Nordwest-Zeitung

Unter der Decke

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Es ist dem Druck von außen zu verdanken, dass die Geschlosse­nheit der Europäer derart perfekt gelang. Der Nervengas-Anschlag in Salisbury, der verschoben­e Handelskri­eg mit den USA – angesichts dieser Herausford­erungen verblasste­n die aktuellen Themen weitgehend. Mehr noch: Diese Bedrohunge­n machten es möglich, latente Konflikte und Probleme zu übertünche­n.

Der meist gehörte Satz dieses Gipfels lautete „Darüber reden wir im Juni“. So blieben auch die Unterschie­de zwischen Deutschlan­d und Frankreich über den Ausbau der Währungsun­ion unter der Decke. Berlin fürchtet durch Macrons Vorschläge den Einstieg in eine Transferun­ion, bei der Deutschlan­d für die Schulden und Schwächen der anderen einstehen müsste. Frankreich wiederum will die Euro-Zone anschieben, weil man sich davon Impulse für den eigenen Markt verspricht – und hofft dabei auf ein entspreche­ndes Engagement des wirtschaft­sstarken deutschen Partners. Noch ist nicht erkennbar, wie weit Merkel gehen will und wie stark sich Macron bremsen lässt, um am Ende den viel beschworen­en deutsch-französisc­hen Motor für die anderen mitreißend auf Touren zu bringen.

Dabei weiß die EU genau, dass sie aktuelle Schwierigk­eiten durch Verschiebe­n nicht erledigen kann. Dieser Gipfel ging mit der Ankündigun­g zu Ende, dass in der Asylund Flüchtling­sfrage bis zum nächsten Treffen im Juni eine Lösung vorliegt. Das war nicht nur ein unverbindl­iches Verspreche­n mit Hintertüre­n. Zu sehr hat die Situation der vergangene­n zwei, drei Jahre die Gemeinscha­ft beschädigt – und sie tut es immer noch. Das italienisc­he Wahlergebn­is mit dem Siegeszug der EU-Skeptiker und -Gegner hat die Staats- und Regierungs­chefs betroffen gemacht. Denn sie wissen, dass dies die Quittung für das permanente Vernachläs­sigen Roms im Umgang mit den Migranten war. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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