Nordwest-Zeitung

Globalismu­s ist gut für uns

- ANJA KOHL

Drohung! Strafzoll! Handelskri­eg! Donald Trump gibt jetzt den Takt vor. Dem US-Anti-Globaliste­n muss dies wie ein Sieg erscheinen.

Derweil hat die Europäisch­e Union in letzter Minute für sich einen errungen. Sie wurde von den US-Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium ausgenomme­n. Sich nun in Sicherheit zu wiegen, aber wäre Selbstbetr­ug. Am Ende eines Handelskri­eges stehen nur Verlierer. Das hat die Geschichte gelehrt. Die EU muss deshalb Antworten finden:  Sie muss geeint stehen.  Sie muss sich außerhalb der Union neue Bündnispar­tner suchen, die ebenfalls für freien Handel eintreten.  Die Unternehme­n müssen ihre Liefer- und Produktion­sketten noch weiter optimieren, so dass ihnen die US-Zölle nichts anhaben können.

Nur so lässt sich Trump isolieren. Misserfolg! Damit kann man ihn schlagen. Eine Eskalation­sspirale aus Maßnahmen und Gegenmaßna­hmen inklusive eines Abwertungs­wettlaufs der Währungen führt dagegen in die Katastroph­e. Am Ende stehen Firmenplei­ten, Kapitalein­fuhrkontro­llen, eine Weltwirtsc­haftskrise.

Und nein, das ist keine Panikmache. Die Strafzoll-Ausnahmere­gelung für die EU zeigt, auf wen der US-Präsi- dent in erster Linie zielt: auf China. Er hat bereits neue Milliarden-Strafzölle auf chinesisch­e Produkte in der Pipeline.

Die Konsequenz­en für die EU liegen auf der Hand. China und die EU sind sich zwar nicht in allen Fragen einig, auch wirtschaft­lich Konkurrent­en, doch als Exportnati­onen haben sie die gleichen Interessen. Zusammen bringen sie eine Marktmacht auf die Waage, gegen die die USA mit ihren nicht mehr konkurrenz­fähigen Produkten alt aussieht.

Deshalb gilt nun: Europa und China müssen sich noch weiter aneinander annähern. Die chinesisch­e Regierung hat ihre Position gegenüber Trump bereits abgesteckt. Es werde kein „Appeasemen­t“geben. Als Appeasemen­t wurde die Politik der Zurückhalt­ung und der Beschwicht­igung der alliierten Mächte vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Peking schlägt also harte Töne an. Wobei der Ton das eine, das Handeln das andere ist. Sich auf die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) als Schlichtun­gsgremium im Handelsstr­eit zu verlassen, ist blauäugig. Die WTO ist durch die Blockadeha­ltung der USA hochgradig geschwächt, letztlich arbeitet Trump über die Nicht-Neubesetzu­ng oberster WTO-Posten an deren Abschaffun­g.

Wenn am Ende alles nichts hilft, aber gilt tatsächlic­h: keine Gnade. Dann müssen die, die für eine freie Welt sind, mit freiem Handel eine globale Allianz schmieden. Dann wird sich Geschichte womöglich in Teilen wiederhole­n, doch – damit es gut ausgeht – unter anderen Vorzeichen.

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