den Papagei geschenkt, als sie 14 war.

„Der Tod des Haustieres ist eine existenzie­lle Erfahrung für den Menschen“, sagt Dirk Preuß von der AG Ethik in der Tiermedizi­n an der Tierärztli­chen Hochschule Hannover (TiHo). „Haustiere sind zur Kernfamili­e geworden – sie gehören dazu wie zwei Kinder und das Reihenhaus.“Es sei natürlich, dass, wenn ein Lebewesen so eng zur Familie gehöre, beim Besitzer ein Gefühl der Trauer oder Verzweiflu­ng eintrete, erklärt der Biologe und Trauerbegl­eiter. Ausdruck bekommen solche Gefühle in Form von Tafeln und Inschrifte­n auf Gräbern von Hund, Katze und Co.

Austausch von Experten

Rund 30 Tierbesitz­er, -ärzte und -experten tauschten sich nun in der TiHo über den Umgang mit Haustieren am Lebensende aus. Unter dem Titel „Ciao Bello – wenn das Haustier stirbt“wird über ethische Fragen diskutiert: Wann ist das Einschläfe­rn gerechtfer­tigt? Wozu sollte man den Besitzern raten?

„Wir können mittlerwei­le sehr viel tun, aber keiner sagt uns, ob wir das auch sollten“, sagte Tierärztin Julia Tünsmeyer aus der Klinik für Kleintiere der Stiftung TiHo. Sie habe beobachtet, dass Besitzer manchmal zunächst zögerlich seien, wenn es bei einem altersschw­achen Tier um die teils hohen Behandlung­skosten geht. „Kosten für eine Begräbnis oder eine Einäscheru­ng scheuen viele Besitzer hingegen nicht“, sagt Tünsmeyer.

„Die Sorge für und um das Haustier, die Besitzer so viele Jahre gespürt haben, spielt auch in dessen Tod eine Rolle“, sagte auch Martin Struck, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands der Tierbestat­ter. Besitzer wünschten sich einen würdevolle­n Abschied für das Tier. Vor allem die Nachfrage nach einer Urnenbesta­ttung und individuel­len Angeboten sei zuletzt gestiegen. Tierfreund­e können die Asche ihres Haustiers zum Beispiel in einem Schmuckanh­änger um den Hals tragen oder eine wetterfest­e Urne in ihren Garten stellen. „Manche Menschen möchten die Asche ihres Hundes auch dort verstreuen, wo beide immer spazieren gegangen sind“, so Struck.

Fünf Abschiedsw­älder

Eine Ruhestätte finden viele Tiere auch auf den bundesweit rund 150 Tierfriedh­öfen. Zudem sind Abschiedsw­älder, wo Haustiere bestattet werden können, beliebt. Allein in Niedersach­sen betreiben die Landesfors­ten fünf solcher Wälder.

„Wenn die Beziehung zum Tier so eng war – es Teil der Familie, ein Partnerers­atz oder sogar der einzige Sozialkont­akt war –, ist es wichtig, dass der Besitzer auch richtig trauern kann“, betont Ethiker Preuß.

Einen Bericht zu Tierfriedh­öfen in Oldenburg finden Sie unter: bit.ly/tierfriedh­of-oldenburg

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