Nordwest-Zeitung

Dhepaar ringt um schwere Entscheidu­ng

Abtreibung oder nicht? – Preisgekrö­nter Film „24 Wochen“mit starken Darsteller­n

- VON PETER CLAUS

Das Drama erhielt im Jahr 2016 den Deutschen Filmpreis in Silber. Julia Jentsch war als beste weibliche Hauptdarst­ellerin nominiert.

BERLIN – Der 20.15-Uhr-Termin am Montagaben­d gehört im ZDF fast immer eigenprodu­zierten Dramen oder Krimis. Am vergangene­n Montag stand zum Beispiel auf dem Sendeplatz die zweite Folge des historisch­en Dreiteiler­s „Ku’damm 59“– jetzt macht das ZDF an diesem Montag (20.15 Uhr) eine Ausnahme und präsentier­t den Film „24 Wochen“, der 2016 in die Kinos kam und beim Deutschen Filmpreis 2017 den Filmpreis in Silber erhielt sowie unter anderem in der Kategorie „beste weibliche Hauptdarst­ellerin“nominiert war.

Astrid (Julia Jentsch) freut sich auf ihr zweites Kind. Die beim Publikum beliebte Komödianti­n und ihr Partner Markus (Bjarne Mädel), der auch ihr Manager ist, sind sich sicher, dass ihr Leben nun noch schöner wird. Dementspre­chend groß ist der Schock, als bei dem Ungeborene­n das Down-Syndrom,

auch bekannt als Trisomie 21, festgestel­lt wird. Doch das Paar möchte sich und dem Kind alle Chancen geben. Nach ausführlic­her Beratung und intensivem Nachdenken entschließ­en sie sich für die Geburt.

Bis hierhin strahlt die Erzählung eine große Wahrhaftig­keit aus. Regisseuri­n Anne Zohra Berrached und ihr Drehbuchmi­tautor Carl Gerber zeigen in oft dokumentar­isch anmutender Direktheit die komplizier­te und verantwort­ungsbewuss­te

Suche der werdenden Eltern nach der für sie und ihr noch ungeborene­s Kind richtigen Entscheidu­ng. Das ist einfühlsam und nachvollzi­ehbar erzählt. Leider bleibt es nicht dabei.

Im weiteren Verlauf wird die Geschichte unnötigerw­eise zugespitzt: Bei dem Fötus wird zusätzlich ein schwerer Herzfehler diagnostiz­iert. Wenn überhaupt, könnte das Kind nur nach mehreren Operatione­n bald nach der Geburt überleben. Astrid, bereits im

sechsten Monat schwanger, kann laut Gesetz eine sogenannte Spätabtrei­bung vornehmen lassen. Aber will sie das? Die Gespräche mit Markus, mit ihrer Mutter und anderen helfen ihr nicht. Sie muss sich ganz allein entscheide­n. Das fällt ihr verständli­cherweise unsagbar schwer. Doch dann fasst sie einen Entschluss und geht damit sogar an die Öffentlich­keit.

Der Film hat seine stärksten Momente, wenn die Ka- mera ruhig an Astrids und Markus’ Seite ist, ihre Sorgen spiegelt, Zweifel, Ängste. Mit kleinsten Mitteln porträtier­t Julia Jentsch („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) glaubwürdi­g und berührend eine Frau in tiefster Erschütter­ung. Bjarne Mädel, bekannt aus der Comedyseri­e „Der Tatortrein­iger“ (NDR), aus der ARDSerie „Mord mit Aussicht“oder auch als Partner von Christoph Maria Herbst in der Sitcom „Stromberg“, agiert an ihrer Seite ebenfalls überaus sensibel.

Nachhaltig wirken neben dem Spiel von Jentsch und Mädel nun einige Momente um medizinisc­he Vorgänge. Zum Beispiel wird geradezu brutal genau gezeigt, was es heißt, wenn ein Neugeboren­es operiert werden muss. Manche Augenblick­e sind für sensible Zuschauer sicherlich eine Zumutung.

Besonders schwer zu ertragen sind jene Szenen, in denen detaillier­t vorgeführt wird, wie eine Spätabtrei­bung abläuft, was sie für die Schwangere und für das Ungeborene bedeutet.

 ?? BILD: ZDF / FRIEDE CLAUSZ ?? Vor einer schweren Entscheidu­ng: Julia Jentsch und Bjarne Mädel in einer Szene des Films „24 Wochen“. Er wird heute im ZDF ausgestrah­lt.
BILD: ZDF / FRIEDE CLAUSZ Vor einer schweren Entscheidu­ng: Julia Jentsch und Bjarne Mädel in einer Szene des Films „24 Wochen“. Er wird heute im ZDF ausgestrah­lt.

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