Tuchel zieht wohl London vor
Trainer sagt Bayern als Heynckes-Nachfolger ab – Wechsel zum FC Arsenal?
Auch eine Telefonkonferenz konnte Tuchel nicht von München überzeugen. Dem Meister läuft bei der Suche nach einem Coach die Zeit davon.
LONDON – Diesmal hat sich der FC Bayern verzockt – allen voran Präsident Uli Hoeneß. Erst verpuffte seine CharmeOffensive bei Jupp Heynckes, und nun hat auch Thomas Tuchel dem Fußball-Rekordmeister offenkundig einen Korb gegeben. „Bild am Sonntag“und „Süddeutsche Zeitung“berichteten übereinstimmend, dass der frühere Coach von Borussia Dortmunf bei den Münchnern abgesagt habe, weil er bei einem internationalen Topclub im Wort steht.
Tuchels Berater Olaf Meinking war am Sonntag nicht zu
erreichen, doch es soll sich laut „Kicker“um den FC Arsenal aus der englischen Premier League handeln. Dort würde Tuchel den Franzosen Arsene Wenger beerben, der noch bis 2019 unter Vertrag, aber auch in der Kritik steht. Zu Paris St. Germain soll allerdings ebenso eine heiße Spur führen, der FC Chelsea sei ebenfalls noch im Rennen. Seit seinem Abschied von der Borussia im Mai 2017 war Tuchel ohne Verein – und bringt den FC Bayern nun gehörig ins Schwimmen.
Ins Blickfeld gerät wieder Ralph Hasenhüttl (50). Der Österreicher ist bis 2019 an RB Leipzig gebunden, doch die Verhandlungen über eine Verlängerung stocken, und er hat eine Bayern-Vergangenheit. Dazu kommt Niko Kovac (46) von Eintracht Frankfurt, er hat das berühmte Bayern-Gen aus seiner Zeit als Spieler intus. Da ist auch Lucien Favre (60) von OGC Nizza. Er soll
eine Ausstiegsklausel im Vertrag haben und kennt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gut, sie waren in den 1980ern bei Servette Genf Zimmerkollegen. Kontakt gab es auch zu Mauricio Pochettino (46) von Tottenham Hotspur.
Obwohl sich der FC Bayern dank Heynckes’ Arbeit gerade „auf einer Wolke“befindet, wie Hoeneß unlängst anmerkte, ist es mit dem gemütlichen Schwebezustand jetzt vorbei. Der Druck in der Trainersuche nimmt zu, hektische Tage wird es an der Säbener Straße noch einige geben.
Der vergangene Freitag etwa soll von fieberhafter Betriebsamkeit geprägt gewesen sein. Die „SZ“schrieb von einer Telefonkonferenz, in der die Bayern-Führungsriege mit Hoeneß, Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic versuchte, Tuchel noch vom Engagement in München zu überzeugen. Der
44-Jährige ließ sich demnach aber nicht erweichen, nachdem er tags zuvor die Bayern von seiner Entscheidung unterrichtet habe.
Ein konkretes Angebot an Tuchel hatte es offenbar nicht gegeben, was allem Anschein nach an Hoeneß lag. Der mächtige Bayern-Boss hatte angeblich angesichts seiner vagen Hoffnung auf einen Verbleib von Heynckes der Personalie Tuchel nicht zugestimmt. Und als er das wohl im Lichte der neuen Sachlage tat, sei es laut SZ zu spät gewesen.
Kurz vor dem sechsten Meistertitel in Folge brauchen die Münchner im Eiltempo eine überzeugende Trainerentscheidung für die Zukunft. Und weil Tuchel der einzige der Kandidaten ohne Vereinsbindung war, schränkt sich der Handlungsspielraum weiter ein, denn es wird ein deutschsprachiger Coach bevorzugt. Was nun, FC Bayern?