Nordwest-Zeitung

Löwen lassen nach Doppelplei­te ordentlich Frust ab

Unrühmlich­es Ende der Terminposs­e – Mannheim verliert in Kiel und in Kielce

- VON NICOLAS REIMER

KIEL – Der „Doppel-Dämpfer“in Bundesliga und Champions League brachte Andy Schmid so sehr in Rage, dass er seine schweizeri­sche Besonnenhe­it verlor. „Das war ein scheiß Tag für uns, ein scheiß Tag für den Verein und ein scheiß Tag für den Handball“, schimpfte der Spielmache­r der RheinNecka­r Löwen nach dem unrühmlich­en Ende der peinlichen Terminposs­e.

Weil sich die Bundesliga (HBL) und die europäisch­e Dachorgani­sation EHF im Vorfeld wie bockige Kinder verhalten hatten, musste der deutsche Meister am Samstag

innerhalb weniger Stunden gleich zwei Partien austragen. „Ich wünsche mir einfach“, sagte Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen in der ARD, „dass man künftig wieder mehr auf die Akteure hört und weniger auf die hohen Herren.“

Die hatten den Verein aus Mannheim wegen der verpassten Einigung nämlich terminlich in die Bredouille gebracht und eine unpopuläre Entscheidu­ng notwendig gemacht. Weil „wir unbedingt Meister werden wollen“, begründete Sportchef Oliver Roggisch, traten die Stars im Liga-Spitzenspi­el beim THW Kiel an. Das brachte aufgrund der pausierend­en FußballBun­desliga zwar mehr Aufmerksam­keit als sonst, dummerweis­e aber auch eine 22:27 (9:17)-Niederlage.

Und nur zwei Stunden zuvor hatten die Löwen 900 Kilometer entfernt mit ihrer zweiten Mannschaft das Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League bei KS Vive Kielce bestreiten müssen – und waren hoffnungsl­os unterlegen. Nach dem 17:41 ist die Saison für die Mannheimer in der Königsklas­se so gut wie beendet. „Wir sind jetzt die kompletten Idioten. Dieser Tag wird nicht in die positive Geschichte des Clubs eingehen“, sagte der Schweizer Schmid.

Ob es sinnvoller gewesen wäre, mit den Stars nach Kielce und den B-Kräften nach Kiel zu fahren, ist müßig zu diskutiere­n. Denn die Löwen hätten es sich wegen der Liveübertr­agung der ARD kaum erlauben können, mit der Nachwuchsa­uswahl zum Top-Duell der Liga zu reisen.

So durfte der Löwen-Nachwuchs – darunter vier A-Jugendlich­e – einmal das Abenteuer Champions League erleben. Die Profis von Kielce waren überrascht, wem sie da gegenüber standen. „Für uns war das heute eine ganz merkwürdig­e Situation“, meinte Vive-Trainer Talant Dujshebaew. Für ihn sei es unbegreifl­ich, dass ein Achtelfina­le unter solchen Bedingunge­n ausgetrage­n wird. „Niemand ist glücklich heute, auch wir nicht, selbst wenn wir gewonnen haben.“

Auch wenn das Ergebnis deutlich ausfiel, schlugen sich die Gäste achtbar gegen die polnische Startruppe.

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DPA-BILD: ANSPACH Sauer: Andy Schmid von den RN Löwen

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