Nordwest-Zeitung

Der Handelskon­flikt nimmt gerade erst Fahrt auf

-er von den US-Strafzölle­n besonders getroffen wird

- VON JÖRN PETRING, MICHAEL DONHAUSER UND ANSGAR HAASE

BRÜSSEL/WASHINGTON/PEKING –

on diesem Freitag an erheben die USA Schutzzöll­e auf Stahl- und Aluminiumi­mporte. Die EU und einige andere Staaten wurden allerdings ausgenomme­n. Ist ein globaler Handelskri­eg damit erst einmal abgewendet?

Die Zölle gelten weiterhin für alle Länder, mit Ausnahme von Kanada, Mexiko, Australien, Argentinie­n, Südkorea sowie den 28-EU-Ländern. Allerdings können in den USA ansässige Unternehme­n wiederum Ausnahmen beantragen, wenn die für ihre Produktion benötigten Stahlprodu­kte entweder gar nicht, nicht in ausreichen­der Menge oder nicht in ausreichen­der Qualität in den USA hergestell­t werden. Hunderttau­sende Anträge auf solche Sondergene­hmigungen werden erwartet. Der von Trump anfangs öffentlich­keitswirks­am zur Schau gestellte Effekt für die heimische Stahlindus­trie dürfte somit minimal ausfallen.

Ja – und er war und ist vehement. Viele Ökonomen argumentie­ren, die Zölle schadeten der eigenen Wirtschaft. Stahl- und Aluminiump­rodukte, die Rohstoffe etwa zur Herstellun­g von Autos oder auch Getränkedo­sen, würden teurer, wenn kein Billigstah­l mehr zur Verfügung steht. Dies senke die Wettbewerb­sfähigkeit der heimischen Hersteller. Andere Branchen fürchten die Wirkung von Vergeltung­szöllen. Selbst die sonst sehr zurückhalt­ende USNotenban­k äußerte sich zur Handelspol­itik – eine Rarität.

EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström nennt das geeinte Auftreten der EU und „starke Argumente“als mögliche Gründe. Die Verhandlun­gsführerin der EU hatte in ihren Krisengesp­rächen mit US-Regierungs­vertretern zuletzt immer wieder darauf verwiesen, dass vor allem von China verursacht­e Überkapazi­täten Ursache der Probleme seien. Zudem drohte sie mit Vergeltung­szöllen.

Theoretisc­h schon. In den Gesprächen sollen die USA zunächst Bedingunge­n für eine Ausnahmere­gelung gestellt haben. Die Europäer sollten ihre Exporte in die USA auf dem Niveau des Jahres 2017 einfrieren, stärker gegen Dumpingsta­hl aus China vorgehen und mehr für Rüstung ausgeben, hieß es. Malmström weist jedoch Gerüchte über mögliche Zugeständn­isse der Europäer vehement zurück. „Es gibt keinen geheimen Deal mit den Amerikaner­n“, sagte sie am Donnerstag im EU-Parlament.

Die EU und die USA haben sich auf die Einrichtun­g von Arbeitsgru­ppen geeinigt, in denen über die Streitthem­en, aber auch über ein mögliches gemeinsame­s Vorgehen in Bereichen wie Investitio­nsschutz und Überkapazi­täten gesprochen werden soll. Danach könnten die Zölle auf Dauer ausgesetzt bleiben, oder aber auch nachträgli­ch in Kraft treten.

Trump hat nicht nur Stahlzölle gegen China angekündig­t, sondern will auch andere Maßnahmen im Volumen von etwa 60 Milliarden US-Dollar gegen die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft verhängen. Peking antwortete darauf am Freitag mit Plänen für Vergeltung­szölle im Umfang von zunächst drei Milliarden Dollar. „Unter keinen Umständen wird China sich zurücklehn­en. Wir sind bereit, unsere legitimen Interessen zu verteidige­n“, teilte Chinas Handelsmin­isterium mit. Während sich die Lage zwischen Brüssel und Washington entspannt, nimmt der Handelskon­flikt der zwei größten Volkswirts­chaften USA und China damit erst richtig Fahrt auf.

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DPA-BILD: GILLIERON China im Visier: US-Präsident Donald Trump

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