Lamento beenden
Martin Schulz – das Opfer. Der gescheiterte SPD-Chef und gestrauchelte Kanzlerkandidat zeichnet noch einmal das Bild von den bösen Parteifreunden, denen er nur als willkommener Sündenbock gedient haben soll, um von den eigenen Fehlern der Vergangenheit abzulenken, die die SPD in ihre tiefe Krise gestürzt haben. Die tiefen offenen Einblicke in die Zeit seines Höhenfluges und jähen Absturzes, diese Art von Seelenstriptease, all dies ist sicher interessant und auch aufschlussreich. Doch ihm und seiner Partei hilft es nicht – im Gegenteil.
Dass es in der Politik und hier speziell in der SPD Intrigen und Machtkämpfe gibt, ist kein Geheimnis. Bis zuletzt hatten die Genossen dies quasi auf offener Bühne immer wieder unter Beweis gestellt. Kaum haben sich die Wogen in der Partei nun geglättet, die Sozialdemokraten den freien Fall in den Umfragen erst einmal gestoppt, da sorgt die „Martin-Schulz-Story“, ein Buch voller Interna, mit tiefen Einblicken in das Innenleben der Genossen wieder für Wirbel. Was nur will Schulz mit dieser endlosen Nabelschau erreichen? Angetreten als „Gottkanzler“, gefeiert wie ein Popstar, ist er im vergangenen Jahr erst strahlend hell gestartet und dann schnell wieder verglüht. Ihm fehlten die Hausmacht in der SPD und ein überzeugender Wahlkampf. Mit seinem Zickzack-Kurs erst vor der Wahl und dann auch danach hat er sich vor allem auch selbst ins Aus manövriert und seine Partei zwischenzeitlich an den Abgrund. Er hat Fehler gemacht, räumt dies zwar auch ein, geht aber vor allem mit seiner Partei und den Parteifreunden hart ins Gericht. Mit seiner Nachlese schadet er sich und seiner Partei. Schulz sollte das laute Lamento beenden. Damit wäre ihm und der SPD am besten gedient.
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