Nordwest-Zeitung

Ei$e War$u$g a$ de$ Ira$

5arum Israel den Angriff auf Syriens Atomreakto­r öffentlich macht

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Nach über zehn Jahren der Stille hat Israel in dieser Woche publik gemacht, dass es im Jahr 2007 den sich damals im Bau befindlich­en syrischen Atomreakto­r erfolgreic­h zerstört hat. Wir brauchen nicht groß um den heißen Brei herumzured­en und nach anderen Gründe zu suchen, warum Israel die Aktion von vor über einem Jahrzehnt jetzt plötzlich offen legt. Sicherlich könnte man diese auch finden und nennen.

Doch ob es nun der Zufall so wollte oder auch nicht – wir befinden uns im Endspurt, ja auf der Zielgerade­n, wenn es darum geht, ob das vor zwei Jahren unterzeich­nete Atomabkomm­en mit dem Iran vorerst in Kraft bleibt oder die USA dieses Abkommen aufkündige­n werden.

Das eine hat sicherlich mit dem anderen zu tun. Die Veröffentl­ichung der Bilder und Videos der nächtliche­n Operation Israels über syrischem Hoheitsgeb­iet im September 2007 sollte somit als eine ganz klare Warnung an Teheran, ja selbst an die internatio­nale Staatengem­einschaft wahrgenomm­en werden.

Israel deutet an: Wir haben nicht nur 1981 im Alleingang den Atomreakto­r Saddam Husseins in Osirak/Irak zerstört, sondern wir waren – wieder im Alleingang – auch in der Lage, den Atomreakto­r des verstorben­en syrischen

Diktators Hafis Al-Assad in Schutt und Asche zu bomben.

Warum im Alleingang? Die Antwort ist simpel: Weil niemand bereit war, selbst die Staaten die Israels Existenz als

Raison d’Être bezeichnen, ein Risiko einzugehen. Es ging in beiden Fällen darum, eine hochexplos­ive Gefahr für Israel und die gesamte Region

aus der Welt zu schaffen, bevor es zu spät war. Diplomatis­che Bemühungen und Hoffnungen waren damals an ihre Grenzen gestoßen, denn Diplomatie hat ihre Grenzen.

Mehr als das: Diplomatie muss irgendwann eine Deadline gesetzt bekommen. Alles, was danach geschieht, sollte weniger Reden und mehr Handeln sein.

Die Entwicklun­gen vor dem Zweiten Weltkrieg und insbesonde­re Hitlers Vorgehen haben uns hier viel ge-

lehrt. Eine von vielen Lektionen, die Israel schmerzhaf­t gelernt hat, ist tatsächlic­h die folgende: Deine Schwäche könnte deinem Gegenüber als Einladung dienen und ihn ermutigen, noch ein Stück mehr zu wagen und das immer weiter, bis er so stark geworden ist, dass du ihm komplett ausgeliefe­rt und schließlic­h auf seinen guten Willen angewiesen bist.

Israel kann und darf niemals in solch eine Situation geraten. Denn wenn es schon in „Ruhezeiten“nicht sicher auf Verbündete zählen kann, was erst, wenn Israel in eine existenzie­lle Notsituati­on gerät?

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BILD: IDF Luftaufnah­me des syrischen Reaktors

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