Nordwest-Zeitung

Vettels Boxenstopp ins Glück

Ferrari-Pilot siegt in Melbourne nach Software-Panne bei Hamilton

- VON JENS MARK

Eigentlich lag Vettel aussichtsl­os auf Rang drei. Eine Safety-Car-Phase brachte ihn zurück in den Kampf um den Sieg.

MELBOURNE – Sebastian Vettel grinste auch lange nach dem Adrenalin-Kick im Albert Park noch und ließ sich auf dem Podium von seiner glückselig­en Crew bejubeln. Im ersten Duell der viermalige­n Formel1-Weltmeiste­r mit Lewis Hamilton gelang Vettel beim Großen Preis von Australien dank einer Fügung ein perfekter Start. „Wir hatten natürlich Glück mit dem Safety Car. Das war unser Schlüssel für den Sieg“, sagte Vettel.

Er machte keinen Hehl draus, dass ohne das sogenannte virtuelle Safety Car aus seiner Loria noch kein Siegerauto gleich bei der Grand-Prix-Jungfernfa­hrt geworden wäre. „Man hat gesehen, dass Lewis der schnellste Mann draußen war“, konstatier­te Vettel. Hamilton, der am Samstag mit mehr als sechs Zehntelsek­unden Vorsprung auf den späteren Renndritte­n Kimi Räikkönen die Pole geholt hatte, wurde mit seinem Silberpfei­l von einem Software-Problem gebremst. „Ich verstehe es immer noch nicht“, sagte er anderthalb Stunden nach dem Rennende. „Wenn du von so vielen Computern und Technologi­e abhängig bist, ist das schon hart. Ich wünschte mir, es wäre mehr in den Händen der Fahrer.“

Entscheide­nd war der Mo-

ment, als der Haas-Wagen von Romain Grosjean nach 24 Runden wegen eines losen Rades stehenblei­ben musste. Daraufhin wurde die virtuelle Safety-Car-Phase ausgerufen. Ferrari hatte zuvor Räikkönen als ersten der Top-Fahrer reingerufe­n zum Reifenwech­sel, Hamilton war eine Runde später an die Box gekommen, Vettel draußen geblieben.

Der Hesse wusste, dass er unter normalen Umständen bei seiner 200. Grand-PrixTeilna­hme weder an den auf Platz zwei liegenden Räikkönen, geschweige an Hamilton rankommen würde. „Ich habe gebetet, dass einer stoppt und das Safety Car kommt“, gab Vettel zu, „als ich gesehen habe, dass da ein Wagen steht, war ich voller Adrenalin.“

Die Programme der Silberpfei­le hatten errechnet, dass es gut ausgehen sollte für Hamilton bei einem Polster von 15 Sekunden. „Wir haben den Vorsprung nach dem Boxenstopp von Lewis so gemanagt, dass es auch unter diesen Bedingunge­n reichen würde“, erklärte Teamchef Toto Wolff.

Die Rechnung ging aber nicht auf: Zehn Sekunden waren das Zeitfenste­r. Hamilton, der zum siebten Mal von Startplatz eins in Melbourne gestartet war, war plötzlich nur noch Zweiter. „Ist das mein Fehler?“, funkte der Brite an die Box. „Lewis, wir dachten, wir wären sicher, aber offensicht­lich ist etwas schief gegangen“, lautete die Antwort vom Kommandost­and.

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DPA-BILD: RYCROFT Kuss für die Trophäe: Sebastian Vettel genießt seinen Sieg in Melbourne.

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