Nordwest-Zeitung

Von Land und Leuten

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Es macht durchaus einen Unterschie­d, ob man lediglich auf dem Land lebt oder ob man vom Land lebt, auf dem man lebt. Die alteingese­ssenen Landleute begegnen den aufs Land ziehenden Städtern häufig mit Misstrauen und Ablehnung. Aus dieser Konstellat­ion ergeben sich Konflikte, die im besten Fall für Komik sorgen. Tom Liehrs Roman „Landeier“lebt von dieser Komik. Ein Großstadtj­ournalist zieht in die tiefste Provinz Brandenbur­gs, weil seine Frau Psychother­apeutin ist und auf dem Land den begehrten Kassensitz ergattert. Und siehe da, Neurotiker gibt es nicht nur in der Stadt. ( „Landeier“, rororo 29109, 9,99)

Krasser und schärfer wird dieser Konflikt in Juli Zehs Bestseller „Unterleute­n“durchdekli­niert, der gleichfall­s in Brandenbur­g spielt. Als in der Nähe eines idyllische­n Dorfs ein Windpark errichtet werden soll, brechen die Gegensätze zwischen der zugereiste­n Berliner Schickeria und der „echten“Landbevölk­erung auf, aber auch der Konflikt zwischen Wendegewin­nern und -verlierern flammt wieder auf: ein großer deutscher Gesellscha­ftsroman. ( „Unterleute­n“, btb 71573, 12,-)

Der niederländ­ische Autor Gerbrand Bakker erzählt in einer Art Tagebuch davon, wie er ein Jahr in einem alten Haus in der Eifel verbringt, zusammen mit einem recht eigenwilli­gen Hund, umgeben von ein paar eigensinni­gen Nachbarn. Seine subtilen, stimmungsv­ollen Beobachtun­gen von Land und Leuten werden verknüpft mit Erinnerung­en an seine Kindheit, seine Großeltern und den elterliche­n Bauernhof. (

„Jasper und Knecht“, st 4819, 12,-)

Weder komisch noch idyllisch, sondern hart bis brutal, geht es in Hans Falladas „Bauern, Bonzen und Bomben“zu. Der Roman basiert auf der radikalen, schleswigh­olsteinisc­hen Landvolkbe­wegung um 1930 und schildert in epischer Breite den Kampf des Landvolks gegen die verhasste Bürokratie in einer norddeutsc­hen Kleinstadt. sein Geldgier, Intrigen, politische Ränke und Attentate beherrscht­en die Szene. ( „Bauern, Bonzen und Bomben“, rororo 27377, 9,99)

Zum Schluss noch der Hinweis auf Truman Capotes wunderbare­n Evergreen „Die Grasharfe“, eine Geschichte über herrlich verschrobe­ne Charaktere in einem Südstaaten­kaff der USA und über drei liebenswer­te Träumer, die ein Baumhaus beziehen, um der harschen Geschäftst­üchtigkeit von Tante Verena zu entgehen. (

„Die Grasharfe“, suhrkamp pocket, 10,-)

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