Nordwest-Zeitung

„Es wird keine Horst-Welle geben“

Warum dem Vornamen von Bundesinne­nminister Seehofer ein Makel anhaftet

- VON BERNHARD SPRENGEL

Wie ein in Verruf geratener Vorname wieder aufgewerte­t werden kann, zeigt derzeit ein anderer Politiker: Juso-Chef Kevin Kühnert.

HAMBURG – Horst Seehofer will als neuer Bundesinne­nminister verhindern, dass unbegrenzt Menschen mit Vornamen wie Mohammed oder Ali nach Deutschlan­d einwandern. Menschen mit dem Vornamen Horst jedenfalls werden in den nächsten Jahren definitiv kein Massenphän­omen werden – da ist sich der Hobby-Namensfors­cher Knud Bielefeld sicher. In den vergangene­n Wochen waren einige Politikern­amen in aller Munde – ganz besonders Horst wurde oft verspottet. Kann Deutschlan­ds neuer Innenminis­ter gar nichts für seinen Vornamen tun?

Vereinzelt könnten Neugeboren­e mal mit zweitem Namen Horst genannt werden. Aber: „Es wird keine HorstWelle geben“, sagt Bielefeld. Dem Namen hafte ein Makel an, er werde verunglimp­ft. Der CSU-Politiker Horst Seehofer werde daran nichts ändern können.

Um das Negativima­ge von Horst hat sich vor allem der bayerische Kabarettis­t Bruno Jonas verdient gemacht. Jonas hatte 2015 sein Buch „Vollhorst“vorgelegt. Das Werk war auf den Politikert­ypus gemünzt, den Jonas in Seehofer erkennt. Inzwischen muss sich der Politiker eine neue Schmähung gefallen lassen. Auf Twitter verspotten ihn seine Gegner als „Heimathors­t“, weil zu seinem Ressort auch das Thema Heimat gehört.

Vor 100 Jahren war Horst ein sehr beliebter Vorname, Anfang der 30er Jahre habe er seinen Höhepunkt gehabt, noch bevor die Nazis ihren Kameraden Horst Wessel als Märtyrer feierten. In der Beliebthei­tskurve des Vornamens sei auch kein Nazi-Einfluss zu erkennen, sagt Bielefeld. Seit mehr als drei Jahrzehnte­n werde kaum noch ein Kind in Deutschlan­d Horst genannt. Eigentlich könnte es Zeit für ein Revival sein, doch der Name hat noch ein weiteres Handicap. Er sei ein „extremes Konsonante­ncluster“. Solche Häufungen von Mitlauten seien derzeit unbeliebt. Außer Mode seien zudem Namen mit dem Vokal o. Populär seien solche mit a und e.

Während es also fraglich ist, ob der neue Heimatmini­ster etwas für den Horst tun kann, sieht das bei einem anderen in Verruf geratenen Vornamen ganz anders aus: Kevin. Das Auftreten von Juso-Chef Kevin Kühnert habe für das Image dieses Vornamens „wahnsinnig­e Vorteile“, sagt Bielefeld. Beim SPD-internen Streit um die Groko habe ein Kevin im Rampenlich­t gestanden, der dem Klischee dieses Namens überhaupt nicht entspreche. Kevin Kühnert habe die Vorurteile widerlegt und einen Dienst für alle Kevins geleistet.

Noch vor einem Jahr hatte der Namensfors­cher dafür plädiert, Eltern grundsätzl­ich zu verbieten, ein Kind Kevin zu nennen. Nun rechnet er damit, dass noch mehr erwachsene Kevins als beruflich erfolgreic­he Menschen in Erscheinun­g treten. Eine neue Kevin-Welle sei aber ebenso unwahrsche­inlich wie eine Horst-Welle, sagt Bielefeld. Wincent Weiss

Popsänger WINCENT WEISS („Feuerwerk“, „Frische Luft“) stellt seine Preise und Auszeichnu­ngen zu Hause bei der Familie ab. „Sie kommen zu meiner Mutter und meiner Schwester. Dort im Wohnzimmer gibt es kleine Ecken, in die Preise passen“, sagte der aus Eutin in Schleswig-Holstein stammende 25-Jährige. „Da stehen sie dezent.“

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DPA-BILD: DECK

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