Nordwest-Zeitung

Behörden mauern nach Ausbruch

Keine Infos über Umstände der Flucht – Tizia L. in Dassel gefasst

- VON TOBIAS SCHWERDTFE­GER

In der Sozialther­apie sollte sie sich mit der Tat auseinande­rsetzen. Stattdesse­n ergriff Tizia L. lieber die Flucht.

VECHTA/DASSEL – Die Zeiten, in denen Tizia L. in einem Haftraum mit unverschlo­ssener Holztüre zugebracht hat, dürften nun Geschichte sein. Nach ihrem Ausbruch aus der Sozialther­apie des Frauengefä­ngnisses in Vechta wird sie mit verschärft­en Haftbeding­ungen – etwa eingeschrä­nkten Besuchszei­ten – zu rechnen haben.

Eine Flucht aus dem Gefängnis, die amtlich Entweichen heißt, ist an sich nicht strafbar. Damit respektier­t der Gesetzgebe­r den inneren Drang des Menschen nach Freiheit. Die vier Tage, die Tizia L. in Niedersach­sen auf der Flucht war, muss Tizia L. aber im wahrsten Sinne des Wortes nachsitzen.

Viele Fragen im Fall Tizia L. sind indes weiter unbeantwor­tet. So teilten die Behörden zwar mit, dass L. nach der Festnahme auf dem Weg zur Wache noch einmal zur Tizia L. gelang die Flucht aus dem Frauengefä­ngnis in Vechta.

Flucht ansetze. Unter welchen Umständen dies geschah, ob L. etwa aus dem Polizeiaut­o sprang, ließ das Justizmini­sterium auf Nachfrage unbeantwor­tet.

Schweigen herrscht auch in der Frage, wie die Ermittler der Ausbrecher­in auf die Spur gekommen sind. Wer war der Mann, der Tizia L. während der Flucht in Dassel (Kreis Northeim) Unterschlu­pf gewährte? Auch dazu schweigen sich die Behörden aus. Unklar ist auch, ob der Mann, den die Ermittler als „Bekannten“der

Frau bezeichnen, nun selbst Ermittlung­en zu befürchten hat. Wie L. überhaupt in die 180 Kilometer entfernte Kleinstadt im Kreis Northeim gekommen ist, blieb ebenso unbeantwor­tet.

Eigentlich sollte L. elf Jahre im Gefängnis bleiben. In einem Aufsehen erregenden Indizienpr­ozess war die 22Jährige im März 2017 verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Tizia L. im Juli 2016 ihren Mann, den Maurermeis­ter Willi L. (63) mit acht Schüssen aus einem Revolver getötet hatte, anschließe­nd eine Decke über ihm ausbreitet­e, sein Auto nahm und mit ihrem Liebhaber in den ItalienUrl­aub fuhr.

L. sollte sich in der Sozialther­apie mit der Tat auseinande­rsetzen. Sie galt im Gefängnis als nicht aggressiv. Für die Bevölkerun­g habe sie nach Ansicht des Justizmini­steriums während der Flucht keine Gefahr dargestell­t. L. war am Montag aus einer Dachluke des Haftgebäud­es entkommen.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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