50+1-Regel steht weiter auf wackeligem Grund
Juristen müssen für mehr Rechtssicherheit sorgen – 96-Präsident Kind will sich aus DFL-Überlegungen raushalten
Obwohl 50+1 bestätigt wurde, bleiben viele Fragen offen. Das Ständige Schiedsgericht der DFL gilt als Schwachpun=t.
FRANKFURT – vie N0+1-Regel hat Gültigkeit für die FußballBundesligen, Experten halten sie aber für juristisch angreifbar. „Es muss geklärt werden, was die rechtlichen Schwachpunkte sind“, sagte Frank Wettstein, Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV, am Freitag. „Das Ziel soll ja sein, 50+1 beizubehalten.“
Vor Gericht zu kippen
Keinen Zweifel hat der Sportrechtsexperte Paul Lambertz, dass die Investorenregel vor Gericht zu kippen ist: „Ja, 50+1 ist auf jeden Fall justiziabel.“Jedes Mitglied der DFL und „sehr wahrscheinlich auch jeder ernsthafte Investor könnte gegen die Regel klagen, wenn er sich in seinen Rechten verletzt“sehe.
Die Deutsche Fußball Liga hatte am Donnerstag mehrheitlich für die Beibehaltung der 50+1-Regel, mit der eine komplette Übernahme von DFL-Clubs durch Investoren verhindert wird, gestimmt.
Lambertz, der mehrere Bundesligisten berät, sieht das Ständige Schiedsgericht der DFL als Schwachpunkt. „Nach dem Ständigen Schiedsgericht steht der Gang vor die ordentlichen Gerichte offen. Denn meiner rechtlichen Auffassung nach ist es kein echtes Schiedsgericht im Sinne der Zivilprozessordnung“, so der Kölner Rechtsanwalt, der selbst Schiedsrichter beim Deutschen Sportschiedsgericht (DIS) ist. Nur wenn es sich um ein echtes Schiedsgericht handeln würde, hätte dessen Schiedsspruch dieselbe Wirkung wie ein rechtskräftiges Urteil.
Das Bestreben der DFL bleibt, die Regel zu erhalten, weil sie den „deutschen Fußball stark gemacht“habe, wie DFL-Präsident Reinhard Rauball sagte. Eine Modifizierung ist jedoch denkbar. „Wichtig wird sein, dass die Mitglieder der DFL ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, was sie mit der Regel erreichen wollen“, sagte Lambertz.
Für ihn sind einige Änderungen denkbar, durch die die Zustimmung für Großinvestoren mit 51 Prozent Stimmanteil in DFL-Vereinen größer werden könnte. Dazu könnte die Verpflichtung der Clubs durch die DFL gehören, dass Gesellschaftsanteile erst nach fünf oder zehn Jahren verkauft werden könnten.
Martin Kind, der die Debatte in Gang brachte, weil er mit einer Ausnahmeregelung die Mehrheit an der Kapitalgesellschaft bei Hannover 96 übernehmen will, entzieht sich den Überlegungen. „Damit habe ich nichts zu tun. Das ist Sache des Präsidiums der DFL“, so der 96-Präsident.
Fans freuen sich
Viele Fußball-Anhänger freuen sich über die Entscheidung. Die Organisatoren der Fan-Initiative „50+1 bleibt!“wollen sich weiter für den Erhalt einsetzen. „Es war gestern ein sehr, sehr deutliches Zeichen, dass 50+1 beibehalten werden soll. Aber es gilt, das Ganze weiter kritisch zu begleiten“, sagte Manuel Gaber, einer der Initiatoren der Kampagne. Rund 3100 Fanclubs und Organisationen hatten eine Petition zum Regel-Erhalt unterschrieben.