Nordwest-Zeitung

Eigene Grenzpoliz­ei für Bayern

Ministerpr­äsident 9öder demonstrie­rt Tatendrang

- VON CHRISTOPH TROST

MÜNCHEN – Bayern bekommt eine eigene Grenzpoliz­ei und ein eigenes Landesamt für Asyl. Dies hat das neue Kabinett unter Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Freitag in München beschlosse­n. Die Grenzpoliz­ei soll nach Angaben Söders am Ende 1000 Stellen umfassen – und möglichst auch eigenständ­ig Grenzkontr­ollen durchführe­n können. Darüber werde man nun mit dem Bund sprechen, kündigte er an. Bislang ist die Bundespoli­zei für Grenzkontr­ollen zuständig, wird dabei aber bereits heute von bayerische­n Polizisten unterstütz­t.

Bayern hatte bis 1998 schon einmal eine eigenständ­ige Grenzpoliz­ei, die auch für die Kontrollen direkt an der Grenze zuständig war. Heute ist das hoheitlich­e Aufgabe der Bundespoli­zei. Genau dieses Abkommen mit dem Bund will Bayern nun wieder ändern. Der neue CSU-Bundesinne­nminister Horst Seehofer dürfte dagegen kaum Einwände haben.

Die Grenzpoliz­ei mit Dienstsitz in Passau soll bereits am 1. Juli an den Start gehen. 500 Beamte, die bisher schon in grenznahen Gebieten etwa zur Schleierfa­hndung eingesetzt sind, werden der neuen Direktion unterstell­t, 500 weitere Stellen sollen neu hinzukomme­n. Ziel sei, den Grenzraum zu Msterreich und Tschechien sicherer zu machen, erklärte Söder. Auch die Ausrüstung der Beamten soll verbessert werden. Lückenlose Grenzkontr­ollen soll es aber auch weiterhin nicht geben.

Das Landesamt für Asyl soll am 1. August seine Arbeit aufnehmen und am Ende – inklusive seiner Außenstell­en – rund 1000 Mitarbeite­r haben. Für Asyl-Entscheidu­ngen bleibt zwar das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) zuständig, daran kann Bayern nichts ändern. Das Landesamt soll aber etwa Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er beschleuni­gen.

Die Opposition kritisiert­e beide Vorhaben. „Das sind gleich zwei Misstrauen­svoten des neuen CSU-Ministerpr­äsidenten Söder gegen seinen Parteifreu­nd, Bundesinne­nminister Seehofer“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her. Für Grenzschut­z und Asyl sei Horst Seehofer zuständig – und offenbar traue Söder ihm nicht zu, diese Aufgaben zu bewältigen.

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