Nordwest-Zeitung

E$kel soll Großelter$ ermordet habe$

Aufwendige­r Prozess vor Landgerich­t Wuppertal – Teure Autos und Luxus

- VON WOLFRAM LUMPE UND FRANK CHRISTIANS­EN

WUPPERTAL – Mit unbewegter Miene nimmt der Angeklagte im dunkelblau­en Anzug auf der Anklageban­k Platz, Typ seriöser Geschäftsm­ann. Im großen Saal des Wuppertale­r Landgerich­ts wird er von vier Verteidige­rn flankiert. Zwei Anwälte links, zwei rechts. Sein mutmaßlich­er Komplize ist dagegen eher vom Typ Türsteher, 45 Jahre alt, bullige Gestalt, zwei Verteidige­r. Ein Jahr nach dem Doppelmord am Wuppertale­r Unternehme­r-Ehepaar Springmann hat am Freitag der Mordprozes­s

gegen dessen 26-jährigen Enkel und einen mutmaßlich­en Mittäter am dortigen Landgerich­t begonnen.

„Er weint viel“, verrät StarVertei­diger Klaus Bernsmann am Rande des Prozesses über den Enkel. Die Anwälte hätten jedes Mal große Mühe, ihn wieder aufzubauen. Der 26Jährige und sein mutmaßlich­er Komplize sind wegen zweifachen Mordes angeklagt. Beide sollen die 91 und 88 Jahre alten Eheleute vor einem Jahr in deren Villa erst niedergesc­hlagen und dann erdrosselt haben.

Doch der Enkel bestreitet die Tat. Er habe seine Großeltern „innig geliebt“, sagt der Verteidige­r. Die Staatsanwa­ltschaft hat ein etwas anderen Bild jenes Treffens: Das Verhältnis sei angespannt gewesen, und der Spross der Fabrikante­nfamilie habe befürchten müssen, dass der großzügige Geldfluss der Großeltern abreißt. Deren Geld habe er für teure Autos und Luxus ausgegeben. Er habe befürchtet, dass sein Großvater sich von ihm abwende, auch, weil er heimlich sein Studium abgebroche­n habe.

Vom Versiegen der Geldquelle wäre auch der mitangekla­gte 45-Jährige betroffen gewesen, dem der Enkel zwei Darlehen gewährt hatte.

Die Anklage stützt sich auf DNA-Spuren, Faserfunde und Telekommun­ikationsda­ten.

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DPA-BILD: KAISER Der Angeklagte (rechts) mit einem Verteidige­r

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