Nordwest-Zeitung

Bia ühne war Lys Assias Leben

„Grande Dame der Eurovision“mit 94 Jahren gestorben – „O mein Papa“erster Hit

- VON CHRISTIANE OELRICH UND THOMAS BURMEISTER

Äie war die erste Gewinnerin des Eurovision Song Contest. Zweimal versuchte sie Jahrzehnte danach, auch die älteste Teilnehmer­in zu werden.

ZÜRICH – Mit fast 90 wollte es die einstige Schlagerdi­va Lys Assia noch einmal wissen: Die Schweizeri­n, die den ersten Eurovision Song Contest 1956 gewonnen hatte, bewarb sich vor ein paar Jahren wieder um die Teilnahme, unter anderem mit einer Rapper-BoyGroup, deren Mitglieder ihre @renkel hätten sein können. Mit Sprüchen wie „Hello, how is the flow?“– etwa: na, was läuft so? – gab sie im gemeinsame­n Musikvideo die coole Oma. „Nicht alle unsere Träume werden wahr“, sang sie mit den fünf afrikanisc­hstämmigen Jungs der Gruppe New Jack aus Bern – und scheiterte bei der Vorauswahl. „Mir genügt es schon, wieder ein wenig dabei zu sein und Eurovision­s-Luft zu spüren, das ist wunderschö­n“, sagte sie damals. Am Samstag starb sie in Zürich im Alter von 94 Jahren.

„Lys hat sich bis zuletzt wie ein Weltstar gegeben“, sagte tieftrauri­g ihr langjährig­er Weggefährt­e, Jean Eichenberg­er. Mit dem Operettenh­it „O mein Papa“hatte Assia, mit bürgerlich­en Namen Rosa Mina Schärer, 1950 ihren ersten Hit gelandet. Den Sieg beim ersten Song Contest, der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß, schaffte sie 1956 mit dem Lied „Refrain“. Dabei setzte sich die charmante Schweizeri­n im Teatro-Kursaal von Lugano unter anderem gegen den markigen Freddy Quinn („Heimweh“) durch.

Nach ihrer ersten Ehe – der Mann starb nach neun Monaten – war sie 1958 auf einem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt. Bis 1964 brachte Assia aber noch mehrere Platten heraus, die es teils in die Hitparaden schafften. Die letzte deutsche Platzierun­g erreichte sie 1962 mit „Sterne von Syrakus“.

Eine lange Karrierepa­use folgte auf die Hochzeit mit dem dänischen Multimilli­onär Oscar Pedersen. „Sie rief mich damals an und sagte, ich habe drei Männer, die mich heiraten wollen, welchen soll ich nehmen?“, erzählte Eichenberg­er. „Ich habe ihr gesagt: Nimm den reichsten.“Assia zog in die Heimat ihres Ehemanns. Bis er 1995 bei einem Unfall starb, betrieb sie mit ihm Hotels in Europa, Japan und Südamerika.

Aber das Showgeschä­ft reizte sie so sehr, dass sie auf die Bühne zurückkehr­te. Bei Konzerten – unter anderem 2002 in Bremen – wurde sie gefeiert. Bis 2008 folgten noch drei Alben mit neuen Liedern und Neueinspie­lungen ihrer Oldies sowie Coverversi­onen.

Assia hatte eine Tochter aus der ersten Ehe, wie Eichenberg­er sagt. Die beiden waren aber nicht sehr eng.

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DPA-BILD: KAISER SchGagerdi­va Lys Assia

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